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Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Titel: Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Denworthy. Sagen Sie einfach Lizzy zu mir. Darf ich mich ein paar Minuten zu Ihnen setzen?«
    »Gerne.« Priscylla seufzte. »Ich langweile mich schrecklich, so ganz alleine.«
    »Ich würde Sie ja gerne einladen zusammen mit den anderen zu feiern, aber ich fürchte, das würde Dr. Jackson mir sehr übel nehmen«, sagte Elisabeth. Sie zog einen Stuhl heran und setzte sich neben das Bett. Nervös knetete sie ihre Hände. »Ich … ich wäre froh, wenn Sie ihm überhaupt nicht erzählen würden, dass ich hier war.«
    »Einverstanden«, stimmte Priscylla zu. »Es ist wirklich nett, dass Sie sich ein wenig um mich kümmern.« Sie lachte schelmisch. »Da wäre es doch unfair, wenn ich Sie dafür verpetzen würde.«
    Elisabeth schauderte. Etwas an dem Lachen erschien ihr sonderbar falsch, ohne dass ihr bewusst wurde, was sie so beunruhigte. In einer Beziehung hatte Jackson zweifelsohne Recht, dieses Mädchen war wirklich außergewöhnlich. Allein dieses vordergründig so natürlich anmutende Lachen war ein Beweis dafür. Es hatte nichts mit dem verrückten, schrillen Gekicher mancher anderer Patienten gemein, aber ebenso unterschied es sich von dem Lachen normaler Menschen. Es wirkte auf eine unbegreifliche Art … unmenschlich!
    Mit einem Mal hielt es Elisabeth Denworthy gar nicht mehr für eine so gute Idee, heimlich Nachforschungen anzustellen. Ihre Nervosität verstärkte sich. Am liebsten hätte sie sich verabschiedet und wäre aus dem Zimmer gegangen.
    Dann aber erinnerte sie sich wieder an das, was sie eigentlich herausfinden wollte. Sie gab sich einen innerlichen Ruck.
    »Dr. Jackson kümmert sich ja wirklich rührend um Sie«, sagte sie wie beiläufig. »Er verwendet fast seine ganze Zeit nur auf Sie. Selbst nachts unternimmt er mit Ihnen noch Spaziergänge.«
    Priscyllas Gesicht verdüsterte sich. »Was meinen Sie damit?«, hakte sie nach. Jede Spur von Freundlichkeit war aus ihrer Stimme gewichen. Ihr Tonfall klang jetzt beinahe lauernd.
    Elisabeth schluckte, um den Kloß loszuwerden, der plötzlich in ihrem Hals saß. Sie erkannte, dass sie zu weit gegangen war. Die Atmosphäre im Raum hatte sich binnen weniger Sekundenbruchteile völlig verändert. Priscylla machte auf einmal keineswegs mehr den Eindruck eines unschuldigen, harmlosen Mädchens, das nur gelegentlich von Schreianfällen überwältigt wurde. Elisabeth erschien sie vielmehr wie …
    Ihr fiel kein passender Vergleich ein, aber es handelte sich in jedem Fall um etwas äußerst Unangenehmes, geradezu Gefährliches. Sie warf einen verstohlenen Blick zur Tür. Sie war geschlossen, obwohl sich die Krankenschwester sicher war, sie beim Eintreten offen gelassen zu haben. Einen Moment spielte sie mit dem Gedanken einfach aufzuspringen und aus dem Zimmer zu rennen, aber ohne um die Herkunft dieses Wissens zu ahnen, wusste sie plötzlich, dass sie nicht einmal die Tür erreichen würde.
    »Was meinen Sie mit nächtlichen Spaziergängen?«, fragte Priscylla noch einmal. Ihre Stimme klang nun eindeutig lauernd.
    »Nun, ich … ich sah letzte Nacht, wie Dr. Jackson mit Ihnen über den Flur ging.« Wohlweislich verschwieg die Krankenschwester, dass sie auch gesehen hatte, dass das Ziel der beiden Menschen die Gewölbe unter dem Sanatorium gewesen waren. Ihr war ein Gedanke gekommen, wie sie sich herausreden konnte. »Es ist ja ungesund, wenn man so lange nur im Bett liegt«, fuhr sie hastig fort und zwang sich zu einem gekünstelten Lächeln. »Da er Kontakte mit den anderen Patienten verhindern will, dachte ich mir, dass er extra nachts mit Ihnen spazieren geht, wenn die anderen schlafen. Er ist wirklich ein ungewöhnlich engagierter Arzt, dass er sogar seine Nachtruhe für Sie opfert.«
    Erleichtert atmete Elisabeth auf, als sie sah, wie sich das Gesicht des Mädchens wieder entspannte und sogar ein zaghaftes Lächeln zeigte. Anscheinend hatte sie genau das Richtige gesagt. Dennoch wollte sie nur noch so schnell wie möglich aus dem Zimmer heraus, weg von diesem unheimlichen Mädchen.
    »Ich muss jetzt wieder zurück, bevor man mich vermisst«, sagte sie und stand abrupt auf.
    »Vielen Dank noch einmal, dass Sie gekommen sind«, verabschiedete sich Priscylla. »Ach, einen Gefallen könnten Sie mir bitte noch tun.«
    Auf halbem Weg zur Tür verharrte Elisabeth Denworthy und drehte sich widerwillig wieder herum.
    »Um was handelt es sich denn?«
    »Da wir Weihnachten haben, würde ich mich gerne ein wenig schön machen. Könnten Sie mir bitte den Spiegel und die
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