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Hexenspuk in Wokingham

Hexenspuk in Wokingham

Titel: Hexenspuk in Wokingham
Autoren: Othmar Franz Lang
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zur Weide hinausrannte. In gebührendem Abstand schlichen sie hinter ihm her. Sie waren sicher, daß es sich lohnen würde.
    Zunächst wunderten sie sich, daß auch Mr. Sloane am Zaun zur Weide stand. Was er bereits sah, konnten sie etwas später ebenfalls wahrnehmen. Es war ein Bild des Jammers. Die einzige Fetcherkuh, die stand, lehnte an einem Baum, sonst wäre sie glatt umgefallen. Die anderen lagen im Gras, als wären sie am Verrecken. Ihr Fell warf Falten, und die Euter waren runzlig, falls man sie überhaupt noch als solche erkennen konnte.

    „Mensch!“ rief Goody leise. „Das ist ja das reinste Dörrobst.“
    „Fetcher“, sagte Sloane ernst, „ich hab getan, was ich konnte. Periwinkle ist bereit, dir zu helfen, legt aber Wert auf die Feststellung, daß weder sie noch eine ihrer Damen ,miese Weiber’ oder ,Flittchen’ sind.“
    „Das kann sie mir fünfmal erzählen und mir dann den Buckel runterrutschen.“
    „Fetcher, mäßige dich, denn du kennst noch nicht die Bedingung, unter der sie dir helfen will.“
    „Bedingung?“
    „Ja, du mußt dich bei den beiden Damen entschuldigen.“
    „Ich? Wo ich hundertprozentig weiß, daß diese Weiber meine Kühe...“
    „Sag es nicht. Bedenke, nicht sie wollen etwas von dir, sondern du willst etwas von ihnen.“
    „Und was soll ich sagen?“
    „Es tut dir leid, daß diese Worte gefallen sind, und es wird auch nie mehr Vorkommen.“
    „Meinetwegen.“ Fetcher wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Wie ging das noch? Es tut mir leid, daß diese Worte gefallen sind, und es wird auch nicht mehr Vorkommen.“
    „Genau. Und vergiß nicht, du hast mir ein Kalb versprochen. Meine Frau möchte es gern geschlachtet und zerlegt.“
    „Gut, hier meine Hand darauf.“
    Wie zufällig tauchten nun Periwinkle und die beiden geschmähten Damen auf.
    Fetcher grüßte und sprach die Entschuldigung.
    „Gut“, sagte Periwinkle, „dann wollen wir mal über den Zaun hüpfen und sehen, was den Kühen eigentlich fehlt.“ Keiner hätte gedacht, daß sie in ihren langen Kleidern so hoch hüpfen konnten, aber nun sahen Cedric und Goody das Unglaubliche. Es war, als würden die Kühe mit Luft aufgepumpt, so schnell erholten sie sich. Und nach nur wenigen Minuten standen sie prall da, zermalmten das fette Gras zwischen ihren Zähnen und glotzten die Damen, Fetcher, Sloane und die Kinder an, als wüßten sie selber nicht, was geschehen war.
    „Mensch“, sagte Fetcher. „Wenn das kein Ding ist!“ Er griff nach dem Euter einer Kuh, drückte ein wenig die Zitze, sofort spritzte fette Milch heraus.
    „Das Geld überweisen Sie dem Waisenhaus“, sagte Periwinkle gnädig und wandte sich mit ihren Damen ab.
    „Halt!“ rief da Fetcher. „Ich hab noch ein Problem.“
    „Ja, und welches?“
    „Meine Tochter, könnten Sie der auch helfen?“
    „Ist sie auch dürr?“ fragte Periwinkle spitz.
    „Nein, nein, da fehlt nichts, Madam. Gar nichts. Nur, sie hat an den Händen und Beinen entsetzlich viele Warzen, sie heult sich deswegen die Augen rot.“
    Als Periwinkle zögerte, sagte er schnell: „Ich leg auch noch einen Zehner fürs Waisenhaus drauf, wenn Sie ihr helfen.“
    „Was haben wir für eine Mondphase?“ fragte Periwinkle ihre Begleiterinnen.
    „Zunehmlicht“, sagten die beiden wie aus einem Mund. „Gut. Dann passen Sie mal gut auf, Fetcher, was ich Ihnen sage. Und sagen Sie es genauso Ihrer Tochter. Wenn Vollmond ist, soll sie daran denken, und zwar immer wieder, sooft sie kann.“
    „Jawohl, sooft sie kann. Und an was?“
    „Immer wieder daran denken, daß ihre Warzen kleiner und kleiner werden, immer kleiner und kleiner. Und immer wieder, verstanden?“
    „Ich verstehe, jawohl.“
    „Wenn sie das macht, Fetcher, hat sie zu Neumond keine Warzen mehr.“
    „Garantiert?“
    Periwinkle fand Fetchers Zweifel unangebracht, deshalb sagte Sloane schnell: „Du kannst dich darauf verlassen, Fetcher. Lauf nach Haus und sag es deiner Tochter.“
    „Mensch“, sagte Goody zu Cedric. „Das müssen wir unbedingt Penny sagen.“
     

Der große Brand
     
    Seit Mac so spät von Junie nach Hause gekommen war, werkelte er im Haus herum. Es gab eine ganze Reihe von Zimmern im Haus, in denen der Fußboden neu gelegt werden mußte. So fuhr er hinaus zur Sägemühle und bestellte bei dem schwerhörigen Sägewerksbesitzer Fraser, was er benötigte.
    Wieder daheim, verlegte er mit Goody, Penny und Cedric den Bretterstapel, den er noch in seiner Scheune hatte. Besonders Penny
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