Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenfluch: Roman (German Edition)

Hexenfluch: Roman (German Edition)

Titel: Hexenfluch: Roman (German Edition)
Autoren: Lynn Raven
Vom Netzwerk:
Ärztin. Ich helfe Menschen«, erklärte sie ihm mit bemüht fester Stimme.
    »Ich wage zu bezweifeln, dass Ihre Tätigkeit es gewöhnlich beinhaltet, wildfremden Männern in dunklen Gassen mit Eisenstangen das Leben zu retten.« Wieder glitt ein halbes Lächeln über seine Lippen. Die Stange war das Erste, was ihr zwischen dem Schutt in die Hände gekommen war.
    »Was hatten Sie eigentlich mitten in der Nacht in dieser Gegend zu suchen, Mr. Havreux?« Die Schärfe in ihrem Ton überraschte sie selbst. Waren seine Augen eben tatsächlich noch dunkler geworden? Was für ein Unsinn. Dann fiel ihr etwas anderes ein. »Havreux? Haben Sie etwas mit Havreux Enterprises zu tun?«
    »Die Firma gehört mir. – Disqualifiziert mich das jetzt als Ihren Chauffeur?« Ihre erste Frage überging er vollständig.
    »Chauffeur?«, wiederholte sie verwirrt und versuchte zugleich, ihren Schrecken darüber zu verbergen, dass der Mann, der da mit ihrer Tasche in der Hand vor ihr stand, einer der Reichsten der Stadt war. Und so öffentlichkeitsscheu, dass er ein regelrechtes Phantom war. Der einzig greifbare Beweis für seine Existenz war der Havreux Tower im Norden von Los Angeles, an dessen Spitze er – wenn man den Gerüchten glaubte – ein Penthouse bewohnte. Bilder von ihm? Fehlanzeige. Und jetzt stand er vor ihr. Mit ihrer alten Reisetasche in der Hand.
    »Ich habe gehört, wie Patric Ihnen ein Taxi gerufen hat, und da dachte ich, dass ich Sie nach alldem zumindest nach Hause fahre. Deshalb habe ich mir die Freiheit genommen, ihm zu sagen, er soll es wieder abbestellen.« Er schien ihr scharfes Luftholen bei seiner Offenbarung gar nicht zu bemerken und wies den Korridor hinunter. »Wollen wir?«
    Ellas Schrecken wich Unbehagen. Sie schüttelte den Kopf. »Ein Taxi wäre mir lieber. Ich muss noch einkaufen. Der Inhalt meines Kühlschrankes ist inzwischen garantiert ungenießbar. Und ich möchte Ihre Zeit nicht über Gebühr beanspruchen.«
    Sein Lachen klang eher wie ein dunkles Schnurren, und Ella hatte den Eindruck, dass sich jede Frau im Gang bei dem Geräusch umdrehte. »Kein Problem!« Er streckte ihr auffordernd die freie Linke hin. »Sie sagen mir, wohin es gehen soll, und ich bringe Sie hin. Meine Zeit gehört ganz Ihnen. Verfügen Sie darüber, Dr. Thorens!« Als sie weiter zögerte, nahm er einfach ihre Hand und zog sie sanft, aber bestimmt zu den Aufzügen. Eine Sekunde überlegte sie, ob sie sich losreißen sollte. – Nein, er allein erregte schon genug Aufmerksamkeit – und ganz offensichtlich war Christian Havreux ein Mann, der es gewohnt war, dass man sich ihm nicht widersetzte.
    Erst im Aufzug hielt er es für nötig, ihre Hand wieder freizugeben, und Ella brachte unauffällig ein wenig Abstand zwischen sie. Der kurze Blick, der sie traf, und das angedeutete Lächeln, mit dem er sie bedachte, sagten ihr sehr deutlich, dass es ihm nicht entgangen war.
    Sein Wagen stand – verbotenerweise – nur ein paar Meter vom Eingang der Klinik entfernt auf dem Bürgersteig. Die Sonne spiegelte sich auf dem silbergrauen Lack des Mercedes-Cabriolet, als sie darauf zugingen. Beinah erwartete sie, irgendwo in der Nähe einen Chauffeur zu entdecken, doch Christian Havreux öffnete ihr die Beifahrertür selbst und wartete, bis sie eingestiegen war, ehe er den Wagen umrundete, ihre Tasche im Kofferraum verschwinden ließ und auf den Fahrersitz glitt.
    »Wohin soll es gehen?«, fragte er, während er den Motor anließ, und nickte nur, als Ella ihm die kleine Mall nannte, in der sie gewöhnlich immer einkaufen ging.
    Gekonnt fädelte er sich in den Verkehr ein und ordnete sich in die linke Spur ein, um bei der nächsten Gelegenheit abbiegen zu können. Die Sonne fühlte sich zusammen mit dem leichten Fahrtwind angenehm warm auf ihrer Haut an. Ella ermahnte sich selbst, dass dies der falsche Moment war, um die Augen zu schließen und sich in dem weichen Ledersitz wohlig entspannt zurückzulehnen.
    »Es tut mir leid, dass ich mich nicht schon früher erkundigt habe, wie es Ihnen geht, Dr. Thorens. Aber als ich in die Gasse zurückkam, waren Sie verschwunden. Und es hat leider ein wenig gedauert, bis ich Ihren Namen herausgefunden hatte«, sagte er unvermittelt in das sanfte Brummen des Motors hinein.
    Überrascht wandte sie sich ihm zu. »Ich dachte, Sie hätten mich in die Notaufnahme gebracht?« Alles, woran sie sich noch erinnerte, war der Schmerz, der durch ihre Hände von seinem Körper auf ihren überzubranden schien und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher