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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Elmar Bereuter
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und Urheber-Nennung. Da bleibt für Euch nicht mehr viel übrig!«
    Leonhard sah, wie Institoris regelrecht zusammensackte. »Ist … das … wahr?«, fragte er dann und Leonhard spürte, wie ihn die Frage fast unmenschliche Kraft kostete. Bruder Heinrich hielt den Kopf gesenkt, wie ein Delinquent, der auf den Streich des Scharfrichters wartet. Er kannte die Wahrheit und er hatte Angst davor, dass jemand sie einmal aussprechen könnte. Vor dreizehn, vierzehn Jahren hatte zuletzt die Stadt Nürnberg um seinen Rat gefragt, danach war es zunehmend ruhiger um ihn geworden. Wo er früher Furcht verbreitet hatte, schlug ihm heute höchstens noch Gleichgültigkeit entgegen und niemand schien noch vor ihm übermäßige Achtung zu haben.
    »Ja!«, antwortete Leonhard unerbittlich.
    Institoris fiel noch mehr zusammen und Leonhard musste sich überwinden, um dem Alten die entscheidende Frage zu stellen. Aber er wollte die Antwort wissen und die kannte nur Bruder Heinrich.
    »Bruder Heinrich, Ihr seid alt und gebrechlich und wir Ordensleute beschäftigen uns jeden Tag mit unserem Tod und wie wir unserem Schöpfer gegenüber treten werden. Mit allem Respekt: Wenn Ihr in das jenseitige Leben eintretet, so werdet Ihr auch Seelen begegnen, die nicht einverstanden waren, ihr irdisches Leben unter grausamen Schmerzen beenden zu müssen. Wie werdet Ihr Euch ihnen gegenüber verhalten?«
    Institoris sah ihn fassungslos an. »Ist das Euer Ernst? Diejenigen, die ohne Reue gestorben sind, werde ich sowieso nicht wiedersehen. Diejenigen aber, die bereut haben, werden sich freudig bei mir für ihre Errettung bedanken!«
    »Und diejenigen, die unschuldig starben?«
    »Gerade sie sind in der besonderen Liebe Gottes. Mir haben sie längst verziehen und sie werden mich freudig begrüßen!«
    Nun war es an Leonhard, die Fassung zu verlieren. »Damit rechtfertigt Ihr also die weitere Hinrichtung Unschuldiger?«
    Bruder Heinrich bäumte sich noch einmal auf. »Ihr habt keine Ahnung! Alle werden es sehen, dass ich Recht habe! Wenn nicht heute, dann irgendwann! Hoffentlich ist es dann nur nicht schon zu spät!«
    »Komm!«, sagte Leonhard zu seinem Novizen. »Es hat keinen Sinn, sich mit einem Mann zu streiten, der davon überzeugt ist, noch nie einen Fehler gemacht zu haben und dessen Rechtfertigung in einem einzigen Satz besteht: Ihr habt keine Ahnung!«
    Institoris sah sie finster an, den Stock hielt er mit beiden Händen fest umklammert, ganz so, als ob dieser noch sein allerletzter Halt auf dieser Erde wäre. »Verschwindet!«, knurrte er dann böse.
    Ein trüber, schneller Tag stieg herauf, schier zu Boden gedrückt von schweren dunklen Wolken, ein trauriger Tag ohne Freude und ohne Farbe.
    Schweigend liefen Leonhard und sein Novize nebeneinanderher und Reinhard war von dem Gespräch am gestrigen Nachmittag noch immer durcheinander.
    »Meister?«, sagte er entschlossen und schwieg dann aber beinahe erschrocken.
    »Was möchtest du fragen?«
    »Meister«, seine Stimme klang unsicher, »gibt es nun Hexen oder nicht?«
    Leonhard hatte schon lange auf diese Frage gewartet. »So wie sie sich Bruder Heinrich und mit ihm inzwischen wohl die halbe Welt vorstellen, also dass sie durch die Lüfte fliegen, wozu sie kleine Kinder kochen und zu Salben verarbeiten, gibt es sie sicher nicht.«
    »Aber wieso kaufen und lesen gelehrte Leute den ›Hexenhammer‹? Wieso widerspricht ihm dann niemand?«
    »Gerade weil das Buch so gelehrt daher kommt, meinen viele Gelehrte, es sei auch gelehrt. Bruder Heinrich hat ja nicht alles selbst erfunden, das Gedankengerüst dazu war ja schon da. Denk an die griechischen Philosophen, an Augustinus oder Thomas von Aquin, der die Teufelsbuhlschaft zumindest für denkbar hielt. Unser Mitbruder hat nur die Inquisition, die in deutschen Landen beinahe bedeutungslos geworden war, als Vehikel benutzt und auf diesen Karren noch seine Hexenthesen darauf gepackt. Aus der Hexerei wurde so eine Art der Ketzerei und wer das in Zweifel zieht, zieht auch die Lehre der Kirchenväter und so auch die Lehre der Kirche in Zweifel. Er brauchte nur noch abzuwarten, bis auf seinem Karren alles gut durchgeschüttelt wurde. Im Wesentlichen geht es dann nicht mehr um den Abfall von Gott, sondern um Schadenszaubereien mit Hilfe Satans. Was den Widerstand anbelangt – ja, es gab ihn und es gibt ihn. Du wirst kaum einen älteren Hexenhammer finden, in dem du nicht jede Menge handschriftlicher Kommentare am Rand vermerkt findest. Auch hat gerade der
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