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Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Titel: Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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selbst hinführen, in seiner Gier. Aber es wird nicht leicht werden. Ich -«
    Das Boot erzitterte. Etwas Gigantisches, Dunkles erschien unter der glitzernden Wasseroberfläche und plötzlich wurde Looskamp das Ruder aus der Hand geprellt, so wuchtig, dass er mit einem Aufschrei nach hinten kippte und ich ihn im letzten Augenblick davor bewahren konnte, über Bord zu fallen.
    Aber nur für einen Moment. Dann erbebte das Boot unter einer zweiten Erschütterung, hart wie ein Faustschlag. Ich verlor den Halt unter den Füßen, kippte nach vorne und fiel, halb geworfen, halb von Gers Gewicht gezogen, kopfüber ins Wasser.
    Der Schatten glitt an mir vorüber. Ich spürte den Sog, als das Wasser von einem gigantischen Körper mit Macht beiseite gepresst wurde, geriet in einen Strudel und wurde mit haltlos rudernden Armen und Beinen herumgewirbelt.
    Verzweifelt rang ich nach Atem. Alles war so schnell gegangen, dass ich nicht einmal Zeit gefunden hatte, wirklichen Schrecken zu empfinden.
    Dafür schnürte mir der Anblick, der sich mir bot, schier die Kehle zu.
    Dicht vor uns schien die Gracht zu explodieren. Das Wasser wurde von ungeheuren Kräften beiseite gepresst und hochgeschleudert, sodass weißer Schaum bis an die Wände der Häuser rechts und links der Gracht spritzte.
    Das Boot hatte sich schräg auf die Seite gelegt und war achtern abgesackt, sodass sein tangbewachsener Bug steil in die Luft stach. Etwas Großes, Grüngraues, Schleimiges hatte sich um das hintere Drittel des kleinen Schiffchens geschlungen.
    Ich wollte den Männern an Bord eine Warnung zuschreien, aber in diesem Augenblick traf mich eine zweite Druckwelle, presste mich wieder unter Wasser und schleuderte mich gegen das gemauerte Grachtenufer. Der Aufprall trieb mir die Luft aus den Lungen. Ich schrie, bekam Wasser in den Mund, würgte und versuchte an die Oberfläche zu kommen, aber schon raste eine neue Druckwelle heran und presste mich noch tiefer in das schlammige Wasser herab.
    Dann packte mich eine Hand, zerrte mich nach oben und hievte mich mit übermenschlicher Kraft an die Luft.
    Ich warf mich zurück, spuckte Wasser und Schleim aus und sog gierig die Luft ein. Wie durch einen Schleier sah ich, wie sich dicht vor uns der letzte Akt des Dramas anbahnte.
    Das Boot war schon zur Hälfte unter Wasser gezogen worden. Nicht nur einer, sondern ein ganzes Dutzend gigantischer, grüngrauer, mit riesigen Saugnäpfen und Warzen übersäter Tentakel hatte sich um den Rumpf geschlungen und zerrte es weiter in die Tiefe. Das Wasser kochte und sein Schäumen und Brüllen verschluckte die Todesschreie der vier unglücklichen Templer, die noch an Bord des Schiffes waren.
    Die Hand, die mich am Kragen gepackt und an die Oberfläche gezerrt hatte, packte ein zweites Mal zu und stieß mich grob zum Ufer hin. Instinktiv packte ich zu, ergriff die feuchte Ufermauer und zog mich mit letzter Kraft hinauf.
    Looskamp kletterte wenige Sekunden nach mir an Land. Taumelnd sprang er hoch, zerrte mich auf die Füße und versetzte mir einen Stoß, der mich weitertorkeln ließ, weg von der Gracht und dem tobenden Ungeheuer, das sie beherrschte.
    Ich versuchte mich umzudrehen, aber Looskamp stieß mich weiter vor sich her, bis wir eine schmale Lücke zwischen zwei der halb verfallenen Häuser erreicht hatten.
    Er blieb erst stehen, als wir dreißig, vierzig Schritt von der Gracht entfernt und somit aus der Reichweite der peitschenden Tentakel waren.
    Keuchend ließ ich mich gegen die Wand sinken, sah Looskamp aus brennenden Augen an und versuchte ein Wort herauszubekommen, brachte aber nur ein würgendes Stöhnen zustande. Meine Lungen brannten und ich begann erst jetzt, als alles vorbei war, den lähmenden Schrecken zu spüren, den der Anblick der Bestie in mir ausgelöst hatte.
    »Mein Gott, Looskamp, was … was war das?«, stöhnte ich.
    Das Gesicht des Tempelherren schien zu einer steinernen Maske zu erstarren.
    »Es hat schon begonnen, Robert«, sagte er leise. Sein Gesicht blieb weiter unbewegt, aber in seinem Blick stand plötzlich ein furchterfülltes Flackern. »Mein Gott, es … es hat schon begonnen. Es weiß, dass wir hier sind.«
    »Und … die Männer?«, fragte ich leise. Von der Gracht her klangen immer noch die fürchterlichen Laute des Kampfes: das Bersten von Holz, das Geräusch kochenden, von ungeheuren Gewalten auseinander gerissenen Wassers, das dumpfe, vibrierende Grollen des Ungeheuers. »Es waren noch vier Männer auf dem Boot! Sie … sie sind
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