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Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Titel: Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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der Tag der Vergeltung, Ta-tan-ka I-yota-ke«, klang ihre Stimme auf und es schwang – bei aller Verachtung, die sie hineinlegte – eine Nuance darin mit, die nicht zu den Worten passen wollte. Ein fast sanfter, sehnsüchtiger Unterton, der mich beinahe mehr erschreckte als alle Härte. »Viele Sommer habe ich auf diesen Tag gewartet«, fuhr sie fort. »Jetzt kehrt zum zehnten Male Wakan Tanka ins Land der Sioux zurück und zehntausend Tode bist du gestorben, Ta-tan-ka I-yota-ke. Heute soll es der endgültige für dich sein. Du sollst sterben, wie du einst den Mann getötet hast, dem ich meine Liebe schenkte.«
    »Ich habe ihn nicht getötet«, sagte Sitting Bull und trat einen Schritt vor. Plötzlich war alle Müdigkeit und Apathie von ihm abgefallen und er erschien mir um gut zwanzig Jahre jünger. Ich ahnte, dass er die Begegnung herbeigesehnt haben musste.
    Natürlich!, durchfuhr es mich im nächsten Moment. Deshalb hatte er mein Angebot, ihm zu helfen, immer wieder abgelehnt! Nur aus diesem Grund hatte er sein Wissen um den Ursprung des Schreckens nicht preisgegeben: weil er diese endgültige Konfrontation gewollt hatte.
    Und noch während er die Worte aussprach, reagierten meine magischen Sinne aufs Neue und wieder hatte ich diese merkwürdig diffuse Gewissheit, dass er mit seinen Worten einerseits nicht log, andererseits aber auch nicht die Wahrheit sprach.
    Die Antwort auf dieses verwirrende Gefühl gab mir die Indianerin im nächsten Moment.
    »Du warst es, der den Zauber bewirkte, der George in die Hände deiner Krieger lockte«, sagte sie verächtlich. »Du allein trägst die Schuld an seinem Tod. Und dafür wirst du sterben.«
    Sie sprach noch weiter, aber ich konnte die Worte nicht mehr verstehen. Plötzlich hatte sich etwas wie ein sanfter Nebelhauch über mein Bewusstsein geschoben und dämpfte alle Geräusche um mich herum. Und aus diesem Nebel drang eine wispernde Stimme an mein Ohr.
    Ich erkannte sie sofort.
    Halte dich bereit, Robert, raunte Shadow in meinen Gedanken. Wenn ich angreife, unterstütze mich, so gut es geht.
    Ich wandte den Blick und sah zu ihr hinüber. Sie lag noch immer reglos am Boden, etwa vier Yards hinter den Geisterpferden. Wie sie erwartet hatte, hatten weder Monahseetah noch Custer auch nur Notiz von ihr genommen.
    Was, wenn unsere Kräfte wieder versagen?, formulierte ich meine geistige Antwort. Es ist eine fremde Magie, der sie sich bedient!
    Überlass es mir, sagte Shadow knapp. Ich glaube, ich weiß einen Weg.
    Und damit sprang sie auf.
    Die Bewegung kam trotz allem so unerwartet, dass ich vor Schreck zusammenzuckte. Neben mir stieß Annie Oakley einen ungläubigen Schrei aus und auch Bills und Lancelots Köpfe ruckten zur Seite. Nur Sitting Bull blieb unbewegt. Aber das war bei ihm wohl mittlerweile reine Routine.
    Custer und die Squaw fuhren im Sattel herum. Und im gleichen Moment schlug Shadow zu!
    Es war wie ein Blitz reiner Energie, der auf die beiden unheimlichen Gestalten und ihre Knochenpferde zuraste, eine weißmagische Entladung solchen Ausmaßes, dass selbst um uns herum die Luft zu knistern begann und blaue Elmsfeuer über unsere Körper tanzten.
    Und er traf.
    Mit einem Schlag waren die beiden Gestalten in ein gleißendes, pulsierendes Licht gehüllt, in ein Netz aus Millionen und Abermillionen winziger Lichtpunkte, die sich um ihre Köpfe zusammenzogen. Trotzdem konnte ich, wie durch einen milchig weißen Schleier, ihre Gesichter erkennen.
    Custer schrie. Er hatte Mund und Augen weit aufgerissen und warf den Kopf wie in unsäglicher Qual hin und her, aber kein Ton drang durch die magische Kugel, die ihn umgab. Seine Glieder zuckten unkontrolliert und hätte ihn der Lichtball nicht an den Platz gebannt, hatte er wohl das Gleichgewicht verloren. Seine überlegenen, verächtlichen Züge waren einer Grimasse des Schreckens gewichen.
    Monahseetahs Antlitz hatte sich nicht verändert.
    Noch immer verzog sich ihr Mund in blinder Wut und noch immer blitzte in ihren Augen die Flamme des Hasses. Und dann hob sie – wenn auch mühsam und unendlich langsam – den rechten Arm und reckte ihn gegen Shadow.
    In diesem Moment griff auch ich in den Kampf ein, suchte mit dürren Geistfingern nach der Macht, die tief in mir schlummerte, sammelte sie, Shadows Beispiel folgend, zu einem gewaltigen magischen Blitz und schleuderte ihn mit einem Schrei der Indianerin entgegen.
    Monahseetah wankte. Der Arm, schon halb erhoben, fiel kraftlos zurück. Der Kreis blendenden Lichtes
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