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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Brust gekreuzten Armen vor ihrem Herrn. Sie bewegten sich auf höchst sonderbare, schwer in Worte zu kleidende, Furcht einflößende Weise, dachte Achmed. So absolut gleich, als wären sie in Wirklichkeit eins, nicht drei. Ihre kleinen Füße berührten kaum den Boden, als sie mit flinken Bewegungen einen kleinen Tisch und etliche schwer beladene Silberplatten in den Raum trugen und vor Scheik Achmed aufbauten. Und sie bewegten sich lautlos. Nicht leise oder beinahe lautlos, sondern völlig still. Nicht einmal das Rascheln ihrer Kleider war zu hören.
    Trotz seiner immer stärker werdenden Furcht zwang sich Achmed, die drei Frauen genauer zu betrachten. Sie waren sehr verschieden und doch hatten sie etwas an sich, das sie zu Schwestern machte. Die eine war groß und stattlich und besaß Formen, die zu jeder anderen Zeit Scheik Achmeds Herz entzündet und seine Phantasie in Zeiten zurückgeführt hätten, als er noch jung und kraftvoll war. Sie trug weite Pluderhosen und ein eng anliegendes Jäckchen, das der schwellende Busen schier zu sprengen drohte. Ihr Gesicht war braun und hübsch, doch als Scheik Achmed in ihre Augen sah, erinnerten sie ihn an die einer Löwin, die er vor vielen Jahren einmal gejagt hatte. Der gleichen Löwin, der er die handspannlange Narbe auf seinem Rücken verdankte, die ihn in besonders kalten Nächten vor Schmerzen nicht schlafen ließ. Es war sonderbar – die Frau zog ihn an, so stark, wie eine Frau einen Mann nur anziehen konnte, und gleichzeitig stieß sie ihn ab, als hafte ihr ein übler Geruch an, den er nicht wirklich spürte, der aber irgendetwas in seinem Inneren berührte.
    Die zweite Frau war so dunkel wie eine Negerin. Auch sie besaß die schräg gestellten Raubkatzenaugen, die eine wilde, ungezähmte Kraft und eine derart unersättliche Gier ausstrahlten, dass Scheik Achmed unwillkürlich vor ihr zurückwich. Die Drohung, die von ihr ausging, war irgendwie direkter.
    Die Letzte der drei schließlich war um einiges kleiner und zierlicher als ihre beiden Gefährtinnen. Sie besaß ein kurzes Gesicht, eine kleine, an der Spitze dunkler gefärbte Nase und leckte sich immer wieder mit der Zunge über die Lippen. Wie eine Katze, die an der Sahneschüssel geschleckt hat.
    Nachdem die eine Frau einen großen Silberteller bis an den Rand mit gekochter Hirse und gebratenen Fleischstücken angehäuft, die zweite einen silbernen Pokal aus einer bauchigen Kanne gefüllt und die dritte eine Wasserpfeife entzündet hatte, legten sie sich wie zufriedene große Katzen auf den Boden und spielten mit ihren Halsbändern, von denen jedes einen großen Edelstein trug.
    Was für eine sinnlose Verschwendung bei Sklavinnen, dachte Scheik Achmed voller Neid, während er den Becher zur Hand nahm und trank. Ein fremdartiger, aber nicht unbedingt unangenehmer Geschmack breitete sich auf seiner Zunge aus. Eine sonderbare Wärme erfüllte ihn und plötzlich begriff Scheik Achmed, was er da trank!
    Mit einem Schrei schleuderte er den Becher von sich und spie die noch im Mund befindliche Flüssigkeit auf den Boden.
    »Allah!«, keuchte er, hin und her gerissen zwischen Ekel, Entsetzen und purer Wut. »Willst du mich um das Paradies bringen? Du weißt doch, dass der Prophet Mohammed dieses Teufelsgetränk verflucht hat und alle, die davon trinken!«
    »Sagt dir etwa mein Wein nicht zu?«, fragte Nizar fröhlich und hielt seinen Rubin vor das rechte Auge, sodass er Scheik Achmed wie durch ein rotes Monokel ansah. »Tz, tz – du bist sehr undankbar, mein Freund. Ich habe keine Kosten und Mühen gescheut, dieses famose Getränk für dich herbringen zu lassen, und du dankst es mir, indem du meinen Boden bespuckst und mich beleidigst.« Seine Stimme wurde um eine Winzigkeit schärfer. »Nun sieh mich wenigstens an, wenn ich mit dir rede.«
    Achmed gehorchte -
    Und erstarrte mitten in der Bewegung.
    Der durch den Rubin verstärkte Blick des Zauberers traf ihn wie ein Hammerschlag; eine weiß glühende Flamme, die sich sengend in sein Gehirn hineinfraß und eine Spur aus Schmerzen und Lähmung zurückließ. Er versuchte sein Gesicht mit den Händen zu schützen, doch der unsichtbare Feuerstrahl brannte sich unbarmherzig tiefer. Die Schmerzen wurden so stark, dass Scheik Achmed das Gefühl hatte, sein Körper wäre nur noch eine einzige, zuckende Wunde, jeder einzelne Nerv von glühenden Zangen ergriffen und verbrannt. Haltlos stürzte er nach vorne und schlug sich Stirn und Lippen am Boden blutig. Aber er hatte
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