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Hexe sucht Besen (German Edition)

Hexe sucht Besen (German Edition)

Titel: Hexe sucht Besen (German Edition)
Autoren: Simone Dietze
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Gesicht . Ihre blonden Engelslocken, hat sie mit einer Spange zusammen gebunden. Die Frau sieht nicht nur aus als hätte sie viel Geld, sondern auch viel Zeit, so dass ich kurz spekuliere, sie anzusprechen um mich zu erkundigen, wo sie die hübschen Schuhe erstanden hat. Aber soweit kommt es nicht. Eine Arzthelferin kommt ihr hinterher gelaufen und spricht sie mit Frau Doktor Schöne an.
    > Ihr Mann, Frau Doktor Schöne, möchte sie ganz kurz noch einmal sprechen     Sie dreht sich auf dem Absatz um und folgt der Arthelferin.
     
    Und ich, ja ich, bin auf meinem Allerwertesten gefallen und sitze nun wie weggetreten auf den Stufen. Das war also die Vollgreisin. Die ist fünfundvierzig und sieht jünger aus als ich. Kein Wunder, dass ihr Medizinmann keine Augen für mich hatte. Warum soll der eine Jüngere nehmen, die älter aussieht? Während ich noch abwesend vor mich hingrüble und mir gedanklich, Kollagenspritzen in meinem Gesicht herumpieksen, wird die Haustür aufgestoßen und die Postbotin latscht mir entgegen, um mir einen großen braunen Umschlag zu übergeben.
     
    > Ist das alles     frage ich ungehalten, während ich mit Daumen und Zeigefinger den Umschlag abtaste .
    > Vielleicht sollten sie mal hören, ob da drin etwas tickt      
    Nur drei Chiffre Briefe befinden sich in dem Couvert. Eine ziemlich dürftige Ausbeute, wenn man bedenkt, dass die Anzeige 500 EURO gekostet hat. Wenn ich schon mit einem so mäßigen Zuspruch bedacht werde, bekommen die Kleingedruckten garantiert nur die Rechnung zugesendet.
     
    Bevor ich den ersten Brief öffne, schenke ich mir ein Glas Rotwein ein und genehmige mir einen tiefen Schluck . U nd das ist auch gut so, denn was mir als erstes beim Öffnen des Briefes entgegen flattert, ist ein Detailfoto. Um genau zu sein, ein Genitalfoto, mit der aufschlussreichen Maßangabe 2O Zentimeter Länge x 5 Zentimeter Durchmesser , und ein karierter Zettel, auf dem in unbeholfener Krakelschrift steht: Ich hoffe meine Bese gefalle dir.
     
    Ich bin tief beleidigt und würge mir mit Hilfe eines Magenbitters den entstandenen Kloß in meinem Hals hinunter. Schlimmer kann es gar nicht mehr werden, denke ich so bei mir und muss passen. Dafür sorgt Kurt, ein vorzeitig pensionierter Sonderschullehrer . E benfalls mit einem Detailfoto, das mir beinahe noch unzumutbarer erscheint, als die Genitalaufnahme im ersten Brief. Ein Passfoto, auf dem der Kopf eines Homo sapien dargestellt ist, das meiner Meinung nach nur im Gruselkabinett entstanden sein kann, löst bei mir diesmal ein Gefühl des Erschauderns aus. Es ist nicht nur der üppige Wuchs seines Haupt- und Barthaares oder der stechend apathische Blick, vor allem grusle ich mich vor seiner Handschrift, die bei mir eine akute Buchstabenallergie hervorruft. Diese kleinen eng anliegend geschriebenen Buchstaben, deuten graphologisch gesehen, ganz klar auf einen begnadeten Geizhals hin. Womit habe ich das verdient? Was verdammt noch mal habe ich getan, dass mir so übel mitgespielt wird? Ich traue mich kaum den letzten Brief zu öffnen . W er weiß was mich da erwartet. Ein einarmiger Bandit mit Holzbein . E in Liliputaner im Ballettröckchen oder ein Fetischist mit Gasmaske und Frauenunterwäsche? Meine düsteren Vorahnungen werden widerlegt . Und zwar, v on einem ganz normalen Menschen, mit ansehnlicher Handschrift, akzeptablen Erscheinungsbild und einem passablen Beruf. Ich will jetzt nicht unbedingt anzüglich rüber kommen, weil ich , ganz tiefes Ehrenwort, nicht zu den Frauen gehöre, die der Schwanzlänge mehr Gewicht bemessen, als dem Gehirnvolumen. Ich will nur beides. Deswegen bin ich am Überlegen, ob ich mir nicht von dem ein Nacktfoto zu schicken lasse. Mein ernst gemeintes Interesse, könnte ich ja mit einem beigelegten frankierten Rückumschlag verdeutlichen? Quatsch! Ich rufe ihn einfach an und vergewissere mich, ob sein attraktives Äußeres auch zu seiner Stimme passt.
     
    Eine Woche später . Ich habe mir mein Tigerauge um den Hals gewickelt und sitze nun mit Ralf in einem gemütlichen Lokal und verfolge, mit einem schlechten Gewissen, wie er sich hustend und mit tränenden Augen dem Rauch meiner Zigarette erwährt. Ralf ist außer attraktiv, 42 Jahre alt, groß und breitschultrig, klug, unterhaltsam und von Beruf Filialleiter in einer Bank. Ein gut verdienender und gleichsam gut aussehender Typ, denke ich eine halbe Stunde lang . B is sich herausstellt,
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