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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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überlegenen Gegner zur Wehr zu setzen – gegen die hundert fanatischen Araber, die einen Giaur in kleine Fetzchen zerreißen wollten, hatte ich jedoch keine Chance. Vor allem dann nicht, wenn ich mir auch nur das geringste Anzeichen von Angst anmerken ließ.
    Also raffte ich das bisschen Mut, das ich in einem Winkel meiner Seele fand, zusammen, zauberte ein geradezu unverschämt freundliches Grinsen auf meine Züge, ging der Menge betont forsch entgegen und versuchte mir selbst einzureden, dass die Behauptung Frechheit siegt einen kleinen Kern Wahrheit enthielt. Nun gut – von den Fällen, in denen sie nicht gesiegt hatte, hörte man wohl seltener.
    Den Gedanken, meine hypnotischen Fähigkeiten einzusetzen, um aus dieser prekären Situation zu entkommen, verwarf ich rasch wieder. Gegen diese Menschenmenge waren sie nicht mehr als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein.
    Ich blieb vor einem alten, graubärtigen Mann stehen, der sich in den Vordergrund geschoben hatte. Trotz seines Alters schien er so etwas wie der Rädelsführer zu sein.
    »Salem Aleikum«, sagte ich, streckte ihm die Hand entgegen und lächelte freundlich.
    Der Alte sah mich aus zusammengekniffenen Augen an, ohne meinen Gruß zu erwidern. Dann verzerrte er die Lippen, bleckte die braunen Stummel, die vor etwa dreihundert Jahren einmal Zähne gewesen sein mussten, und spie mir vor die Füße. Einige andere kamen näher an mich heran. Eine Hand griff nach meinem Ärmel und zerrte daran, eine andere grabschte wenig sanft nach meiner Schulter.
    Ich versuchte, mir mit Ellbogenstößen Raum zu schaffen, und tastete gleichzeitig nach meinem Stockdegen, obwohl er in meiner momentanen Situation wohl eine mehr als erbärmliche Waffe darstellte. Außerdem zermarterte ich mir das Gehirn, auf welche Weise ich diese Orientalen davon abhalten konnte, mich in Stücke zu reißen. Mit meiner zur Schau gestellten Ruhe sah ich mich um, perfekt den überheblichen Gecken spielend, der aus lauter Unwissenheit in ein fünf Meilen tiefes Fettnäpfchen gestolpert war. Lächerlichkeit ist manchmal eine gute Verteidigung. Manchmal auch die letzte.
    »Gestatten«, begann ich, »mein Name ist Craven. Robert Craven, aus London, Großbritannien. Ich hoffe, mein Erscheinen hat Ihnen keine Ungelegenheiten bereitet!«
    Der Mann sah mich an, als hätte er einen Wahnsinnigen vor sich – was er in diesem Moment zweifellos auch glaubte –, und wich einen Schritt zurück, bis ihn die Menge aufhielt. Doch dann gewann sein Zorn wieder die Oberhand.
    »Du verfluchter Giaur!«, radebrechte er in miserablem Englisch. »Du Moscheenschänder!« Er packte mich mit einer Hand am Jackett und fuchtelte mir mit der anderen vor dem Gesicht herum. Ich widerstand im letzten Moment der Versuchung, sie zu packen und zwischen seine Stummelzähne zu schieben. Ein winziger Fehler und ich war so tot, wie es nur eben ging.
    »Schlagt den ungläubigen Hund tot!«, schrie eine Stimme aus dem Hintergrund. Andere fielen in das Geschrei mit ein und drängten nach vorne. Der Alte wurde gegen mich gedrückt und krallte sich mit seinen knochigen Fingern an meiner Kehle fest.
    Ich beschloss, meine Taktik zu ändern, trat mit dem Knie zu und stieß ihn zurück, als er zusammenklappte. Doch sofort hängten sich drei, vier der Kerle an mich und versuchten mich zu Boden zu zerren. Ich schüttelte zwei von ihnen ab, packte die Faust des dritten und schlug damit die Nase des vierten Muselmanen blutig. Ein Schatten erschien in meinem Augenwinkel. Ich fuhr herum und trat dem Kerl kräftig in die Seite. Plötzlich hatte ich wieder den Alten am Hals, der vor lauter Zorn geiferte und spie wie ein tollwütiger Dackel. Blitzschnell packte ich ihn, drehte ihn an den Schultern herum und versetzte ihm einen Tritt in den Hintern, der ihn zum zweiten Male in die Menge zurücktaumeln ließ.
    Für einen ganz kurzen Moment hatte ich Luft, denn meine unerwartet heftige Gegenwehr hatte die Angreifer wohl doch überrascht.
    Nicht, dass ich mir ernsthafte Chancen ausrechnete, mich wirklich halten zu können, wenn sie sich erst zu zehnt auf mich stürzten.
    Aber dazu kam es nicht. Einem weiter hinten stehenden Mann dauerte die Sache offensichtlich zu lange. Er bückte sich, hob einen Stein auf und schleuderte ihn über die Köpfe der anderen hinweg.
    Der Stein sauste um Haaresbreite an meinem Ohr vorbei und traf einen neben mir stehenden Araber an der Schläfe. Der Mann seufzte, griff sich an den Kopf, blinzelte verwirrt, als er Blut
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