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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat
Autoren: Annegrit Arens
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arbeitete im Garten. Sie hörte Till nicht kommen. »Was soll das?« Erst bei diesen drei Worten wurde ihr bewußt, daß er da war. Behutsam setzte sie den Steckling in die vorbereitete Mulde und füllte frische Erde auf, er sah doch, was sie tat. »Du stehst mir im Weg«, sagte sie. Till stand genau vor der Gießkanne, sie mußte die frisch eingepflanzten Begonien noch wässern.
    »Ich hasse Begonien«, sagte er, ohne sich von der Stelle zu rühren. Bei ihm zu Hause gab es schnurgerade Kastenreihen mit Begonien. »Wie das Dutzend Sofakissen mit Knick in der Mitte«, hatte Anna früher gespöttelt, weil sie das überhebliche Getue ihrer Schwiegermutter vor Begonien-Sofakissen-Wandteller-Paraden als Widerspruch empfand. Anna hatte mit solchen Bemerkungen einen wunden Punkt bei Till erwischt, weil er sich weder zu der Kissen-mit-Knick-Welt noch zu avantgardistischen Mustern bekennen wollte.
    Anna pflanzte ihre Begonien bunt und buschig. Sie hatte nichts gegen Begonien. »Ich liebe Begonien«, sagte sie und streifte Tills Hosenbein, er stand da wie ein Ölgötze.
    »Paß doch auf!« Till klopfte über das kittfarbene Knitterleinen; in letzter Zeit entwickelte er eine Vorliebe für hochmodische Stoffe und Schnitte. Der feuchte Klumpen Erde, der von Annas Hand abgebröselt war, verteilte sich über dem Hosenbein. Es sah aus wie angeschissen. Anna hatte Mühe, halbwegs ernst zu bleiben.
    »Das Lachen wird dir schon noch vergehen.«
    »So?« Anna kauerte auf den Fersen und stützte nun beide Hände auf den Oberschenkeln ab. Till verfolgte ihre Hände mit den Augen. Ob ihre Jeans offenstand? Sie nestelte an dem Reißverschluß, alles bestens. Als sie ihre Hände wieder wegnahm, blieb eine Erdspur zurück. Till starrte auf die dunkelbraunen Krumen. »Ferkel«, sagte er. Anna sah ihn an, sie hatte plötzlich die Szene von gestern abend vor Augen. »Ach ja?«
    »Bild dir nichts ein!«
    »Gut, reden wir über handfestere Sachen. Über Geld. Das Geld, das ich geerbt habe, ist keine Einbildung. Bis nächste Woche will ich mein Geld zurück.« Es war ganz einfach, die Worte flossen aus Anna heraus. Sie wunderte sich, daß es so leicht ging. Sie hätte schon viel früher damit kommen sollen, klar und bestimmt und mit Frist, bis nächste Woche. Nur so war es endgültig. Geld war auch Macht.
    »Du müßtest erst einmal beweisen, daß etwas übrig ist von deinem Geld. Wir haben es zusammen verbraten. Das ist meine Version.«
    »Du hast Wertpapiere dafür gekauft. Das läßt sich beweisen.«
    »Tafelgeschäfte. Ohne Namen kein Beweis.«
    Anna stand auf. Sie nahm die große Gießkanne, holte weit aus und schwenkte sie über die Blumenkästen, über seine Schuhe, über seine Hosenbeine, hin und zurück. Natürlich hatte sie es gewußt. Er hatte seine Chance gehabt. Für alles, was nun kam, war er verantwortlich. Die Würfel waren gefallen.
    Anna ignorierte sein Fluchen und ging mit der leeren Gießkanne in den Waschkeller. Sie nahm den Gummischlauch in die Hand und drehte den Wasserhahn auf, das Wasserrauschen schluckte die Geräusche aus dem Garten. Als Till in der Kellertür auftauchte, richtete sie ohne ein Wort den Wasserstrahl auf ihn, zog ihn einmal kurz nach oben und unten, dann füllte sie ruhig die Gießkanne bis obenhin. »Du gestattest«, sagte sie und drängte sich an ihm vorbei. Er stand noch immer da und rührte sich nicht.
     
    Anna hatte sich geduscht. Die Fingernägel hatte sie kräftig mit Nagelbürste und Feile bearbeitet, trotzdem blieb ein brauner Rand unter den Nägeln sitzen, egal. Sie haßte es, mit Handschuhen im Garten zu arbeiten, das nahm ihr das Gefühl für die Erde und die zarten Pflanzen und ihre eigenen Finger. Lieber lief sie ein paar Tage mit Trauerrändern durch die Gegend. Sie cremte sich ein und zog ihren Morgenrock über, dann ging sie in die Küche und goß sich ein großes Glas Milch ein. Sie füllte auch etwas Milch in einen kleinen Napf aus Steingut, damit ging sie hinauf in ihr Zimmer. Ihre beiden Logiergäste mochten auch Milch.
    »Hans! Franz!« Die beiden schwarzen Kröten in dem Terrarium wirkten verschlafen. Sie rührten sich nicht. Es waren plumpe, verwarzte Tiere. Anna konnte sich nicht vorstellen, was ihre beiden Nichten daran fanden. Julius hatte die Flußkröten von einem Urlaub mitgebracht. Zusammen mit dem Kater und zwei Kaninchen, einem Igel, einem Hamster und einem Papagei, das Meerschweinchen war kürzlich gestorben, besaßen die Liebolds mittlerweile einen Mini-Zoo, der
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