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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel
Autoren: Colin Forbes
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Richtung des Landesinneren verschwand. Wie unter Schock beobachteten Tweed und seine Begleiter, wie die Venetia an Geschwindigkeit gewann. Newman brach das quälende Schweigen als erster.
    »Das waren Maschinen aus Culdrose, dem Trainingslager der Royal Airforce. Dort bilden sie ihre Piloten aus. Culdrose ist ein Flughafen hinter Constantine - nahe der Spitze der Halbinsel Lizard.«
    »Sehen Sie das Motorboot mit dem roten Wimpel am Heck?« fragte Tweed. »In dem sitzt Marler.«
    »Was kann er denn schon ausrichten?« erkundigte sich Paula wütend. »Nichts, aber auch rein gar nichts. Wenigstens hält er genügend Abstand zu diesem Teufelskahn. Hoffentlich bleibt das auch so.«
    »Also deshalb hat mich Howard am Telefon so kurz abgefertigt«, meinte Tweed nachdenklich. »Das Verteidigungsministerium hat zur Überwachung des Schiffs Hubschrauber abgestellt. Es konnte ja keiner ahnen, daß die Venetia mit Raketenwerfern bestückt war. Eine echte Tragödie. Da wurden zwei junge Piloten sinnlos geopfert, nur damit ein einzelner Mann noch mehr Macht in Händen hält.«
    »Ich kann ein anderes Flugzeug hören«, sagte Paula plötzlich. »Es klingt ganz anders …«
    Sie brach mitten im Satz ab, als hoch oben am Himmel ein Jagdflugzeug der Luftwaffe erschien. Tweed nahm an, daß es sich zur Verfügung gehalten hatte und von dem Piloten des dritten Hubschraubers, der entkommen konnte, herbeigerufen worden war. Das Kampfflugzeug setzte zum Sturzflug an, und Tweed gelang es gerade noch, durch sein Fernglas einen flüchtigen Blick darauf zu erhaschen.
    »Es ist gleichfalls mit Raketen bestückt …«, begann er.
    Er verstummte, weil ein schrilles Zischen erklang und eine Rakete keine fünfzehn Meter vom Bug der Venetia entfernt im Wasser einschlug, explodierte und eine gewaltige Wasserfontäne hochwarf.
    »Das war ein beabsichtigter Fehlschuß«, erklärte Tweed. »Eine Vorwarnung sozusagen …«
    Von seiner Kabine aus hatte Moloch mit angesehen, wie die Rakete in der Nähe der Venetia einschlug. Er sprang so hastig vom Tisch auf, daß er seine Suppe verschüttete, und rannte mit dem von seinem Handgelenk herabbaumelnden Aktenkoffer ins Freie. Über eine Kajütstreppe gelangte er auf Deck, wo ein Hubschrauber auf seinem Landeplatz bereitstand. Rasch kletterte er die Leiter hoch und zwängte sich durch die Tür, die der Pilot geöffnet hatte, sowie er ihn kommen sah.
    »Weg von diesem verdammten Schiff, und zwar sofort!« brüllte er. »Sie haben genug Treibstoff, um bis nach Frankreich zu kommen. Fliegen Sie nach Roscoff. Wir werden über Funk Anweisung geben, daß mich ein Wagen dort erwartet, aber bringen Sie um Himmels willen diesen Vogel in die Luft!«
     
    Marler hatte im hinteren Teil seines Motorbootes gestanden und durch seinen Feldstecher die Ereignisse genau verfolgt. Ihm war auch nicht entgangen, daß Moloch samt seinem Aktenkoffer in den Hubschrauber gestiegen war. Zeit für ihn, in das Geschehen einzugreifen.
    Er gab Gas; das Boot schoß mit einem Ruck vorwärts, und Marler verlangsamte das Tempo erst, als er in der Nähe des Rumpfes der Venetia angelangt war. Der durch den unverhofften Raketenangriff zu Tode erschrockene Kapitän der Luxusjacht hatte die Maschinen gedrosselt und das Schiff zum Stehen gebracht.
    Ruhig griff Marler nach seinem Armalite, ging zum Heck, plazierte den Lauf des Gewehres an der Dachkante der Kajüte und blickte durch das Infrarotvisier. Die Rotoren des Sikorsky wirbelten, dann hob der Hubschrauber ab und stieg senkrecht in die Höhe.
    Marler hob sein Gewehr, bis er einen der Tanks genau im Fadenkreuz hatte. Der Sikorsky schwebte einige Sekunden in der Luft, ehe er sich anschickte, hinaus auf die offene See zu fliegen. Just in diesem Moment drückte Marler ab. Das Geschoß schlug direkt in den Tank ein.
    Die darauffolgende fürchterliche Explosion war weithin zu hören. Flammen schlugen aus dem Tank, hüllten den Sikorsky ein und verwandelten ihn in einen Feuerball. Der Hubschrauber stürzte in die Tiefe, prallte direkt neben einigen bereitliegenden Raketen auf das Deck der Venetia und brachte sie zur Detonation. Flammen schossen in die Höhe, fraßen sich über das Deck und verschlangen den Sikorsky. Die explodierenden Raketen hatten ein riesiges Loch in die Steuerbordseite der Jacht gerissen, die bald nur noch ein einziges loderndes Flammenmeer war. Langsam neigte sich die einst so prächtige Venetia zur Seite, kenterte und verschwand mit einem entsetzlichen Gurgeln in den brodelnden
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