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Hexenfluch: Roman (German Edition)

Hexenfluch: Roman (German Edition)

Titel: Hexenfluch: Roman (German Edition)
Autoren: Lynn Raven
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auch in ihrem normalen Leben nicht mehr aufspüren konnte.
    Er wischte den Dolch an Lindas Shirt sauber, steckte ihn in die Scheide zurück und warf ihn in ihren Beutel. Ihre Habseligkeiten würden ebenso spurlos verschwinden wie sie selbst. Das Blut der jungen Hexe klebte unangenehm an seinem Hemd und seinen Hosen. Nicht, dass das ein Problem wäre. Oder das erste Mal.

  5
     
    Da ist sie. – Dr. Thorens, warten Sie!«
    Ella drehte sich bei Patrics Ruf um. Der Pfleger kam mit langen Schritten auf sie zu, vermutlich, um nicht noch einmal quer durch den Krankenhauskorridor schreien zu müssen und sich dadurch Ärger mit Oberschwester Kate einzuhandeln.
    »Da ist jemand für Sie, Doc«, verkündete er, noch immer ein gutes Stück von ihr entfernt, und wies grinsend mit dem Daumen hinter sich, während er gleichzeitig einem kleinen Kind auswich, das mit einem Plüschtier unter dem Arm aus einem der Krankenzimmer schoss. Erstaunt blickte Ella über die Schulter des jungen Pflegers den Gang hinunter. Sie wusste sofort, wen er meinte, denn sie erkannte den Mann in derselben Sekunde – auch wenn er jetzt einen maßgeschneiderten Anzug trug anstelle von Jeans und einem zerfetzten Hemd, wie er es bei ihrem ersten Zusammentreffen getan hatte, in der Straße bei dem alten Abbruchgelände. Als irgendwelche Gestalten versucht hatten, ihn umzubringen. Als dieses andere in ihr erwacht war, diese seltsame Kraft, die sie beinah getötet hatte. Mit einem lautlosen Heulen hatte es sich in ihrem Inneren geregt, kaum dass sie auf der Suche nach seinem Puls die Fingerspitzen gegen seine Kehle gedrückt hatte; unerklärlich, entsetzlich und machtvoll. Ein Blitzschlag in ihrem Inneren. Sie hatte gespürt, wie seine Wunden zu bluten aufhörten und sich schlossen, während sie zugleich auf ihrer Haut erschienen, wie seine Rippen heilten, während ihre brachen. Schmerz war durch ihren Körper gefahren und in ihrem Verstand explodiert und hatte nichts als Grauen und Finsternis zurückgelassen. Eine Finsternis, aus der sie erst im Krankenhaus wieder erwacht war. Orientierungslos. Inmitten von nervtötendem Piepen. Angeschlossen an alle möglichen Geräte. Nach Tagen in tiefster Bewusstlosigkeit. Mit Bildern in ihrem Kopf wie aus einem Traum. Die sich verrückt real anfühlten. Obwohl sie es nicht sein konnten.
    Sie hatte ihre Krankenakte gelesen. Ihr war schlecht geworden, und sie hatte sich mehr als einmal gefragt, warum sie überhaupt noch am Leben war. Noch viel mehr hatte sie jedoch über eine ganz andere Frage nachgegrübelt; eine Frage, die ihr Angst machte: Wie sie überhaupt zu diesen Verletzungen gekommen war. Den Verletzungen, die sie bei ihm gesehen hatte. Dem Mann, der Patric gefolgt war und nun knapp vor ihr stehen blieb.
    Eine junge Frau marschierte entschlossen den Korridor hinunter, Richtung Aufzüge, aber ihre Schritte wurden langsamer, als sie an ihnen vorbeiging. Unverhohlen starrte sie den Besucher an. Doch seine dunkelgrauen Augen blieben unverwandt auf Ella gerichtet.
    »Dr. Thorens.« Er neigte leicht den Kopf. Ella musste ihre Reisetasche auf die andere Seite wechseln, um seine ausgestreckte Hand schütteln zu können. Ihr Arm protestierte bei der Belastung. Sie biss die Zähne zusammen. Sein Griff war fest und warm. In dem Grau seiner Iris waren grüne und braune Sprengsel zu sehen. Sein Blick ließ sie keinen Sekundenbruchteil los.
    »Darf ich?« Sie glaubte den Duft eines herben Parfums wahrzunehmen, als er sich, ohne eine Antwort abzuwarten, vorbeugte und ihr die Riemen der Tasche abnahm. Nein, genau genommen hatte er ihr die Tasche bereits aus der Hand genommen, bevor er gefragt hatte. Eigentlich schon kaum, dass sie sie auf die verletzte Seite gewechselt hatte. Vollkommen überrumpelt überließ sie ihm ihre Sachen. Sein Haar war ein kleines Stück zu lang für eine hundert Prozent seriöse Frisur und ringelte sich dunkelblond und dicht über dem Kragen seines cremefarbenen Seidenhemdes. In seinem linken Ohrläppchen glänzte ein kleiner, tiefroter Stein. Sie erinnerte sich … In der Gasse hatte sie ihn für Blut gehalten. Ein kurzes Lächeln offenbarte Ella, dass er sich ihrer Musterung sehr wohl bewusst war.
    Sie schluckte und räusperte sich. »Ich bin froh, dass es Ihnen wieder gutgeht, Mr. …«
    »Havreux. Christian Havreux. – Ein Umstand, den ich nur Ihnen zu verdanken habe, Dr. Thorens.« Ella krümmte sich innerlich bei seinen Worten. Beinah wäre sie seinem Blick ausgewichen.
    »Ich bin
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