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Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Titel: Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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oder? Wir sind quitt.« Ich grinste – ein wenig schief –, stemmte mich hoch und reichte Ger die Hand. Dankbar griff er danach, stand ebenfalls auf und wandte sich noch einmal zur Gracht um.
    »Was war das?«, murmelte er. »Eines dieser …«
    »Der GROSSEN ALTEN?«, half ich ihm aus. Looskamp nickte und ich überlegte einen Moment und schüttelte dann den Kopf. »Nein«, sagte ich. »Im ersten Moment dachte ich es, aber es war wohl ein Oktopus. Ein ganz gewöhnlicher Riesenkrake. Das Labyrinth muss ihn irgendwann einmal verschlungen haben. Trotzdem«, fügte ich in leicht verändertem, tadelndem Ton hinzu, »war es ziemlich überflüssig, sich dieser Bestie zu stellen, findest du nicht? Wir haben reines Glück gehabt.«
    »Es musste sein«, antwortete Looskamp.
    »So?«, fragte ich. »Und warum?«
    Statt einer direkten Antwort deutete er die Gracht hinab, in die Richtung, aus der wir gekommen waren.
    Die brackige Wasserstraße war nicht mehr leer. Fast ein Dutzend Boote näherte sich unserem Standort; kleine, von zwei, manchmal nur einem Ruder bewegte Schiffchen, jeweils mit drei oder vier Männern in der weißen Uniform der Templer besetzt. Sie hatten in ihrer Fahrt innegehalten und ihre Insassen starrten aus schreckgeweiteten Augen zu uns hinüber.
    Jedenfalls dachte ich im ersten Moment, dass sie uns anstarrten.
    Erst, als Looskamp neben mir ein ungläubiges Keuchen ausstieß und herumwirbelte, bemerkte ich den wahren Grund ihres Entsetzens.
    Auch auf der anderen Seite war die Gracht nicht mehr leer.
    Auf dem braungrauen, öligen Wasser schwamm ein Schiff; und es war ein Schiff, dessen Anblick selbst in einer Stadt wie Amsterdam ungewöhnlich war.
    Genaugenommen wäre es überall aufgefallen, in jedem Hafen der Welt.
    Es war ein wahrhaftiges Drachenboot. Und es war mit mindestens hundert wild dreinblickenden, Waffen schwingenden Wikinger-Kriegern besetzt.
     
    Es war ein Anblick wie aus einem grotesken, irrealen Traum: Von einer Sekunde auf die andere war der blaue Mittagshimmel verschwunden und der Wind, der plötzlich eisig und durchdringend war und nach Schnee roch, jagte tief hängende graue Wolken über die Gracht. Ein hohes, monotones Geräusch wie das Heulen eines gigantischen Wolfes schwang in seinem Wimmern mit; ein Laut, der tiefer drang als die Kälte und mich erschauern ließ.
    Das rotweiß gestreifte Segel des Drachenbootes blähte sich knatternd. Die grotesken, mit Hörnerhelmen und großen runden Schilden bewaffneten Männer hinter seiner Reling stimmten ein triumphierendes Grölen an, als das Langboot wie ein Pfeil auf die zerbrechlichen Kähne der Tempelherren zuschoss.
    Das Kriegsgeschrei der Wikinger hallte unheimlich verzerrt von den Häusern beiderseits der Gracht wider und in ihrem Geheul und Gebrüll glaubte ich die Namen der alten nordischen Götter zu verstehen: »Für Odin! Für Thor!«, schrien sie, immer und immer wieder.
    Das Schiff raste heran. Das Gebrüll der Wikinger steigerte sich ins Unerträgliche und plötzlich erfüllte ein scharfes, böses Zischen und Sirren die Luft.
    Looskamp erkannte die Gefahr einen Sekundenbruchteil eher als ich. Mit einem unterdrückten Fluch sprang er zurück, versetzte mir einen Stoß, der mich meterweit zur Seite und gegen die Hauswand taumeln ließ, und riss gleichzeitig sein Schwert in die Höhe. Einer der schlanken, tödlichen Schatten, die plötzlich auf uns herabregneten, zerbrach mitten im Flug und fiel in zwei Stücke zerschnitten zu Boden.
    Dort, wo wir gerade noch gestanden hatten, zerbarst plötzlich ein ganzer Hagel von Pfeilen. Looskamp schrie mir eine Warnung zu, wich abermals zurück und zerrte mich mit sich, als eine zweite, besser gezielte Salve heranraste.
    Dann war das Schiff vor uns, groß, hässlich und unglaublich alt. Es war wenig mehr als ein Wrack und es erschien mir fast wie ein Wunder, dass es sich überhaupt noch auf dem Wasser halten konnte.
    Aber es konnte und es schoss mit phantastischer Geschwindigkeit an uns vorbei, den Bug mit dem hochgereckten, hässlichen Drachenkopf tief in das schäumende Wasser der Gracht getaucht, als wäre es wirklich ein Meeresungeheuer, das sich auf die hilflosen Templerkähne stürzen wollte. Ich sah, wie die Männer an Bord der kleinen Boote plötzlich in hektische Aktivität gerieten und ihre Schiffe aus der Bahn des Langschiffes zu bringen versuchten, dann schrie Looskamp abermals auf, und als ich den Blick wandte, gewahrte ich ein gutes halbes Dutzend hünenhafter Wikinger, das vom
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