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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel
Autoren: Colin Forbes
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kam. Gerade wurde eine Metalleiter auf der Steuerbordseite herabgelassen. Moloch betrachtete die im Mondlicht ruhig daliegende Venetia. In diesem Moment erschien sie ihm als das schönste Schiff der Welt. Als das Beiboot unterhalb der Leiter anlegte, bat Morton seinen Passagier, zu warten, bis es sicher vertäut worden war.
    Als ob ich jetzt noch ein Risiko eingehen würde, dachte Moloch finster.
    Er griff nach der Mütze, die ihm ein wenig zu klein war, um sie zurechtzurücken. Der Kapitän, ein Grieche, stand schon bereit, um Moloch an Bord zu helfen.
    »Willkommen an Bord, Sir. Wir sind bereit zum Ablegen, warten nur noch auf Ihre Befehle. Der Hafenmeister ist über unseren Zielhafen informiert.«
    »Sehr gut.«
    Mit Hilfe des Kapitäns schwang sich Moloch über die Reling. Kaum spürte er die Decksplanken unter den Füßen, da stellte er fest, daß er die beengende Mütze keine Sekunde länger ertragen konnte, griff mit der linken Hand danach, riß sie sich vom Kopf und warf sie im hohen Bogen ins Wasser. Dann eilte er in seine Kabine. Noch im selben Moment, wo er das luxuriös eingerichtete Apartment betreten hatte, schlüpfte er auch schon aus dem Regenmantel und stopfte ihn in eine kostbare Porzellanvase, die als Mülleimer diente.
    Zum erstenmal seit vielen Stunden fühlte er sich wirklich sicher. Aber ehe das Schiff nicht abgelegt hatte, würde er den Aktenkoffer nicht von der Kette an seinem Handgelenk lösen. Auf einem mit einem feingeklöppelten Spitzentuch bedeckten antiken Tisch stand eine Auswahl erlesener Getränke bereit. Die Maschinen summten und schickten leichte Vibrationen durch das Schiff, als der Kapitän die Kabine betrat.
    »Einen doppelten Scotch, Sir? Mit Eis?«
    »Pur. Ohne Eis, ohne Wasser.«
    Er war froh, der abscheulichen amerikanischen Gewohnheit, jeden Drink mit einem halben Eisberg darin zu servieren, endlich entrinnen zu können. Diese Barbaren hatten natürlich keine Ahnung, daß sie damit nur den Geschmack des Getränkes verwässerten.
    »Danke«, sagte er zu dem Kapitän. »Schade, daß Sie nicht mithalten können.«
    »Ich trinke niemals im Dienst, Sir. Hier ist die Speisekarte. Wenn Sie den Klingelknopf betätigen, wird ein Steward kommen, um Ihre Bestellung aufzunehmen. Bitte entschuldigen Sie mich jetzt, ich werde auf der Brücke gebraucht.«
     
    Von seinem Motorboot aus hatte Marler zunächst mit Interesse, dann mit wachsender Enttäuschung das Boot beobachtet, das auf die Venetia zuhielt. Durch seinen Feldstecher hatte er die drei Männer an Bord neugierig gemustert. Am Heck kauerte ein Mann, den er anhand seiner Kleidung - schmuddeliger Regenmantel und Schirmmütze - als Arbeiter einstufte. Vermutlich ein Mitglied der Besatzung, das noch an Bord genommen wurde.
    Später, er observierte das Schiff immer noch durch seinen Feldstecher, runzelte er jedoch die Stirn, als er sah, wie an einer Seite der riesigen Jacht eine Leiter herabgelassen wurde. Ein untersetzter Mann in einem blauen Blazer und mit einer Schiffermütze auf dem Kopf stand oben bereit, um den Neuankömmling in Empfang zu nehmen. Seinem ganzen Gebaren nach zu urteilen mußte es sich bei ihm um den Kapitän der Venetia handeln.
    Wozu machen sie nur soviel Aufhebens? wunderte er sich.
    Eigentlich wollte er den Vorfall schon als belanglos abtun und das Glas sinken lassen, doch dann besann er sich eines Besseren und fuhr statt dessen fort, das Anlegen des Beibootes zu beobachten. Er folgte mit dem Blick dem neuen Besatzungsmitglied, das gerade die Leiter emporkletterte und, oben angelangt, einen Moment still stehenblieb. Dann riß der Mann sich plötzlich die Mütze vom Kopf und warf sie ins Meer, so daß Marler sein blasses Gesicht mit der hohen Stirn deutlich erkennen konnte.
    Seine Gedanken wanderten zurück zu Grenvilles Party in Kalifornien, und er sah sich wieder unauffällig am Rande des Geschehens stehen und den an einem Ecktisch sitzenden Moloch nicht aus den Augen lassen. Leise pfiff er durch die Zähne.
    »Das war ein cleverer Schachzug, mein Freund. Beinahe wärst du damit durchgekommen.«
     
    »Vincent Bernard Moloch ist soeben an Bord der Venetia gegangen«, teilte Tweed, das Fernglas fest an die Augen gepreßt, seinen Begleitern mit. »Er hat sich als einfacher Arbeiter verkleidet, ist aber im letzten Moment übermütig geworden und hat seine Mütze ins Wasser geworfen. Ich konnte ihn deutlich erkennen.«
    »Er wird davonkommen«, protestierte Paula empört. »Ich kann schon das Summen der Maschinen
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