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Hexe auf leisen Sohlen

Hexe auf leisen Sohlen

Titel: Hexe auf leisen Sohlen
Autoren: Carter Brown
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Kampfhahn. »Ein Daniel
kommt, zu richten!« Ich vermute, daß sein Text von Shakespeare stammte.
    »Ich habe nur gesagt, daß Sie
ein Theaterpublikum an der Nase herumführen können, weil es ins Theater kommt,
um sich an der Nase herumführen zu lassen«, erklärte ich geduldig.
    »Unsinn«, donnerte er. »Kein
Wunder, daß Sie sich mit Aubrey angefreundet haben. Von ihm war zu erwarten,
daß er sich nur einem anderen Halbidioten anschließt.«
    »Wenn Sie nicht auf der Bühne
stehen, könnten Sie niemand auch nur für dreißig Sekunden täuschen«, erwiderte
ich. »Ziehen Sie sich einen Malerkittel an und nehmen Sie einen Pinsel in die
Hand. Dreißig Sekunden später würde jeder Dummkopf erkennen, daß Sie
Schauspieler sind, aber kein Maler. Jedes Wort, jede Handlung wäre übertrieben.
Sie würden eine Wand, die Sie anstreichen sollen, ebenso versauen, wie Sie
Hamlet versauen. Man kann Ihnen natürlich keinen Vorwurf daraus machen, Nickyboy . Sie können einfach nicht anders.«
    »Aubrey«, befahl Nicholas mit
distanzierter Würde, »wirf deinen Freund aus meiner Wohnung hinaus!«
    Aubrey jaulte einmal, dann gab
er sich die größte Mühe, so zu tun, als hätte er die Worte seines alten Herrn
nicht gehört.
    »Das ist gerade die richtige
Antwort«, entgegnete ich Nicholas höhnisch. »In Wirklichkeit besagt es, daß Sie
keine andere Antwort haben, daß Sie es selbst zugeben.«
    »Davon kann keine Rede sein«,
brüllte er. Seine Nasenflügel bebten, genau wie meine es jedesmal taten, wenn
ich Charity Adam ansah. »Ich will verdammt sein, wenn ich meine Zeit und Kraft
damit vergeude, mich mit einem Dummkopf herumzustreiten, der auf die Ausgabe
von Shakespeare für geistig Beschränkte in Comics wartet, ehe er ihn liest.«
    »Das ist immer noch keine
Antwort«, stichelte ich. »Ich bin bereit zu wetten, daß Sie es außerhalb des Theaters
nicht fertigbringen, jemanden auch nur zehn Minuten lang zu täuschen.«
    »Seien Sie nicht albern«, sagte
er verächtlich.
    »Sie wollen also nicht wetten.«
Ich grinste ihn boshaft an. »Was ist los mit Ihnen, Nickyboy ,
haben Sie Angst, Ihr Geld zu verlieren?«
    Einen Augenblick lang rechnete
ich damit, daß er explodieren würde, und bereitete mich darauf vor, den
sausenden Sprungfedern auszuweichen, die gleich oben aus seinem Kopf
herausschießen würden.
    Schließlich hatte er sich
wieder so weit gefaßt, daß er Worte bilden konnte.
    »Machen Sie mir einen konkreten
Vorschlag, Daniel«, sagte er mit belegter Stimme. »Dann werde ich Ihnen zeigen,
ob ich Angst habe oder nicht. Ich werde Ihnen zeigen, ob ich ein Schauspieler
bin oder nicht. Ich werde...«
    »Die Regieanmerkungen können
wir uns alle sparen«, unterbrach ich ihn. »Ich werde Ihnen aber einen konkreten
Vorschlag machen. Wieviel trauen Sie sich als
Schauspieler zu, Nickyboy ? Genug, um im wirklichen
Leben eine Rolle zu spielen und einen Fachmann für, sagen wir, fünfzehn Minuten
zu täuschen?«
    »Selbstverständlich«, knurrte
er.
    »Und ich wette tausend Dollar
dagegen, Sie können es nicht.«
    Es folgte ein kurzes Schweigen,
das lange genug dauerte, um drückend zu werden. Es wurde von Vernon Clyde
gebrochen.
    »Ist dieser Unsinn jetzt nicht
schon weit genug gegangen?« fragte er mit gelangweilter Stimme.
    »Halt den Mund«, sagte Nicholas
schroff. Er zeigte mir seine Zähne. »Tausend Dollar, Daniel? Es gilt!«
    »Also gut«, sagte ich. Ich sah
die anderen einen Augenblick der Reihe nach an. »Wollen wir unseren Einsatz bei
Ihrer Frau deponieren?«
    »Gewiß«, sagte er ungeduldig,
»aber jetzt heraus mit der Sprache. Was ist die Rolle? Wer ist der Fachmann?
Wann und wo?«
    Ich machte eine Weile ein
Gesicht, als ob ich nachdächte. »Ich werde uns beiden eine Chance geben, Nickyboy «, sagte ich schließlich. »Ich werde Ihnen eine
leichte Rolle und einen schwierigen Fachmann aussuchen.«
    »Weiter«, grollte er.
    »Die Rolle?« Ich grinste ihn
an. »Ein Schauspieler, der glaubt, er sei wirklich Hamlet, und seine Frau sei
die Königin, die versucht, ihn zu ermorden.«
    »Soll das ein Witz sein?« Er
starrte mich an. »Das ist zu leicht.«
    »Warten Sie ab«, antwortete
ich. »Jetzt kommen wir zu dem schwierigen Teil, dem Fachmann. Wie wäre es mit
einem Psychiater?«
    Vernon Clyde räusperte sich
laut. »Warum hören wir nicht mit diesem albernen Quatsch auf und trinken noch
einen?« fragte er.
    »Ja, warum eigentlich nicht«,
stimmte ich ihm bei.
    »So ist es besser«, grunzte
Clyde zufrieden. »Und wenn
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