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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat
Autoren: Annegrit Arens
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ziehen. Anna hatte nur das Pin-up-Foto dieser Monika aus ihrer Handtasche gezogen. »Das ist Tills neueste Gespielin, wir sollten uns unterhalten, mittlerweile sind wir vier.«
    »Vier?« hatte Anette gefragt und auf das Foto gestarrt, es war offensichtlich gewesen, daß sie diese Monika erkannte. Eine von vielen aus dem Schreibbüro, die Anette möglicherweise selbst zum Diktat rief und mit der sie den Liebhaber teilte – ohne es zu ahnen, natürlich.
    »Vier«, hatte Anna wiederholt, »wollen Sie Beweise?«
    »Nein.« Die andere hatte weiter auf das Foto gestarrt, auf den Tüllfetzen über dem nackten Körper und das geile Lächeln in dem Gesicht darüber. Das Gesicht kannte sie. »Stecken Sie es weg.« Die Stimme der Marmorhallen-Lady hatte geschwankt.
    »Gut.« Anna hatte den Brief zusammengefaltet und mit dem Foto in ihre Handtasche gesteckt. Danach hatte Anette sich wieder gefaßt. »Und was wollen Sie von mir?«
    Daraufhin hatte Anna begonnen, von ihrem »Hexensabbat« zu erzählen, von Phantasien und Kröten und Tills Halbmast, wie allein dieses Wort »Halbmast« und das Abklappen der Finger dazu ihn durchdrehen ließen.
    Endlich hatte um Anettes Mund ein Lächeln gespielt, es war nichts Freundliches darin gewesen. »Er hätte es verdient«, hatte sie gesagt.
    »Er hat es verdient«, hatte Anna verbessert.
    »Ja«, Anette hatte genickt. »Ich bin dabei, er soll seinen Hexensabbat haben.« Sonst hatte sie nicht viel preisgegeben. Sie hatte auch kein einziges Mal diesen Anselm Husser erwähnt, obwohl ihr klar sein mußte, daß Anna über ihren Mittwoch bestens Bescheid wußte.
    Anna konnte sich auch so zusammenreimen, was in der Marmorhallen-Lady vorging: Die hatte eine große Liebe, einmal die Woche, jeden Mittwoch, und an den anderen Tagen hatte sie nur ihren Job und sich selbst. Sie war die typische Karrierefrau, trotzdem mochten genug einsame Stunden bleiben, und Anna wußte nur zu gut, wie überzeugend Till wirken konnte, wenn er es darauf anlegte. Er mochte dieser Frau Nähe und Vertrautheit vorgegaukelt haben, er hatte sie getäuscht. Das verzieh eine Frau wie Anette nicht, und wenn sie hundertmal einen anderen Geliebten hatte.
    Anette hatte es auch übernommen, dieses Bürogirl an die Kandare zu nehmen: »Ich regele das.«
    »Und wenn sie bei Till quatscht?« Anna war skeptisch gewesen, sie war es nicht gewöhnt, daß eine von den anderen Frauen aktiv wurde, sie wollte es auch nicht. Die Drahtzieherin blieb sie.
    »Sie wird nicht quasseln«, hatte Anette reichlich kühl erwidert, »ihr Job hängt daran und noch ein bißchen mehr.«
    Anna hatte nicht weiter nachgehakt. Diese Frau ließ sich nicht mit Ramona und Andrea in einen Topf werfen. Aber sie würde auf der Hut sein.
     
    »Wann ich soweit bin?« wiederholte Anna die Frage der anderen und massierte weiter ihren Fuß, obwohl das Kribbeln nun nachgelassen hatte. »Jederzeit.«
    »Dann morgen«, erwiderte Anette. Es hörte sich wie ein Kommando an.
    »Nein«, widersprach Anna. »Nicht morgen.« Eigentlich sprach nichts gegen den nächsten Tag. Höchstens, daß Anna sich nicht die Führung aus der Hand nehmen lassen wollte.
    »Sondern?«
    »Nächsten Freitag läuft meine Kröten-Show«, bestimmte Anna. »Und zum Endschlag holen wir den Mittwoch darauf aus, dann ist Till sowieso zu Hause.« Anna wußte, daß der anderen der Mittwoch nicht recht sein würde, doch sie würde nichts sagen, weil sie nicht über diesen Anselm Husser reden wollte. Anselm Husser war ein Geheimnis zwischen den beiden Frauen. Ramona und Andrea wußten nichts von ihm. Ihr Schweigen machte Anna noch ein bißchen stärker.
     
    Am nächsten Freitag kam Till schon um Viertel nach zehn heim. Anna war trotzdem nicht unvorbereitet. Zwei Minuten nach zehn hatte Anette Schmucker angerufen: »Er ist gerade gegangen.« Alles lief nach Plan.
    Als Anna ihn aufschließen hörte, lehnte sie sich auf ihrem Bett zurück. Ihr Kopf berührte die Matratze, sie schloß die Augen und spreizte die Beine, ihre Hand begann zu spielen. Die Lust saß in ihrem Kopf.
    Anna wußte, daß Till geladen war. Anette würde ihn hochgekitzelt und dann abgewiesen haben. Er würde dort im Flur stehen und ihr zusehen, die Tür stand weit offen, und sie hatte die Lampe auf dem Frisiertisch so gerichtet, daß er gut sehen konnte.
    Er stand dort. Er sah ihr zu. Diesmal verschwand er nicht, als Anna sich auf dem Bett aufrichtete.
    »Du legst es darauf an.« Er zerrte an seiner Gürtelschnalle.
    »Nur mit Gummi«, Anna
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