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Hexe auf leisen Sohlen

Hexe auf leisen Sohlen

Titel: Hexe auf leisen Sohlen
Autoren: Carter Brown
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wie er nur kriegen kann. Wenn wir es auf diese Weise
anfangen, ist es vielleicht sicherer, als wenn wir sofort versuchten, Nicholas
gerichtlich in eine Anstalt einweisen zu lassen.«
    »Wir werden sehen, was daraus
wird«, entgegnete Adele knapp. »Es ist Ihnen aber doch klar, daß ich Ihnen den
Rest Ihres Honorars erst dann bezahle, wenn ich völlig sicher bin, daß auch
alles klappt?«
    »Das begreife ich. Vielleicht
ist es auch ganz gut, wenn Sie Nickyboy erzählen, Sie
hätten sich Dr. Frazer rein zufällig aus dem Telefonbuch herausgesucht. Was
meinen Sie?«
    »Gut.« Sie nickte. »Sonst noch
etwas?«
    »Grüßen Sie meinen Freund
Aubrey herzlich«, sagte ich. »Haben Sie je nach seinen Ahnen geforscht?«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Ach, ich meine nur so. Sind
Sie sicher, daß väterlichem seits nicht irgendwann
mal ein irischer Terrier beteiligt war?«
    Ihre rechte Hand fuhr schnell
hoch und klatschte mir hart ins Gesicht. Der überschwere Brillantring schnitt in
meine Haut, und das tat mir weh. Ich streckte die Hand aus, hakte meine Finger
hinter den dritten Knopf unter ihrer Schleife und zog sie an mich.
    Ich legte meine Arme um ihre
Schultern und preßte meine Lippen auf ihren Mund. Ihr Körper war weich und schmiegte
sich einen Augenblick lang gehorsam an mich, dann erstarrte sie. Sie riß ihren
Kopf zurück, trommelte mit den Fäusten gegen meine Brust. Ich ließ meine Hände
auf ihre Taille gleiten und über ihre wohlgerundeten Hüften, als sie sich von
mir losmachte.
    »Sie... Sie...«, stotterte sie
fassungslos.
    »Sie wollen jemandem etwas
Häßliches zufügen. Deshalb müssen Sie sich auch mit häßlichen Leuten
einlassen«, belehrte ich sie. »Ich gehöre zu den häßlichen Leuten.«
    Dann gab ich ihr zwei
Backpfeifen, Vorhand und Rückhand, wie man in Wimbledon sagt.
    Einen Augenblick lang schien
sie es nicht glauben zu können. Sie starrte mich mit offenem Mund an und ging
dann, beide Arme schwingend, auf mich los. Ich legte die Höhlung meiner Hand
auf die Rundung ihrer Brust und schob sie von mir zurück.
    »Ich...«, gurgelte sie,
»ich...«
    »Vielleicht sind Sie noch nie
im Leben von einem Mann erschreckt worden, mein Schatz«, sagte ich voller
Mitgefühl. »Was Sie sagen wollten, war, daß Sie mich morgen um halb zehn
erwarten.«
    »Dafür werde ich Sie
umbringen«, fauchte sie böse.
    »Von mir aus können Sie
herumlaufen und andere Leute schlagen, »erklärte ich ihr, »aber mir hätten Sie
es vorher sagen sollen. Ich hätte meinen Schlagring mitgebracht, und wir hätten
dann erst den richtigen Spaß miteinander gehabt.«
    Sie verließ das Büro und ließ
die Tür hinter sich ins Schloß knallen. Ehrlich gesagt, wäre ich enttäuscht
gewesen, wenn sie sie leise zugemacht hätte. Ich habe etwas für Leute übrig,
die ihren Charakter nicht verleugnen — so wie ich. Ich bin ein Halunke, und ich
weiß es — selbstverständlich ein gut aussehender Halunke.
    Es geschah zehn Minuten später,
genau wie bei der Wiederholung eines Films im Fernsehen. Die Tür öffnete sich
wieder, ohne daß vorher einer anklopfte, und der einzige Unterschied bestand
darin, daß diesmal zwei Kerle in mein Büro kamen. Der eine von ihnen war
Konfuzius, wie gehabt, und der andere konnte vielleicht sein Wärter sein.
    Konfuzius schloß vorsichtig die
Tür hinter sich und sah mich dann an, wobei sich auf seinem Gesicht der
gleichsam eingebaute höhnische Zug zeigte, der ihm offenbar zu eigen war.
    »Haben Sie vergessen, etwas zu
zerreißen?« fragte ich ihn.
    »Sie lernen es einfach nicht,
Boyd«, antwortete er sanft. »Muß ich Ihnen erst das Genick brechen, ehe Sie es
begreifen?«
    Ich sah den anderen Kerl an.
»Bringen Sie den da jetzt in den Zoo zurück, oder dressieren Sie ihn für einen
Wanderzirkus?«
    Der andere war ein
Miniaturberg. Er war klein, mußte aber nahe an die dreihundertfünfzig Pfund
herankommen, falls man eine Waage fand, die sein Gewicht ohne Aufkreischen
ertrug. Sein straffes graues Haar war an der Seite gescheitelt und quer über
seinen Schädel gebürstet. Er sah aus, wie Adolf Hitler hätte aussehen können,
wenn der seinen Schnurrbart abrasiert hätte und fett geworden wäre.
    Er zog eine Zigarre aus seiner
äußeren Brusttasche, schnüffelte genüßlich daran, biß dann die Spitze ab und
spuckte sie mir genau vor die Füße. Seine Augen waren von einem kalten Blau,
und sein Mund hatte die ganze Sensibilität einer Erdraupe. Als er mit dem
Anzünden seiner Zigarre fertig war, paffte
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