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Hexenbräute

Hexenbräute

Titel: Hexenbräute
Autoren: Jason Dark
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wollte. Ich kannte meinen Freund. Sein Wahrnehmungsvermögen war meinem überlegen. So etwas wie dies hier hatte ich schon in einer anderen Form erlebt.
    Ich wartete darauf, dass er sich erhob, und das passierte etwa nach einer halben Minute. Suko streifte seine Kleidung sauber und schaute ziemlich ernst gegen den Boden.
    »Okay«, sagte ich, weil ich meine Neugierde nicht länger im Zaum halten konnte. »Dass du da keine Grashalme gezählt hast, ist mir schon klar. Aber was hast du wirklich gesucht?«
    »Nichts.«
    »Oh...«
    »Ich habe gelauscht«, erklärte er mit ernster Stimme. Dabei deutete er auf das Wasser. »Du brauchst dir nur die Oberfläche anzuschauen. Sie schlägt kleine Wellen, was nicht am Wind liegt, sondern eine andere Ursache hat, die ich herausgefunden habe. Glaube ich zumindest.«
    »Ich bin gespannt.«
    Suko deutete mit dem rechten Zeigefinger zu Boden. »Da unten, tief in der Erde, tut sich was.«
    »Genauer.«
    »Es vibriert.«
    »Bitte?«
    »Ja, es gibt in der Tiefe Vibrationen. Ich will nicht von den Vorboten eines Erdbebens sprechen, aber die sind nicht zu überhören, darauf kannst du dich verlassen.«
    »Hast du eine Lösung?«
    »Nein!«
    Ich überlegte. »Wenn es kein Erdbeben ist und wenn du mit deiner Aussage Recht behältst, was kann es dann sein?«
    »Schwer zu sagen. Da kommt etwas aus der Tiefe. Es bahnt sich seinen Weg.«
    »Moment mal. Wenn du das so sagst und ich den Gedanken bis zum Ende verfolge, könnte es also sein, dass wir möglicherweise einen Ausbruch erleben und etwas aus der Tiefe an die Oberfläche dringt. Klingt sehr dramatisch.«
    »Ist aber nicht auszuschließen.«
    Ich sagte erst mal nichts. Es war nicht leicht, sich auf die neuen Dinge einzustellen. Das ungute Gefühl war wieder da. Um den Magen herum verspürte ich ein leichtes Ziehen. Auch der Schweiß auf meinen Handflächen war nicht normal.
    »Mehr kann ich dir nicht sagen, John.«
    Ich ging wieder näher an den Brunnen heran und warf einen Blick auf das trübe Wasser.
    Suko hatte sich nicht geirrt. Die Blätter, die auf der Oberfläche lagen, bewegten sich tanzend im Rhythmus der Wellen. Und vom Wind wurde dieses Wasser wirklich nicht gestreift.
    »Wenn du dich hinlegst, kannst du es selbst hören, nehme ich mal an.«
    »Ich glaube dir.«
    Beide wirkten wir etwas verloren. Es war auch ein verdammt blödes Gefühl. Da kam etwas auf uns zu, aber wir wussten nicht, was.
    »Es ist noch keine Gefahr«, sagte ich, »deshalb sollten wir unsere Suche nach Jane nicht abbrechen.«
    »Wie du meinst. Aber vergiss das andere nicht.«
    »Keine Sorge.« Ich bückte mich, streckte den rechten Arm nach vorn und legte meine Hand flach auf den Erdboden. Es war möglich, dass sich die Vibrationen verstärkt hatten und ich sie fühlte. Ein Irrtum. Meine Hand war nicht sensibel genug für diesen Test.
    Ich richtete mich wieder auf. »Komm, lass uns weitergehen.«
    Wir kamen genau vier Schritte weit.
    Dann hörten wir den Schuss!
    Es war unglaublich, und Jane’s Schrei erstickte bereits in der Kehle. Nicht mal ein Röcheln drang nach draußen. Sie hatte die Augen weit aufgerissen und starrte auf das, was da passiert war.
    Amos Barkley hatte geschossen. Das war nicht zu überhören gewesen. Aber er hatte nicht getroffen. Die Hexen schwebten nach wie vor in der Luft. Sie amüsierten sich sogar.
    Dafür war etwas anderes passiert, und Jane Collins empfand es als grauenhaft. Als der Schäfer abgedrückt hatte, war das Gewehr in seinen Händen explodiert. Jane hatte es nicht genau gesehen, ihr war nur die kurze Stichflamme aufgefallen, doch den grauenhaften Erfolg sah sie jetzt. Sie wunderte sich noch, dass Amos Barkley nicht schrie, denn die Flamme hatte sein Gesicht erfasst und es auf grauenvolle Art und Weise verbrannt. Vom Kinn bis hoch zur Stirn war die Haut versengt worden. Amos sah aus, als hätte er sich eine Maske über das Gesicht gestreift. Sein Gesicht war nur noch ein verbrannter Fetzen aus dunkler Haut, Blut und Flüssigkeit. Es gab die Augen noch, und sie wirkten in diesem Gesicht wie Fremdkörper.
    Seit dem Schuss waren nur wenige Sekunden vergangen. Jane kam die Zeit verdammt lang vor. Das Gewehr lag jetzt am Boden. Es war gespalten worden und unbrauchbar.
    Amos drehte den Kopf.
    Erst jetzt ließ der Schock nach. Irgendwas musste bei ihm gezündet haben, und er merkte jetzt, dass er ein Mensch mit allen Vor- und Nachteilen war.
    Er riss seinen Mund weit auf. Dann schrie er. Es war furchtbar. Jane konnte sich nicht
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