Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenfluch: Roman (German Edition)

Hexenfluch: Roman (German Edition)

Titel: Hexenfluch: Roman (German Edition)
Autoren: Lynn Raven
Vom Netzwerk:
doch im selben Moment, als sie den kleinen Lebensmittelladen im vorderen Teil des glasüberdachten Einkaufszentrums betrat, wurde ihr klar, dass es ein Fehler war, Christian Havreux hierher mitzunehmen. Man kannte sie hier und wusste, dass sie sich zugunsten ihres Berufes für ein – überwiegendes – Singledasein entschieden hatte. Und nun tauchte sie mit diesem verboten gutaussehenden Mann auf, der ihr, ohne zu fragen, den Einkaufskorb aus der Hand nahm und ihr wie ein Schatten durch die Regalreihen folgte. Sie wurde mit überraschten – und zum Teil neidischen – Blicken bedacht, während sie sich daran zu erinnern versuchte, was sie alles hatte einkaufen wollen. So wie Havreux den Inhalt des Korbes immer wieder musterte, musste ihre Auswahl ihm im besten Falle seltsam vorkommen.
    Während sie bezahlten, starrte die Kassiererin Havreux mit unverhohlener Neugier an. Ella beeilte sich, ihre Kreditkarte einzustecken und den Laden so schnell wie möglich hinter sich zu lassen. Hier konnte sie sich in nächster Zeit nicht mehr blicken lassen.
    Er trug ihr die beiden Einkaufstüten zum Auto, stellte sie auf den Rücksitz und öffnete ihr wie zuvor galant die Tür, ehe er selbst zur Fahrerseite wechselte. Ohne sie nach ihrer Adresse zu fragen, fuhr er los. Die erste Verblüffung machte einer unangenehmen Erkenntnis Platz. »Sie haben Erkundigungen über mich eingezogen?«
    Er bedachte sie mit einem schnellen Lächeln. »Ich habe versucht, die Frau zu finden, die mir das Leben gerettet hat. – Ich hoffe, Sie nehmen mir das nicht übel?«, fügte er mit einem solchen Welpenblick hinzu, dass sie nur den Kopf schütteln konnte. Sein Lächeln vertiefte sich, und Ella glaubte für einen kurzen Moment, etwas darin zu entdecken, das verdammt nach selbstzufriedener, männlicher Arroganz aussah.
    Als sie ihr kleines Haus in einem der Außenbezirke erreichten, wusste er, wie lange sie schon als Ärztin in der Notaufnahme arbeitete, wo sie studiert hatte, worüber sie ihre Doktorarbeit geschrieben hatte und dass sie mit Ärzte ohne Grenzen zwei Jahre in Südafrika gewesen war. Das Einzige, was sie über ihn herausgefunden hatte, war, dass er klassische Musik mochte – und selbst das nur, weil eine entsprechende CD in der Stereoanlage seines Mercedes gelaufen war und sie ihn darauf angesprochen hatte.
    Er überließ ihr nur unter Protest die leichtere der beiden Papiertüten. Und das auch nur, weil sie darauf bestand, damit er ihr gleichzeitig mit ihren Einkäufen auch ihre Reisetasche hineintragen konnte und nicht zweimal gehen musste. Als sie die Haustür geöffnet hatte und Havreux ihr durch ihr Wohnzimmer zur Küche folgte, fragte sie sich unwillkürlich, wie wohl seine Wohnung eingerichtet war. Ein wenig unbehaglich registrierte sie, dass sein Blick ebenso aufmerksam über die dunklen Holzmasken glitt, die sie aus Afrika mitgebracht hatte und die zusammen mit Fotografien der wildschönen Savannen die Wände schmückten, wie über das halb in die Wand eingelassene Aquarium, in dem es nur noch Korallen gab. Drei hölzerne, bemalte Giraffen bewachten den Durchgang zur Küche, während auf einem Wandregal ein Rudel unterschiedlichster, grob geschnitzter Tiere stand. Die jungen Männer eines Dorfes hatten sie ihr geschenkt, als sie herausgefunden hatten, wie sehr sie die Tiere Afrikas liebte.
    In der Küche lud sie ihre Tüte auf dem Tisch ab und nahm ihm die zweite aus dem Arm. »Stellen Sie die Tasche einfach auf den Boden, ja?«
    Er tat es mit einem leichten Nicken und blieb dann einfach im Türrahmen stehen. In seinem eleganten Anzug wirkte er in ihrer kleinen Küche vollkommen fehl am Platz. Ella räusperte sich. »Vielen Dank für die Chauffeurdienste – auch wenn es …«
    »Gehen Sie heute Abend mit mir essen, Dr. Thorens.«
    »Was?« Unwillkürlich wich Ella zurück.
    Hastig schüttelte er den Kopf.
    »Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich möchte mich nur bei Ihnen bedanken. Ein Abendessen. Mehr nicht.« Er machte einen Schritt auf sie zu und streckte die Hand aus. »Kein Date. Keine Verpflichtungen. Nur ein Abendessen. – Bitte!«
    »Aber …«
    Ehe sie noch weiter zurückweichen konnte, stand er direkt vor ihr. Sie musste zu ihm aufschauen. Die Farbe seiner Augen hatte sich in dunkles, uraltes Silber verwandelt. Das Andere regte sich in ihr. Sie hörte seine Stimme nur noch wie aus weiter Ferne.
    »Bitte. – Um acht. – Ja?«
    Ella ertappte sich dabei, wie sie nickte. In den Tiefen seiner Augen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher