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Valeron der Barbar

Valeron der Barbar

Titel: Valeron der Barbar
Autoren: Andrew J. Offut
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    »Valeron ist ein Kämpfer. Das Herz eines Kriegers schlägt in ihm«, sagte Kaiser Velquen mit dem respektvollen Ton des Mannes, der selbst einst das Waffenspiel geliebt hatte. »Seinesgleichen gibt es in unserer Zeit nur noch wenige. Nehmt diesen jungen Jallad von Nyor, um nur einen zu nennen – er verbringt mehr Zeit mit seinen Älteren als auf dem Thron, und überhaupt keine, wie ich hörte, mit Waffenübungen. Noch nicht einmal im Feld stand er je.« Er schüttelte das mächtige Haupt, das unter der sechszackigen Plastkrone schon die ersten kahlen Stellen zeigte. »Seit die Sechs Welten im Reich vereint sind, sind die Pflichten des Kaisers für einen alten Mann, der einst Schwert und Streitaxt schwang, nicht das, was er sich ersehnte.«
    Velquen, Kaiser über sechs Planeten, lehnte sich in seinem Thron zurück. Leicht blinzelnd blickte er durch die lange Reihe marmorner Karyatiden zur schweren messingbeschlagenen Flügeltür des Thronsaals und durch sie hindurch, denn seine Gedanken waren anderswo.
    Ohne Saldon von Branarius anzusehen murmelte er: »Die Götter wissen, wie oft ich mich nach einem Schwert sehnte – an Stelle von dem hier.« Er hob das Zepter und betrachtete es finster. »Und diesen.« Er zupfte missmutig an den wallenden Roben in Meerschaumgrün, der Farbe des Herrscherhauses. »Den Göttern sei gedankt für Männer wie Darcus Cannu, die statt eines unruhigen Schwertarms über einen scharfen Verstand und Geduld verfügen.«
    Die lächelnden Blicke von Kaiser und Premierminister trafen sich in gegenseitigem Einverständnis.
    Darcus Cannu war klein, im Gegensatz zu dem großen, kräftigen Velquen, sein Gesicht glatt, nicht bärtig wie das des Kaisers, seine Augen, vom Braun alten Leders, unterschieden sich stark von den aschgrauen seines Monarchen. Fünfzehn Zentimeter kleiner als sein Lehnsherr war Darcus Cannu, und er hatte auch noch mehr Haar als dieser – es hing in braunen Fransen über die Stirn. Auffallend an ihm waren die langen, nie ruhigen Finger, die nicht nur seine Nervosität, sondern auch seinen stets regen Verstand verrieten.
     
    »Ich kann es mir nicht abgewöhnen! Jetzt rede ich schon wieder wie ein alter Mann. Als ob nicht die Stirnglatze und der graue Bart Beweis genug wären! Seht Euch diese Hände an, Saldon car Bredon! Wir alle sind alt!«
    Der Kaiser hob die Hände. Die Haut glich zerknittertem Pergament mit braunen Flecken, die Adern hoben sich bläulich darunter ab. Unter der Last der Krone und der Jahre welkte mit ihnen sein Mannestum dahin. Stirnrunzelnd ließ er sie auf den Schoß sinken, als gefiele ihm gar nicht, was er sah, als verarge er der Zeit den Tribut, den sie sich nahm.
    »Wie sehen seine Pläne aus, Saldon? Die Pläne des jungen Kriegers, der nun keinen mehr zu bekämpfen hat?«
    Der Ältere Saldon zuckte die Achseln. »Sein erster Schritt, Sire, war Euch seiner – unserer unerschütterlichen Treue zu versichern.« Er deutete mit einem Kopfnicken auf die Schriftrolle auf Velquens Schoß. »Deshalb bin ich hier. Er beabsichtigt, ein größeres Branarius aufzubauen – nein, ein neues, eine siebte Welt, die sich aus der bisherigen Barbarenwelt erhebt.« Saldons Lächeln überzog sein Gesicht mit Hunderten von Runzeln. »Als Feldzeichen erwählte er einen uralten Vogel der Mutterwelt: den Phönix.«
    Velquen schaute Darcus Cannu fragend an. »Was, in Kroys Namen, ist ein Phönix?«
    »Ein legendärer Vogel, Sire, der sich im Feuer verjüngt aus der Asche erhob.«
    Der Kaiser nickte. »Poetisch und passend. Ich wette, Valeron hat auch erst durch Saldon von ihm gehört. Bestreitet es nicht, alter Schlaukopf – und sagt ihm, mir gefällt die poetische Ader. Viel zu lange war Branarius als Barbarenwelt bekannt gewesen.« Als er sich wieder seinem Premierminister zuwandte, wirkte sein Lächeln verschmitzt. »Das wird uns teuer zu stehen kommen, Darcus. Es kostet, Standarte und Wappen zu wechseln, und es muss noch dazu schnell gehen, schließlich muss die siebte Welt angemessen vertreten sein. Dann brauchen wir einen siebten Thron in der Ratshalle der Könige.«
    »Eine notwendige Ausgabe«, sagte Darcus Cannu mit seiner  sanften Stimme. »Die Steuern von der neuen Mitgliedswelt werden sie bald wieder hereinbringen.«
    Saldon drehte sich scharf zu dem Minister herum, doch Velquen schüttelte den Kopf und sprach als erster: »Steuern von einer Nation, die in ihren Kinderschuhen steckt? Von einem Volk, das gerade erst ein Ende der ständigen Ausbeutung durch
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