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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Elmar Bereuter
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schlingern und der Bärtige hielt mit beiden Händen den Ausleger des Ruders umklammert. Eine falsche Bewegung von ihm – und das Schiff hätte die Pferde unweigerlich in den Fluss gezogen. Als letzte Rettung wäre dann nur noch das Kappen der Taue geblieben.
    Am frühen Nachmittag wurden die ermatteten Pferde ausgewechselt und Anton Hehringer nutzte die Unterbrechung, um in der Station etwas Wein in einen Ziegenschlauch abfüllen zu lassen, den er dann am Brunnen mit etwas Wasser verdünnte.
    »Die Entscheidung war richtig!«, sagte er dann ernst zu Afra, als er wieder zurück auf das Boot kam. »Auch hier wissen sie es schon. Sie suchen zwar hauptsächlich nordwärts, aber auch hier in der Gegend sollen die Leute die Augen offen halten!«
    »Was ist, wenn uns die Schiffer verraten?«, fragte sie angstvoll.
    Der Medicus schüttelte den Kopf. »Schau sie dir an. Die sind selber heilfroh, wenn sie in Ruhe gelassen werden. Aber vorsichtshalber bleibst du nun in dem Verschlag und lässt dich nicht auf dem Schiff blicken!«
    Erst nach vier Tagen wagten sie es, das Schiff zu verlassen und teils mit Kutschen und teils zu Fuß weiterzureisen.
    Sie waren schon einige Tage in Augsburg, als dann endlich auch Cornelius eintraf, der um Geld zu sparen mit wenigen Ausnahmen fast die ganze Strecke gelaufen war.
    Afras Mutter war glückselig. Endlich war die Familie ohne Groll und Zwist vereint und sie ließ es sich nicht nehmen, für den Sonntag ein großes Fest vorzubereiten.
    Erwartungsvoll saßen sie dann alle um den großen Tisch, als Irene Hehringer einen großen Topf mit Linsensuppe auftrug. Darauf folgten gefüllte Hühner in einer Weinsoße mit Anis-Geschmack und Pfannkuchen, dazu kamen geröstete Birnen. Für die Kinder gab es gebratene Tauben und zum Abschluss für alle Apfelmus mit Mandelmilch und etwas Zimt.
    Nachdem die beiden Frauen den Tisch abgeräumt hatten und die Kleinen ins Freie verschwunden waren, blieben Cornelius und sein Schwiegervater noch bei einem Becher Wein sitzen. »Wie geht es weiter? Ich meine, womit willst du deine Familie ernähren?«
    Beide wussten, dass ein Neubeginn an jedem anderen Ort der Welt leichter fallen würde als hier in Augsburg. Selbst noch nach so vielen Jahren würde das Getratsche nicht verstummen.
    »Ich habe gedacht, vielleicht versuchen wir es in Innsbruck«, antwortete Cornelius etwas unsicher.
    Sein Schwiegervater schwieg und nickte nach einer Weile bedächtig mit dem Kopf. »Innsbruck? Ja, Innsbruck wäre gut!« Dann sah er Cornelius gerade an. »Verstehst du etwas von Orgelbau?«
    »Hmm«, machte dieser und rieb sich nachdenklich die Nase. »Wenn ich ehrlich bin, von Orgelbau selbst nicht allzu viel. Ich kann zwar manches an einer Orgel reparieren. Auch kann ich mit allen Materialien umgehen, die verwendet werden. Warum fragst du?«
    »Hast du schon einmal von Paul Hofhaimer gehört?«
    Cornelius musste überlegen. »Paul Hofhaimer– du meinst den Organisten?«
    »Ja. Genau den. Kaiser Maximilian hat in Innsbruck zur Verschönerung der liturgischen Hofgottesdienste eine Kantorei aufgebaut und dazu Hofhaimer als Cantor bestellt. Er hat ihn von Herzog Sigmund übernommen und gleich sein Gehalt verdoppelt, weil er weiß, was für ein Genie er an seinem Hofe hat. Hofhaimer ist nicht nur einer der besten Orgelspieler unserer Zeit, sondern auch ein begnadeter Komponist.« Der Medicus warf seinem Schwiegersohn einen verschmitzten Blick zu. »Aber«, fuhr er dann fort, »er hat noch eine andere Leidenschaft und das ist der Orgelbau. Nur ist er auf diesem Gebiet nicht ganz so gut wie auf den anderen. Zwar hat er seine Fachleute, aber eben deshalb sind es viele Dinge, die auch von diesen nebenher erledigt werden müssen und sie so in ihrer eigentlichen Arbeit behindern. Maximilian hat ihm versprochen, zwei weitere Orgeln zu finanzieren und Hofhaimer sucht händeringend einen Mann, der sich auf mehr als nur sein Spezialgebiet versteht. Das weiß ich von ihm selber!«
    »Wie – du kennst ihn?«, staunte Cornelius.
    »Wir sind seit ungefähr fünfzehn Jahren befreundet. Immer, wenn er zusammen mit dem Kaiser nach Augsburg kommt, schaut er bei uns vorbei.« Er überlegte einen Moment und fuhr dann fort: »Du kannst davon ausgehen, dass er jede Menge Arbeit für dich hat. Ich würde sagen, für die nächsten zehn Jahre bist du bei ihm voll ausgelastet.« Der Medicus goss sich noch einen Schluck Wein ein und schob dann den Krug zu Cornelius über den Tisch. »Innsbruck und Augsburg. Na
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