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Hexenhatz im Monsterland

Hexenhatz im Monsterland

Titel: Hexenhatz im Monsterland
Autoren: Craig Shaw Gardner
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vergifteten Apfel, den eine böse Hexe ihm geschenkt hatte, in tiefen Schlaf versetzt wurde. Nun wollte diese Hexe des Prinzen schönes Königreich regieren und hatte zu diesem Zwecke das Land mit drei schrecklichen Plagen überzogen. Alle Menschen waren verzweifelt – ähm – also alle, bis auf – na ja – eine holde Maid, die wußte, wenn sie den Prinzen erwecken konnte, dann würde dieser sie alle erretten.« Die alte Dame klatschte in die Hände. »Na also. Für eine Improvisation gar nicht mal so übel. Die Handlung muß fließen, sage ich immer. Also, wo ist die holde Maid?«
    Alea zeigte auf sich. »Meint Ihr mich?«
    Mutter Duck klopfte ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden. »Nein, ich meine all die anderen holden Maiden, die hier auf der Lichtung herumsitzen. Mach voran und küß den Prinzen!«
    »Wuntie?« fragte Alea versuchsweise.
    »Soll ich einen Spruch wirken?« bedeutete Mutter Duck ihr unheilverkündend.
    »Nein!« antwortete Alea schnell und schlug die Augen kokett nieder. »Ich mag es, Wuntie zu küssen!«
    Sie schlenderte fröhlich in meine Richtung.
    »Wuntie!« Sie fand sich erschreckend schnell in ihre Rolle. »Ich komme, um dich wachzuküssen!«
    »Entschuldige mich«, sagte ich zu meinem Schwert und steckte es in seine Scheide. In Aleas Nähe war ich manchmal nicht ganz Herr der Lage, und schließlich wollte ich dumme Unfälle vermeiden. Ich würde ihren Kuß wohl entgegennehmen müssen, obwohl mein Herz natürlich Norei gehörte, meiner einzigen wahren Liebe. Ich dachte mir, so ein kleiner Kuß könnte nicht schaden, und man sollte Mutter Duck nicht ohne Grund verärgern, zumindest so lange nicht, bis sich für meine Gefährten und mich eine Möglichkeit zur Flucht ergab.
    Deshalb stand ich eisern auf meinem Platz und spitzte die Lippen, fest entschlossen, die Konsequenzen meines Handelns auf mich zu nehmen.
    »Küß ihn endlich!« befahl Mutter Duck. »Und denke daran, dies ist der Anfang einer Geschichte, also mach deine Sache gut!«
    Alea stürmte nach vorne und breitete die Arme weit aus.
    Ich war mir nicht vollständig sicher, was als nächstes geschah. Wahrscheinlich lag es daran, daß ich noch nicht völlig wach war. Wie auch immer, ich schaffte es, Aleas Ansturm falsch einzuschätzen. Irgendwie geriet mein rechter Arm in ihr Gesicht.
    »Aua!« rief die Maid aus. »Paß auf deine Finger auf, Wuntie!«
    Ich riß beide Arme zurück, eine Entschuldigung stammelnd. Dann verlor ich das Gleichgewicht.
    »Küß ihn!« ereiferte sich Mutter Duck. »So küß ihn doch schon. Das Märchen kann nicht beginnen, bevor du ihn nicht geknutscht hast!«
    Aber Aleas Arme, mit denen sie mich umfangen wollte, griffen ins Leere. Ich war ziemlich ungraziös zu Boden geplumpst, die Luft wurde mir aus den Lungen gepreßt.
    »Erschöpfung hin oder her, Mutter Duck wird langsam ungeduldig«, kündigte die alte Dame an. »Entweder du küßt ihn jetzt, oder ich zaubere.«
    Ich wußte, daß unser Leben besser von uns selbst kontrolliert werden sollte, was immer auch passieren mochte. Und so versuchte ich, aus meiner liegenden Position so schnell wie möglich auf die Füße zu kommen. Unglücklicherweise schien Alea sich ebenfalls beeilen zu wollen: Sie beugte sich zu mir herunter, die Lippen gespitzt und feuerbereit.
    Es kam, wie es kommen mußte. Ihr Kinn krachte mit einem vernehmlichen Knacken gegen meine Stirn. Beide rollten wir uns durch den plötzlichen Schmerz zusammen.
    Kurz vor dem Zusammenprall hatte ich jedoch noch gespürt, wie Aleas Lippen meine Stirn berührt hatten.
    »Küß ihn!« kommandierte die alte Dame. »Oder du wirst die Rache von Mutter Duck zu spüren bekommen!«
    »Hab’ ich doch!« protestierte Alea, während sie ihr Kinn massierte. Hilfreich zeigte ich auf die Stelle, wo ihre Lippen meinen Schädel berührt hatten.
    Mutter Duck schüttelte mißbilligend den Kopf. »So fängt doch kein Märchen an. Wir wollen einen richtigen Kuß sehen. Wir wünschen Leidenschaft. Du bist doch Schauspielerin. Dann zeig es mal!«
    Alea hörte mit der Massage ihres Kiefers auf und versuchte ein Lächeln, das aber noch etwas schmerzverzerrt ausfiel.
    »Oh, Wuntie«, flötete sie. »Auf diesen Augenblick habe ich so lange gewartet.«
    »Schon besser«, ermutigte Mutter Duck sie.
    »Oh, Alea«, antwortete ich, denn ich hatte das Gefühl, daß das von mir erwartet wurde. »Ähm – wie nett, dich zu sehen.«
    »Nicht so gut«, murmelte die alte Dame. »Aber wir lassen das noch mal durchgehen. Und jetzt
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