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Hexe sucht Besen (German Edition)

Hexe sucht Besen (German Edition)

Titel: Hexe sucht Besen (German Edition)
Autoren: Simone Dietze
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Na ja, wenigstens hatte er ein weibliches Wesen neben sich sitzen . D ie meisten Typen in ihre n Cabriolets kurven allein durch die Gegend. Edgar ist kein Mann fürs Leben, der scheut das Treueversprechen wie der Teufel das Weihwasser.
     
    Ja, so verging die Zeit, in der ich oft an all meine Liebhaber gedacht habe. An Gregor, den Sanften, an Einar, den Helden, Adam, den Schuft, Edgar, den...Erzeuger und Walter, den Verbrecher.
     
    Heute ist mein 37. Geburtstag. Die Sonne lacht mich aus . D ie Vögel sitzen auf meinem herrschaftlichen Balkongeländer . Sie zwitschern, als würden sie über mich herziehen, und mir geht es, obwohl ich schon das dritte Glas Sekt trinke, sauschlecht ! Mein fahles Gesicht spiegelt sich in der Fensterscheibe und verschwimmt im schmierigen Glanz der Putzstreifen vor meinen Augen. Mir ist schwindelig und ich fühle mich niedergeschlagen, als hätte ich 14 Stunden lang in einem Steinbruch geschuftet.
     
    Vielleicht liegt es an meiner Krankheit, immerhin bin ich schwanger, obwohl man mir überhaupt noch nichts ansieht. Ich passe immer noch in meine Jeans. Hoffentlich wird das auch wirklich ein richtiges Baby, das man stolz herzeigen kann und kein Däumling. Wieso fühle ich mich als Schwangere so schlecht und andere Frauen in meinem Zustand blühen auf. Bis auf die Tatsache, dass mein Gesicht mit saftigen Blüten übersät ist, habe ich eher den Eindruck zu verwelken. Meine Haare sind noch dünner geworden . M eine Augen sind rötlich unterlaufen und meine Antriebskraft gleicht der einer Greisin.
     
    Verdammt, was ist bloß mit mir los? Ist es vielleicht doch der bevorstehende Scheidungstermin, der mir an meinen Nerven zehrt oder nur eine hormonelle Depression? Ganz realistisch betrachtet, habe ich keinerlei Befugnisse unglücklich zu sein. Ich bin ja jetzt reich. Walter hat meine Bedingung auf mehr Abfindung akzeptiert, aber das ist nun nichts Besonderes mehr, wenn man eh genug Geld hat . D a kommt es auf die paar Kröten auch nicht mehr an. Viel lieber wäre mir, besser gelaunt zu sein . D ann könnte ich mich schick machen, A usgehen und feiern . E ben einfach glücklich sein, anstatt hier Trübsaal zu blasen.
     
    Ich will wieder in meinen ursprünglichen nichtschwangeren Zustand zurück und springe jetzt 100 Mal von meiner Balkonbrüstung auf und ab, damit dieser Quälgeist aus mir herausrutscht und mich nicht länger meiner Lebensfreude beraubt. Das war dann eben eine Frühgeburt . D ie ich in Spiritus einlege und zu den Einmachgläsern stelle.
     
    Ich schrecke plötzlich auf. Nicht wegen meiner abstrusen Gedanken, sondern weil das Telefon klingelt. Würde sehr gut zum Gesamteindruck meiner unerquicklichen Gemütsverfassung passen, wenn sich jemand nur verwählt hat, denke ich oder besser gesagt, werde ich ferngesteuert genötigt zu denken. Ich bin krank und unschuldig.
     
    > Hallo...hier Anna Steinberger     zwitschere ich gutgelaunt in den Hörer, als wäre ich es gewohnt, bei allen Menschen beliebt zu sein.
    > Hallo Anna ...ich gratuliere zum Geburtstag <.
    Während sich mein Gratulant redlich abmüht, mir seine Glückwünsche zu übermitteln, muss ich mich wie eine alte gebrechliche Frau an meinem Sekretär abstützen, um nicht aus meinen Biene Maya Plüschpantoffeln zu kippen.
    > Walter duuu...wie schööön...äh... danke... willst du sonst noch was     reagiere ich gerade noch richtig.
    > Dich fragen, wie es dir geht...feierst du schön     will er wissen.
    > Nein, weißt du, bei mir haben zwar heute schon all meine vielen Freunde angerufen, die mit mir feiern wollen, aber ich will auch mal meine Ruhe haben... <,
    lüge ich, dass der Parkettboden Blasen schlägt.
    > Wo bist du denn jetzt     frage ich nach.
    > In Schwerin     > Wo ist das denn...in Sibirien     > So in etwa < ,
    lacht er auf, während ich mich am Hörer wie ein Blutegel festsauge, um jeden Klangfetzen seiner Stimme zu erhaschen.
    > Ich würde dich gern sehen Anna ...mit dir reden, hast du morgen Zeit     Seine Stimme klingt zaghaft und ernst, fast melancholisch.
    Er schlägt ein Lokal vor und ich willige ein.
    > Ja, von mir aus...gut...dann bis morgen...Tschüß      
    Tut...Tut...Tut. I ch halte den Hörer immer noch fest und verkrampft in meinen Händen , und meine Augen haften geistesabwesend am Boden. Tausend Gedanken sticheln mir in meinem Kopf herum, die mich blitzartig aufstacheln. Mit einem Schlag, fühle ich mich wieder munter, wachen Hoffnungen, Wünsche und
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