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Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Titel: Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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verloren.«
    »Die anderen«, murmelte Looskamp plötzlich. »Mein Gott, es … es wird sie umbringen. Sie haben ja keine Ahnung!«
    »Die anderen?«, fragte ich verwirrt. »Wovon sprichst du?«
    Looskamp starrte mich an. Dann drehte er sich schweigend um, streifte den durchnässten Mantel von der Schulter, zog sein Schwert aus dem Gürtel und wandte sich wortlos um.
    »Um Gottes willen, Ger – was hast du vor?«, keuchte ich.
    »Ich muss zurück«, sagte er. »Bleib meinetwegen hier, wenn du Angst hast.«
    »Verdammt, darum geht es nicht!«, sagte ich wütend. »Die Männer sind längst tot – begreifst du das nicht?«
    Statt einer Antwort ging er los, so schnell, dass ich laufen musste, um mit ihm Schritt halten zu können.
    Das Drama war vorüber, als wir das Ufer der Gracht erreichten. Bis auf ein paar auf den Wellen schaukelnde Holztrümmer und Stofffetzen war keine Spur des Bootes oder seiner Besatzung mehr zu sehen. Aber das Ungeheuer war noch da, das spürte ich überdeutlich. Für einen Moment vermeinte ich, die Blicke seiner großen, starren Telleraugen wie einen körperlichen Druck auf mir zu spüren.
    Es griff an, als Looskamp noch einen halben Schritt vom Ufer entfernt war. Das Wasser spritzte in einer schaumigen Explosion auseinander und ein gewaltiger, narben- und saugnapfübersäter Fangarm reckte sich wie eine angreifende Schlange auf den Tempelritter zu.
    Aber so schnell es auch war – Looskamp war schneller. Mit einer beinahe eleganten Bewegung sprang er zur Seite und zurück, duckte sich unter dem peitschenden Tentakel hindurch und führte gleichzeitig einen mächtigen, beidhändigen Hieb.
    Seine Klinge zerschnitt den oberschenkelstarken Fangarm so leicht, als bestünde er nur aus Papier.
    Ein dickflüssiger, übel riechender Strahl dunkelroter Flüssigkeit schoss aus der Wunde. Looskamp keuchte, brachte sich mit einem verzweifelten Satz in Sicherheit – und stürzte, als ein zweiter, nicht weniger dicker Schlangenarm aus dem Wasser schoss und sich wie eine Peitsche um seinen rechten Fuß wickelte. Ich sah, wie sich die gewaltigen Muskelstränge des Ungeheuers spannten.
    Looskamp ließ sein Schwert fahren und versuchte sich mit den Händen in den Rillen des Kopfsteinpflasters festzukrallen. Aber der widernatürlichen Kraft dieser gigantischen Kreatur hatte er nichts entgegenzusetzen. Hilflos wurde er auf das Ufer zugezerrt. Und aus dem Wasser tauchten schäumend zwei, drei weitere Tentakel auf.
    Ich reagierte, ohne noch zu denken. Mit einem Satz war ich neben dem Tempelherrn, riss meinen Stockdegen aus der Hülle und stieß mit aller Kraft zu. Die schlanke Klinge durchbohrte den Fangarm, ohne dass sie auf fühlbaren Widerstand gestoßen wäre.
    Aber obwohl die Wunde im Vergleich mit der Verletzung, die Looskamp dem Monstrum beigebracht hatte, nicht mehr als ein Nadelstich sein konnte, war die Wirkung meines Hiebes unvergleichlich stärker.
    Die gigantische Kreatur zuckte. Der Fangarm, der sich um Looskamps Bein gewickelt hatte, löste sich mit einem Ruck, der mir um ein Haar den Degen aus der Hand geprellt hätte, und schnappte mit einem saugenden Geräusch zurück ins Wasser.
    Dann schien die ganze Gracht zu explodieren.
    Das Wasser schoss zehn, zwanzig Meter hoch und klatschte gegen die Hauswände. Der Boden unter unseren Füßen erzitterte und plötzlich gellte in meinen Ohren ein ungeheurer Schrei, das Brüllen einer zyklopischen Kreatur. Für einen ganz kurzen Moment konnte ich den Leib des Scheusals durch den Vorhang aus brodelndem Wasser und Schaum hindurch erkennen: ein sackähnlicher, vier oder fünf Meter durchmessender Balg, scheußlich aufgedunsen und von zwei radgroßen, lidlos starrenden Augen beherrscht. Seine acht Arme peitschten ziellos das Wasser und für einen Moment sah es beinahe so aus, als wolle es sich auf seinen riesigen Tentakeln aus der Gracht emporstemmen, um sich auf uns zu werfen.
    Dann schäumte das Wasser noch einmal auf und als ich wieder sehen konnte, war das Monstrum verschwunden. Nur aus der Tiefe der Gracht leuchtete ein grelles, boshaftes Licht zu uns herauf, gewann für die Dauer eines Atemzuges an Intensität und verblasste.
    Ich wusste, was dieser Schein bedeutete. Ich hatte mehr als einmal gesehen, auf welche Weise die Labyrinthkreaturen starben …
    Neben mir erhob sich Looskamp stöhnend auf Hände und Knie, griff nach seinem Schwert und spuckte würgend Wasser. »Danke«, murmelte er. »Ich dachte schon, es wäre aus.«
    »Das war ich dir schuldig,
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