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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Elmar Bereuter
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ja, ein paar Tagesreisen sind es schon. Aber ich denke, Irene wird damit zurechtkommen. Du siehst ja selbst, wie sie an den Kindern einen Narren gefressen hat und seit Afra wieder da ist, ist sie ein ganz anderer Mensch!« Hehringer schwieg dann und fuhr unruhig mit den Fingerspitzen auf der Tischplatte hin und her.
    Cornelius merkte, wie ihn etwas bewegte und wie er mit sich selbst kämpfte.
    »Ich … ich möchte …«, hub er an und gab sich dann einen Ruck. »Ich möchte auch dich um Verzeihung bitten. Nicht nur euch beiden, sondern auch meiner Frau habe ich mit meiner Hartherzigkeit und meiner Überheblichkeit Unrecht und Leid zugefügt.«
    Wortlos streckte er Cornelius die Hand hin, die dieser fest ergriff.
    »Wir alle machen Fehler. Wir, ich meine Afra und ich, wissen auch nicht, ob sich unsere Kinder so verhalten, wie wir es uns wünschen! Was zählt, ist, dass du da warst, als wir dich gebraucht haben!«

31. KAPITEL
    J akob Sprenger war an einem trüben, kalten Dezembertag, begleitet von den leisen Gebeten seiner Confratres, in Straßburg zu seinem Schöpfer heimgekehrt. Auch Niklas und Leonhard standen an seinem Sterbebett und als ein verklärtes Lächeln über sein Gesicht huschte, wussten sie, dass er angekommen war.
    Beide hatten, als sie von seinem Zustand erfuhren, keinen Augenblick gezögert, den Prior Vanckel um Erlaubnis zu bitten, um in den letzten Stunden seines irdischen Daseins bei ihrem Lehrer zu sein. Unter den Mitbrüdern gab es kaum einen, der nicht der Ansicht war, er habe die Schmach der Verleumdungen nicht länger verwinden können, denen er ausgesetzt war – und jeder wusste, wer dahinter steckte.
    Johannes van Beek, der Provinzvikar der Konventualen, die sich immer noch gegen Reformen sträubten, verweigerte wie schon Institoris vor über zehn Jahren vorher in Colmar die Abgabenzahlungen an die Provinzleitung. Beide hatten sich dann zusammengetan und verbreiteten Gerüchte über Unregelmäßigkeiten in Sprengers Amtsführung. Van Beek war dann in Rom vorstellig geworden und hatte die Amtsenthebung Sprengers bewirkt. Die Zurücknahme dieses Unrechts, auf die dieser bis auf seinen letzten Tag gewartet hatte, traf dann kurz nach seinem Ableben in Straßburg ein. Einige Jahre später überwarf sich Institoris auch mit van Beek. Schon öfter hatte ihm dieser – zuerst nur mit vagen Anspielungen, dann aber immer unverblümter – gedroht, die Geschichte mit dem gekauften Doktortitel einmal einigen Leuten zu erzählen, worauf sich Bruder Heinrich gezwungen sah, wollte er sich nicht einen neuen Skandal an den Hals laden, seine Korrespondenz nur noch einfach mit »Frater Henricus Institoris« zu unterzeichnen und auch darauf zu bestehen, nur noch als einfacher Bruder angesprochen zu werden.
    Bruder Heinrich saß im Garten des Dominikanerklosters im mährischen Brünn auf einer Bank und wandte sein Gesicht den letzten wärmenden Strahlen der fahlen Herbstsonne zu. Seine Haut war gelb und seine Hände zitterten, als er nach dem Stock neben sich tastete. Er brauchte ihn zwar im Augenblick nicht und er wollte auch nicht aufstehen, sondern sich nur versichern, dass er da war.
    »Vierundsiebzig Jahre bin ich nun alt und mein Geist ist noch frisch, wenn auch mein Körper nicht mehr mitmacht. Aber das heißt noch lange nicht, dass Ihr mich deswegen für töricht halten könnt! Ihr habt ja keine Ahnung!«, fauchte er.
    »Ihr habt die Inquisition für Eure Ziele benutzt und ihr mit dem Hexenglauben wie an einem Baum einen neuen Ast aufgepfropft. Dieser Ast aber hat mit dem Stamm nur wenig gemein! Es verwirrt die Leute und nicht wenige können schon jetzt Inquisition und Hexenverfolgung nicht mehr auseinander halten!«
    »Na und? Das ist haarspalterisches Geschwätz, es könnte von Bruder Niklas stammen. Was macht er eigentlich?«
    »Er hat sich in den Kölner Konvent zurückgezogen. Er ist ja auch nicht mehr der Jüngste«, antwortete Leonhard knapp, da er spürte, wie Bruder Heinrich ablenken wollte.
    »Nehmen wir unseren Ordensbruder Thomas de Torquemada«, fuhr Leonhard unbeirrt fort, »seit ein paar Jahren erst ist er tot. über hunderttausend Urteile sollen in seiner Zeit als spanischer Großinquisitor gefällt worden sein. Ratet, wie viele Hexen gefunden wurden? Richtig! Keine einzige! Wenn, dann waren es vereinzelte Fälle, in denen es um Zauberei ging!«, gab er gleich selbst die Antwort. »Und das, obwohl Torquemada auf dem Konzil von Basel war, wo ja die Hexenfrage ausführlich diskutiert
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