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Hexenspuk in Wokingham

Hexenspuk in Wokingham

Titel: Hexenspuk in Wokingham
Autoren: Othmar Franz Lang
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arbeitete gern mit Holz. Der Geruch des Holzes gab ihr ein paar neue Fähigkeiten. Die beste war, daß sie vermochte, die Bretter auf dem Boden so zu verlegen, daß kein Spalt im Fußboden entstand. Sehr praktisch war auch, daß sie die Teekanne nun aus der Küche ab rufen konnte, wohin sie wollte. Sie kam sogar die Treppe hoch. Nicht Stufe für Stufe, versteht sich, sondern sie schwebte elegant in der richtigen Steigung hinauf, ohne einen Tropfen zu verschütten. Dann hatte Penny noch etwas entdeckt. Wenn sie zum Beispiel auf einen Zettel schrieb: „Lauf zu Slazinger, hol die Times“, und sie hielt diesen Zettel Well vor die verfransten Augen, dann wetzte der los und kam mit der Times zurück, offensichtlich von Slazinger.
    So hatten sie mit viel Spaß den Dachboden und das Obergeschoß, was die Fußböden anlangte, fertiggestellt. Hier mußte nur noch gesäubert werden. Im Erdgeschoß waren noch einige Fußböden zu erneuern, doch der Sägemüller Fraser schickte keine neuen Bretter. Darüber giftete sich Penny, weil sie herausbekommen hatte, daß Periwinkle den Aufenthalt in
    Wokingham zu beenden gedachte, und sie hätte gerne noch das von oben bis unten gesäuberte Haus gesehen.
    Sie versuchte sogar eines Morgens, die Bretter vom Sägewerk anfliegen zu lassen. Das gelang ihr jedoch nicht. Nicht ganz, um es genauer zu sagen. Bei Fraser fiel lediglich ein Bretterstapel ohne ersichtlichen Grund um, nachdem er ein paarmal hochgehüpft war, was Fraser mit eigenen Augen gesehen hatte, und blieb dann endgültig liegen.
    Das war, wie jeder erkennen konnte, ein Fehler Pennys gewesen. Sie hatte sich nicht nur zu viel zugetraut, sondern übersehen, daß Jonathan, der Laubfrosch, mitsamt seinem Glas im Weg war. Zudem plagte ihn der Hunger. Penny wie Goody hatten vergessen, ihm ein paar von den delikaten Wokinghamer Fliegen zuzustecken.
    Einen ganzen Bretterstapel auf einmal durch die Lüfte zu transportieren, das war einfach noch zuviel für eine MB. Sie hätte es in ihrem Alter und mit ihrem Ausbildungsstand hübsch bescheiden Brett für Brett versuchen müssen. Aber darauf kam sie nicht.
    So saß Penny auf der Treppe in den ersten Stock, hatte die Ellenbogen auf die Knie und den Kopf in die Hände gestützt und sah recht grimmig drein.
    „Du siehst ja zum Fürchten aus“, stellte Cedric besorgt fest. „Es wäre an der Zeit, daß du wieder einmal richtig lachst.“
    „Du hast leicht reden. Ich weiß, morgen werden wir ab- hauen, und hier ist noch eine ganze Menge zu tun. Wenn Periwinkle und ihre Damen nicht sofort beginnen, das Haus vom Dach herunter zu säubern, schaffen sie das nicht. Und wenn
    Fraser nicht sofort die Bretter liefert, wünsch ich ihm glatt Feuer aufs Dach.“
    Cedric erschrak.
    Kurz darauf wurde es vor dem Haus so laut, als würde eine Versammlung oder eine Demonstration stattfinden. Als er aus einem der Fenster im ersten Stock auf die Straße sah, stand da Periwinkle mit all ihren Damen. Eine jede hatte einen Besen und einen Eimer in der Hand, dazu Lappen, Schrubber und Putzmittel aller Art.
    Penny wurde kalkweiß, als sie die Versammlung sah. Würde ihr zweiter Wunsch nun auch in Erfüllung gehen?
    „Hallo!“ rief Periwinkle von unten. „Wo sollen wir mit der Arbeit beginnen?“ Und dabei schwenkte sie ihren Qualitätsstaubsauger.
    „Kommt herein!“ rief Penny. „Zuerst die Spinnweben aus dem Dachgebälk und dann den Speicherboden.“
    Da stürmten die Frauen unter Gelächter und Rufen das Haus. Im ersten Stock hörte es sich an, als wollten sie das Dach abtragen oder jeden Ziegel einzeln waschen und nachher abfrottieren.
    Goody füllte die Eimer mit Wasser und leerte Schmutzwasser aus. Als sie wieder auf die Straße trat, läutete die Kirchenglocke.
    „Was bedeutet das?“ rief Penny aus einem offenen Fenster im ersten Stock.
    „Um diese Zeit kann das nur Feuer heißen“, antwortete Goody. „Irgendwo brennt es.“
    Da lief Cedric schon auf die Straße und schrie: „Feuer! Bei Fraser brennt es!“
    Und von der Dorfstraße her hörte man auch bereits die Feuerrufe verschiedener Leute.
    Periwinkle schwang sich sofort auf ihren Staubsauger, stob durch eine offene Dachluke hinaus ins Freie, stieg fast senkrecht in die Höhe, und sie mußte nicht lange die Gegend absuchen, das Sägewerk beim Fluß stand in Flammen.
    Schnell kam sie wieder herunter, griff sich einen Eimer und befahl allen anderen, ihr samt Eimer, aber ohne Putzmittel, zu folgen. Auch Penny erwischte einen Besen und einen
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