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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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würde niemals geschehen, wenn er Nizar Macht über seinen Stamm und seine Seele gab. Scheik Achmed war nicht einmal traurig, als er sich der einzig möglichen Konsequenz bewusst wurde, die es für ihn noch gab. Um seinen Stamm brauchte er sich keine Sorgen zu machen. Ali würde schon wissen, wie er sich Nizars Zugriff entziehen konnte.
    Achmed fragte sich, auf welche Art er sterben würde. Durch einen dieser altertümlich gerüsteten Krieger, die wie vertrocknete Mumien aussahen? Oder würde ihn Nizar mit seinem Zauberblick töten?
    Nizar betrachtete den alten Mann lauernd, der schwer atmend vor ihm saß. Er nahm sein Schweigen als Zeichen, dass Scheik Achmed aufgegeben hatte. Er streckte gebieterisch die Rechte aus und erwartete, dass der andere sie ehrfürchtig küssen würde.
    Scheik Achmed küsste seine Hand nicht.
    Er tat etwas ganz anderes.
    Mit einer schier unmenschlichen Anstrengung richtete er sich auf und lachte dem Zauberer ins Gesicht.
    »Beim Barte des Propheten und bei meinem eigenen, nein!«, presste er hervor. »Ich werde mich dir niemals unterwerfen. Und auch mein Stamm wird es nicht tun! Möge Allah dich in den tiefsten Schlund der Dschehenna schleudern, wo du hingehörst, du Kreatur des Schejtans!«
    Nizars Gesicht nahm ganz langsam die gleich Farbe an wie der Thron, auf dem er saß. Seine Finger krallten sich in die Lehne, als wollten sie das kostbar geschnitzte Holz zermalmen. Dann atmete er hörbar aus und gab den drei Frauen einen kurzen Wink.
    Scheik Achmed wunderte sich ein wenig, als die drei auf ihn zukamen und ihm die Hände auf die Schultern legten. Er blickte von einer zur anderen und sah Funken in ihren Augen sprühen, und wieder konnte er an nichts anderes denken als an Raubkatzen. Die Angst packte ihn erneut, schlimmer als zuvor. Er wich langsam zurück, bis sein Rücken die Wand berührte und es nichts mehr gab, wohin er fliehen konnte.
    Die Frauen ließen ihn nicht los. Und dann geschah etwas Entsetzliches.
    Vor Scheik Achmeds ungläubig geweiteten Augen begannen sie, sich zu verändern. Ihre Fingernägel wuchsen zu scharfen Krallen, die sich schmerzhaft in seine Haut und in sein Fleisch bohrten. Auch die Gesichter veränderten sich, wurden kürzer und breiter und überzogen sich mit feinem, seidig glänzendem Fell; ebenso ihre Körper, die sich in schlanke, geschmeidige Raubkatzenleiber verwandelten.
    Einen kurzen Moment kosteten die drei zu einer Löwin, einer schwarzen Pantherkatze und einer Gepardin gewordenen Frauen das Grauen des alten Mannes noch aus.
    Dann öffneten sie ihre Rachen zu einem tiefen, gierigen Grollen.
    Scheik Achmed sah die langen Reißzähne dicht vor seinem Gesicht blitzen und stieß einen Schrei aus, der im Kreischen der Raubkatzen unterging.
     
    Einige lange Augenblicke vergingen, bis ich begriff, dass alles vorbei war. Und ich glaubte es erst, als ich sah, dass der Knauf meines Stockdegens kein gelbes Licht mehr ausstrahlte, dass der Shoggotenstern darin nur noch schattenhaft erkennbar war.
    Und es dauerte noch länger, bis ich allmählich zu begreifen begann, was überhaupt geschehen war …
    Ich hatte das geheimnisvolle Transportsystem der GROSSEN ALTEN ja schon mehr als einmal benutzt, doch so schlimm wie diesmal war es noch nie gewesen. Ich erinnerte mich kaum, wie ich in das Tor gekommen war; geschweige denn, was während des Transportes wirklich geschehen war. Hinter mir lag eine nicht zu bestimmende Zeit – Sekunden oder Jahrhunderte, das blieb sich gleich – voll gestaltlosem Schrecken und dumpfem Wahnsinn, der mich gepackt hatte. Meine Kehle war rau und spannte, als hätte ich stundenlang geschrien, und in meinen Muskeln saß die allmählich verblassende Erinnerung an einen sehr tiefgehenden Schmerz. Irgendetwas hatte sich während des Durchgangs an mich geklammert und versucht, mich in der Zwischenzeit festzuhalten. Es hatte nicht viel gefehlt und es wäre ihm gelungen.
    Verwirrt richtete ich mich vollends auf, fuhr mir mit dem Handrücken über die Augen und spürte erst jetzt, dass ich mir bei meiner recht unsanften Landung auf dem Boden die Nase blutig geschlagen hatte.
    Außerdem war die Sandrose nicht mehr da.
    Außer meiner Nase schien auch mein Gehirn bei dem unfreiwilligen Sprung durch das Tor gelitten zu haben, dachte ich verwirrt. Irgendetwas war … Zum Teufel, irgendetwas war schief gegangen. Aber was? Ich hatte die Sandrose in der Hand gehalten, als ich das Tor betrat, und jetzt war sie fort und dies hier war mit Sicherheit
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