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Hexe auf leisen Sohlen

Hexe auf leisen Sohlen

Titel: Hexe auf leisen Sohlen
Autoren: Carter Brown
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Ich grinste
ihn an. »Wen wollen Sie damit auf den Arm nehmen? Sie werden nicht wagen, hier
zu schießen.«
    Im nächsten Augenblick krachte
die Waffe. Das Geschoß zog mir zwar nicht gerade einen neuen Scheitel, pfiff
jedoch so nahe über mir vorbei, daß ich den Luftzug in meinem
Bürstenhaarschnitt spürte. Ich holte tief Atem, drehte dann langsam den Kopf
und betrachtete das Loch im Putz, das vielleicht einen Zoll über mir in der
Wand war.
    »Sie haben´s ja doch ernst
gemeint«, sagte ich mit belegter Stimme.
    »Für Sie ist es besser, wenn
Sie hier verschwinden, Boyd«, sagte Lamb langsam. Von der Anstrengung, die
Waffe abzudrücken, lief ihm der Schweiß übers Gesicht. »Wenn Sie noch in
Sichtweite sind, wenn Herbie wieder zu sich kommt, hackt er Sie in lauter
kleine Stücke. Und nicht einmal ich könnte ihn davon abhalten, selbst wenn ich
es wollte.«
    Wer war Danny Boyd schon, um
mit einem Mann zu diskutieren, der eine Waffe in der Hand hielt, mit der er
gerade geschossen hatte. Ich ging zur Tür und spürte, wie es zwischen meinen
Schulterblättern zuckte, als ich an dem fetten Mann vorbeikam.
    »Noch etwas, Boyd«, sagte er
leise. »Wenn Sie Adele Blair auch nur einmal anrufen, geschweige denn besuchen,
werde ich persönlich dafür sorgen, daß Sie im Leichenschauhaus landen.«
    Ich hätte mich über das Thema
gern weiter unterhalten, aber gerade in diesem Augenblick gab Herbie einen
schnaufenden Ton von sich, als ob er wieder zu sich käme. Da erschien es mir
höchste Zeit, zu verschwinden, und das tat ich auch.
     
     
     

4
     
    »So«, dröhnte Nicholas, als ich
den Wagen durch das geöffnete Tor und auf das pastellfarbene Gebäude zu lenkte,
»das ist also die Klapsmühle, wo ich verrückt spielen soll.«
    »Und dabei tausend Dollar
verlieren«, sagte ich. »Vergessen Sie das nicht, Nickyboy .
Ich wette, daß hier der Platz ist, wo es Ihnen sofort abgenommen wird, wenn Sie
sagen, der Schinken ist nicht koscher, und ihn nur kurz angesehen haben.«
    Nicholas schauderte. »Hat man
Ihnen jemals gesagt, daß Sie entsetzlich ungebildet sind, Daniel?«
    »In Coney Island wurde ich
einmal zum ungebildetsten Mann des Jahres gewählt«, erwiderte ich. »Jedenfalls
sagte mir das die Blondine, mit der ich dort war. Sie war mächtig scharf auf
mich, aber ich glaube, das einzige, was sie mir noch geben konnte, war ihre
Stimme. Und da ich kein Lump bin, habe ich sie nicht angenommen.«
    »Das kann ich mir denken«,
höhnte Nicholas.
    »Lassen Sie sich durch mein
klassisches Profil nicht irreleiten, Nickyboy «, sagte
ich ernst, »darunter schlägt ein Herz aus purem Gold.«
    »Ja, vierzehn Karat und ganz
massiv«, sagte Adele kalt.
    Ich parkte den Wagen vor dem
Haus, und wir stiegen aus. Nicholas betrachtete mißtrauisch den Eingang, dann
wandte er sich an Adele. »Hast du auch bestimmt diesen Ort rein zufällig im
Telefonbuch nachgeschlagen?« fragte er.
    »Aber selbstverständlich«,
erwiderte sie ungeduldig. »Bildest du dir ein, ich möchte tausend Dollar
verlieren, die ich viel lieber in Garderobe anlegen würde?«
    »Das glaube ich dir aufs Wort.«
Nicholas seufzte. »Also sehen wir zu, daß wir damit fertig werden. Müssen wir
unsere Uhren miteinander vergleichen, Daniel?«
    »Nur für die fünfzehn Minuten,
die Sie den Psychiater zum Narren halten wollen«, antwortete ich.
    Ich schob die schwere Glastür
auf, in deren Scheiben feiner Maschendraht aus Stahl eingelegt war, und wir
betraten das Sanatorium. Die flachbrüstige weißblonde Empfangsdame sah uns
fragend entgegen.
    »Mr. und Mrs. Blair. Wir wollen
zu Dr. Frazer«, erklärte ihr Adele. »Wir sind verabredet.«
    »Er erwartet Sie in seinem
Sprechzimmer«, murmelte die Empfangsdame gedämpft und nickte zu einer Tür. »Sie
können gleich zu ihm hinein.«
    Adele ging vor, und ich blieb
zurück, um Nicholas den Vortritt zu lassen, und kam damit zu schlechter Letzt.
Ich hätte mir keine Sorgen zu machen brauchen. Vielleicht verdiente Adele trotz
allem doch eine Rolle in dem Stück. Sie wurde mit Frazer so schnell fertig, daß
er überhaupt keine Chance hatte, etwas Falsches zu sagen.
    »Ich bin Mrs. Blair«, erklärte
sie ihm, fast noch ehe wir sein Sprechzimmer betreten hatten. »Sie erinnern
sich, daß ich gestern bei Ihnen anrief. Dies ist mein Mann, Nicholas Blair, und
dies ist ein Freund von uns, Mr. Boyd.«
    »Guten Tag«, sagte Dr. Frazer
höflich. Er reichte Nicholas die Hand, dann mir, ohne die Spur eines
Wiedererkennens zu verraten. »Wollen
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