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Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Titel: Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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bemerkte es kaum. Fassungslos starrte ich auf die unglaubliche Szenerie, die sich unseren Augen bot. Ich weiß nicht, was ich nach Shadows Warnung erwartet hatte, aber gewiss hatte es keinerlei Ähnlichkeit mit dem, was ich nun sah.
    Zwei Pferde, schwarz wie die Nacht und mit einer spröden, mumifizierten Haut, die sich wie Gewebe aus Spinnfäden über die Knochen legte. Pferde mit glühenden Augen, deren Hufe den Wüstenboden nicht berührten. Pferde mit prachtvollen, aber uralten, verblichenen Decken und ledernem Zaumzeug. Pferde, auf denen Menschen saßen!
    Zumindest glaubte ich im ersten Moment dass es Menschen wären, denn verglichen mit den Tieren sahen sie fast lebendig aus; zwar auch in zerschlissene, blutbefleckte und brüchig gewordene Kleidung gehüllt, aber mit straffer, unversehrter Haut.
    Aber ihre Augen waren tot. Und ihr Blick barg das Grauen.
    Es waren ein hagerer, hochgewachsener Mann mit langen, aschfahlen Haaren, in die Generalsuniform der US-Kavallerie gekleidet, und eine Indianerin im einfachen gewobenen Kleid. Und obwohl die Gestalt des Mannes um vieles imposanter war, erkannte ich sofort, von wem der dunkle Hauch fremder Magie ausging, den ich im Augenblick ihres Erscheinens gespürt hatte.
    Und dazu hätte es nicht einmal Shadows Worte bedurft. Die Woge des Hasses, die uns aus den toten Augen der Squaw entgegenwallte, ließ mich erschaudern.
    »Custer«, flüsterte Bill Cody neben mir. In der Stille, die uns mit einem Male umfangen hatte, klang seine Stimme überlaut in meinen Ohren. Aber sie hatte den Bann gebrochen. Ich fuhr zu Bill herum.
    Mit weit aufgerissenen Augen starrte er den beiden Gestalten entgegen und seine Lippen bebten. »Custer«, flüsterte er noch einmal und erst jetzt begriff ich die volle Bedeutung dieses Namens.
    George Armstrong Custer! Der Mann, der von Sitting Bulls Kriegern getötet worden war; vor fast genau zehn Jahren!
    Mit einem Keuchen wandte ich mich zu dem alten Häuptling um. Aber wenn ich erwartet hatte, Sitting Bull furchtsam oder zumindest erschrocken zu finden, sah ich mich getäuscht.
    Auf dem faltenreichen Antlitz regte sich keine Miene. Sitting Bull blickte den Schreckensgestalten entgegen wie … einen Moment lang suchte ich nach dem passenden Wort und als ich es schließlich fand, durchfuhr mich ein eisiger Schrecken: wie ein Mann, der bereits mit seinem Leben abgeschlossen hatte!
    Dann sprach Sitting Bull und ich musste erkennen, dass ich mich wieder einmal – wie schon so oft in dieser haarsträubenden Geschichte – gründlich geirrt hatte. Denn er schien Custer, seinen Todfeind, gar nicht zu beachten, sondern wandte sich der Indianerin zu.
    »Nun also treffen sich unsere Pfade, Monahseetah«, sagte er mit fester Stimme. »Deine Visionen haben mich geleitet.«
    Er sprach weiter, doch ich hörte seine Stimme plötzlich nur noch wie aus weiter Ferne. Wie ein Schock traf mich die Erkenntnis, fügte sich der letzte Puzzlestein in dieser Scharade des Schreckens zusammen.
    All die Träume, die furchtbaren Visionen, die ich erlebt hatte, waren für Sitting Bull bestimmt gewesen! Ich war ein Zauberer wie er, mein Geist ebenso empfänglich für magische Strömungen wie der seine und dadurch waren seine Albträume gleichsam zu den meinen geworden! Er war das Opfer, von dem der versteinerte Wächter in meinem Wachtraum gesprochen hatte. Ihm hatte der Angriff der Geisterhunde gegolten! Custers Hunden!
    Und jetzt verstand ich auch seine tiefe Niedergeschlagenheit, seine Resignation, die mit jedem Tag, den wir uns diesem Punkt näherten, zugenommen hatte. In Wahrheit hatte er die Schuld um den Tod der Wächterindianer auf sich geladen und er war fast zusammengebrochen unter dieser Last.
    Und Shadow, die die Zusammenhänge durchschaut hatte, war von der Squaw entführt worden, bevor wir einen Plan ersinnen konnten, Sitting Bull zu schützen. Und natürlich hatte unsere Magie gegen einen indianischen Zauber versagen müssen.
    Jetzt war alles plötzlich so klar, stand so deutlich greifbar vor meinen Augen, dass ich mich einen Narren schalt, es nicht früher erkannt zu haben. Nur ein Teil fehlte noch, um das Rätsel vollends zu lösen: Wer war diese Squaw und warum verfolgte sie einen Mann ihrer eigenen Rasse mit solch einem abgrundtiefen Hass?
    All diese Überlegungen waren mir im Bruchteil einer Sekunde durch den Kopf geschossen und als sich mein Blick wieder klärte, sah ich, dass die Indianerin einen Arm erhoben hatte und auf Sitting Bull deutete.
    »Dies ist
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