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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nicht einmal mehr die Kraft für ein Stöhnen.
    »Du wirst meinen Wein trinken!«, drang Nizars Stimme in seine Gedanken ein. »Und du wirst auch das Schweinefleisch essen, das auf dem Teller liegt, egal, wie sehr Mohammed den Genuss von Wein und Schweinefleisch verboten hat!«
    Der Gedanke, das Undenkbare tun zu sollen, gab Scheik Achmed noch einmal Kraft. Für einen winzigen Moment gelang es ihm sogar, die entsetzliche Lähmung zu überwinden, mit der ihn Nizars Blick erfüllte. »Nein! Niemals!«, heulte er. Mühsam wälzte er sich herum, stemmte sich mit der Kraft der Verzweiflung auf Knie und Ellbogen hoch und versuchte vor Nizar davonzukriechen. Nizar lachte nur und verstärkte die Kraft seines magischen Blickes, bis der alte Araber mit einem letzten Schrei zusammensank und bewusstlos liegen blieb.
    Mit einem beinahe bedauernden Seufzen senkte Nizar den Rubin und gab der größten der drei Frauen einen knappen Wink.
    Als Scheik Achmed aus seiner feuerverzehrten Ohnmacht erwachte, stand der Becher frisch gefüllt vor ihm und seine rechte Hand lag auf dem Teller. Er starrte beide Dinge voller Abscheu an und wollte sie wegstoßen, doch seine Hände gehorchten ihm nicht mehr, sondern erwachten zu einem gespenstischen Eigenleben. Die Finger seiner Rechten ergriffen das größte Fleischstück, packten es und führten es zu seinem Mund.
    Als das Fleisch seine Lippen berührte, biss er die Zähne zusammen. Doch auch seine Kiefer versagten ihm den Dienst und öffneten sich so weit, dass ihm beinahe die Mundwinkel aufgerissen wurden. Dann stopfte seine Rechte das Fleisch in den Mund. Sofort begannen seine Zähne den Bissen zu zerkauen, die Muskeln in seinem Hals machten sich selbstständig und schluckten gegen seinen Willen. Glühende Lava schien seinen Magen zu erfüllen. Ein kaltes, jeder Beschreibung spottendes Entsetzen erfüllte seinen Geist. Gleichzeitig schloss sich die Linke um den Weinbecher und schüttete den ganzen Inhalt in seine Kehle. Scheik Achmed erstickte fast, da ihm ein Teil des Weines in die Luftröhre geriet, und sank hustend und nach Luft ringend zu Boden.
    »Nun kennst du meine Macht!«, sagte Nizar freundlich. »Möchtest du noch mehr? Nur keine falsche Bescheidenheit, mein lieber Freund. Es ist genug da.« Er kicherte böse.
    Scheik Achmed starrte ihn aus leeren Augen an. Sein Gehirn war wie betäubt, denn das Entsetzen hatte die Grenzen des Vorstellbaren überstiegen. »Ich kenne sie«, flüsterte er. »Doch ich beuge mich nicht deinem Teufelsspuk.« Er stöhnte, presste die Hände auf den Leib und versuchte den Inhalt seines Magens hervorzuwürgen, aber seine Kraft reichte nicht aus. Schon die wenigen Worte hatten mehr Überwindung von ihm gekostet, als er eigentlich aufzubringen in der Lage war.
    Nizars Freundlichkeit verschwand von einer Sekunde auf die andere. »Du bist stark«, sagte er böse. »Du bist ein alter Mann, aber du bist stark. Aber es wird dir nichts nutzen! Du wirst dich mir doch unterwerfen!« Nizar schnippte zornig mit den Fingern.
    Sofort griff Scheik Achmeds Rechte wieder zum Teller und stopfte den nächsten Bissen in den Mund. Diesmal spürte er keine Schmerzen mehr, nur einen entsetzlichen Ekel, der ihn beinahe den Verstand verlieren ließ. Aber er würde standhalten, ganz egal, was Nizar ihm antun mochte. Allah würde wissen, dass es nicht seine Schuld war. Er hatte nicht aus freiem Willen gegen die Worte des Propheten gesündigt, auch nicht aus Schwäche, sondern durch schwarze Magie und die Macht des Schejtans, dessen Handlanger Nizar zweifellos war. Nein, dachte er noch einmal, mochte Nizar ihn zu Tode foltern, mochte er ihn zwingen, unaussprechliche Dinge zu tun – er würde standhalten.
    Er wusste, dass es Nizar nicht allein um die Herrschaft über seinen Stamm ging. Er wollte vor allem seine unsterbliche Seele beherrschen und versklaven, so wie er schon viele Seelen beherrscht und versklavt hatte, um sie später in die tiefsten Schlünde der Hölle zu versenken, ganz wie er es dem Schejtan als Preis für die ihm verliehenen Zauberkräfte gelobt hatte.
    Scheik Achmed war Zeit seines Lebens ein vorsichtiger Mann gewesen, der sich selbst stets den notwendigen Wert zugemessen hatte. Er hätte viel dafür gegeben, noch einige Jahre zu leben und vielleicht noch die Söhne seines Sohnes heranwachsen zu sehen. Doch er war auch ein tief gläubiger Moslem. Und sein größter Wunsch war es, nach seinem Tod ins Paradies zu gelangen und den Propheten zu sehen.
    Doch dies
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