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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nicht die Angst um sein Leben allein, die seine Glieder und viel mehr noch seinen Willen lähmte, sondern vor allem der Ekel vor dem Mann auf dem Thron.
    Dabei sah Nizar mit seinem Kugelbauch, den die lose fallende Jellaba vergeblich zu kaschieren suchte, den kleinen, beinahe hinter den Speckwülsten auf seinen Wangen verschwindenden Augen und seinen über die Maßen mit Ringen beschwerten kurzen Wurstfingern auf den ersten Blick eher lächerlich als gefährlich aus. Ein Mann, den jeder, der ihn nicht kannte und ihm zum ersten Mal begegnet wäre, als harmlosen Spinner abgetan hätte.
    Doch Scheik Achmed wusste, wie sehr dieser Eindruck täuschte. Nizar war ungefähr so harmlos wie ein schlecht gelaunter Wüstenskorpion oder ein eisbedeckter Vulkan, der kurz vor dem Ausbruch stand.
    Nizar ließ den Rubin fallen wie ein Spielzeug, dessen er überdrüssig geworden war, wuchtete seinen massigen Leib in eine bequemere Lage und sah Scheik Achmed mit einem fast übertrieben freundlichen Lächeln an. Er wirkte jetzt wie ein arabischer Märchenerzähler, der es sich auf dem Teppich bequem gemacht hatte, um seine Zuhörer zu unterhalten. Nur, dachte Achmed fröstelnd, dass er einzig Geschichten von Tod und Angst zu erzählen hatte.
    »Nun, wie lautet deine Antwort, mein Freund?«
    Nizars Stimme war – soweit überhaupt möglich – noch eine Spur freundlicher als seine Miene. Doch Scheik Achmed schrumpfte ängstlich ein weiteres Stück in sich zusammen und zermarterte sich das Gehirn, um eine Antwort zu finden, die Nizar zufrieden stellen würde, ohne dass er indes gezwungen war, sich endgültig festzulegen.
    »Du … du forderst zu viel von mir«, sagte er schließlich zögernd. Er hatte nicht die Kraft, Nizars Blick dabei standzuhalten. Konnte man einen Mann wie Nizar überhaupt belügen?, dachte er. Laut fuhr er fort: »Ohne die Versammlung der Ältesten zu befragen, kann ich keine für den Stamm so ungeheuer wichtige Entscheidung treffen. Das musst du verstehen!«
    Unsicher sah er auf. Und schon der erste Blick in Nizars spöttisch verzogenes Gesicht ließ die vorsichtige Erleichterung, die er empfand, wie eine Seifenblase zerplatzen.
    »Ich … ich wollte sagen, dass mir meine Leute nicht gehorchen werden, wenn ich ihnen sage, dass sie ab jetzt dich, mächtiger Nizar, als Herrn anerkennen müssen«, fügte er unsicher hinzu. »Die Krieger der Beni Assar haben niemals einen Herrn über sich anerkannt. Wir haben weder dem Vizekönig von Ägypten noch dem Sultan von Stambul gehorcht oder ihnen Steuern gezahlt. Wir waren immer frei wie der Wind und die Wüste gehörte stets uns!«
    Außerdem würden wir uns noch eher den Ungläubigen aus Inglistan oder Frankistan unterwerfen als dir, du Abschaum des Schejtans. Möge Allah uns vor dir bewahren – oder dich besser gleich mit der Krätze an deinen edelsten Körperteilen schlagen, setzte er in Gedanken hinzu.
    In Nizars Augen blitzte es einen Moment zornig auf, fast, als habe er die Gedanken des alten Scheiks verstanden. Doch statt des erwarteten Wutausbruches lächelte er plötzlich wieder, wenngleich mit der Freundlichkeit einer Hyäne, und nahm den Rubin wieder in die Hand, um ihn an seiner Kette kreisen zu lassen.
    »Weißt du, Achmed«, begann er versonnen, »ich habe irgendwie den Eindruck, dass du dir über das Ausmaß meiner Macht nicht ganz im Klaren bist. Wenn ich wollte, könnte ich dich und deine Beni Assar so vollständig vom Angesicht der Erde tilgen, dass sich niemand mehr an euch erinnern würde. Da ich heute jedoch ausnehmend gnädig gesinnt bin«, fügte er mit einem süffisanten Lächeln hinzu, »will ich dir eine Stunde Bedenkzeit geben. Dann wirst du meine Hand küssen und mich Herr nennen. Das schwöre ich dir!«
    Dass er noch immer mit diesem gleichen, durch und durch freundlichen Lächeln redete, machte alles nur noch schlimmer. Scheik Achmed fühlte sich mehr und mehr wie das Kaninchen vor der Schlange. Nicht, wenn Allah mir hilft, du Sohn einer syphilitischen Spinne, dachte er verzweifelt, während sich Nizar zu den drei Frauen niederbeugte und eine davon im Nacken kraulte, als wäre es eine große Katze.
    »Was seid ihr so müßig, meine Schönen?«, fragte er. »Ich habe einen Gast! Wollt ihr, dass er hungrig bleiben muss und der Durst ihm die Kehle verbrennt – und das Gehirn?«, setzte Nizar hinzu und bedachte Scheik Achmed mit einem ebenso verächtlichen wie spöttischen Blick.
    Die Frauen glitten geschmeidig hoch und verbeugten sich mit vor der
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