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Hexe auf leisen Sohlen

Hexe auf leisen Sohlen

Titel: Hexe auf leisen Sohlen
Autoren: Carter Brown
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Ihren
Freund gern ansehen, wenn Sie das wünschen, Mr. Boyd«, erklärte er. »Wollen wir
gleich einen Termin festlegen?«
    »Je eher, desto besser,
Doktor«, versicherte ich ernsthaft. »Der Fall ist dringend.«
    »Würde Ihnen morgen vormittag um elf Uhr recht sein?«
    »Das würde mir sogar sehr gut
passen.«
    »Also gut.« Er nickte
freundlich. »Dann morgen um elf.«
    Während ich das Haus verließ,
fragte ich mich unbehaglich, was mich eigentlich hier störe. Als ich in den
Wagen stieg und den Motor anließ, wußte ich plötzlich, was es gewesen war: das
Fehlen jedes Geräusches in dem Sanatorium, dieses absolute Schweigen, das nur
von der sanften Stimme der Empfangsdame und den tieferen Tönen von Dr. Frazer
selbst unterbrochen worden war. Auf das Surren des Motors zu lauschen, war wie
wenn man in das Land der Lebenden zurückkehrte. Was fingen sie mit ihren
Patienten nur an, um sie so ruhigzuhalten?
    Es war gegen drei am
Nachmittag, als ich zu den Räumen zurückkehrte, von denen ich immer noch
behauptete, daß sie mein Büro seien. Es war jetzt überzeugend in einem Stil
möbliert, den man den funktionellen nennen konnte. Ein paar leere
Schnapskisten, um darauf zu sitzen, und ein altes Schulpult, vielleicht aus der
dritten Klasse, das ich mir schnell beschafft hatte, um die gegenwärtige ärmliche
Periode zu überbrücken. Ich hatte mir nicht einmal die Mühe gemacht, meine Tür
vor diesen Schätzen zu verschließen, und traf Adele Blair an, die mit
ungeduldigem Gesicht auf mich wartete. Vielleicht gefiel ihr die Ginmarke
nicht, auf der sie dabei sitzen mußte.
    Sie trug ein anderes
enganliegendes Kleid —dunkles Weinrot —, und diesmal befand sich die Schleife
unter einem weißen Kragen, und von dort liefen Knöpfe die ganze Vorderseite
hinunter.
    »Ich warte seit über einer Stunde
auf Sie«, mäkelte sie kritisch. »Wo sind Sie gewesen?«
    »In Connecticut«, antwortete
ich, »dort, wo die Pendler leben.«
    »Warum? Und was ist mit dieser
verrückten Wette, die Sie gestern mit Nicholas abgeschlossen haben?«
    »Ich habe mit einem Dr. Frazer
verhandelt«, erläuterte ich. »Er ist Psychiater, und sein Privatsanatorium
liegt in Connecticut.«
    »Oh?« In ihren Augen begann
etwas zu funkeln.
    »Wir haben dort für morgen um
elf eine Verabredung.«
    Sie holte tief Luft. »Sind Sie
überzeugt, daß auch nichts schiefgehen wird, Danny? Werden Sie mit der
Geschichte fertig, ohne sich zu verraten?«
    »Darüber können wir reden, wenn
ich Ihren Scheck habe«, antwortete ich. »Wie ist das übrigens mit dem Scheck?«
    Sie öffnete ihre Handtasche und
reichte mir einen, den Ersatz für den Scheck, den Konfuzius während seiner
philosophischen Anwandlung in Fetzen zerrissen hatte. Diesmal steckte ich ihn
in meine Brieftasche, nur um sicherzugehen.
    »Dieser Dr. Frazer ist kein
Trottel«, sagte ich. »Wir müssen bei der Geschichte einen kühlen Kopf bewahren.
Wir müssen um halb zehn morgen früh abfahren, um das Sanatorium um elf zu
erreichen.«
    »Was haben Sie denn diesem
Doktor gesagt?« fragte sie mit gedämpfter Stimme.
    »Sie beide seien seit langem
mit mir befreundet«, antwortete ich. »Ich schilderte ihm, daß Nicky schon seit
einiger Zeit diese seltsamen Anwandlungen habe, daß er die Rollen, die er
früher einmal auf der Bühne gespielt habe, in das wirkliche Leben übertrage und
daß er jetzt anfinge, bedrohlich zu werden. Er bilde sich ein, Hamlet zu sein
und daß Sie seine Mutter seien und ihn vergiften wollten. Er fange an,
gewalttätig zu werden.«
    »Und Sie wollen von Nicholas
verlangen, daß er diese Rolle fünfzehn Minuten lang durchhält, um die Wette zu
gewinnen?«
    »Genau das.«
    »Und was geschieht, wenn diese
fünfzehn Minuten vorbei sind?«
    »Das hängt völlig von dem Arzt
ab.« Ich grinste. »Und selbstverständlich auch davon, wie gut die Vorstellung
ist, die Nickyboy geben wird.«
    »Also gut.« Sie nickte. »Dann
holen Sie uns morgen vormittag um halb zehn in
unserer Wohnung ab.«
    »Wird gemacht. Vergessen Sie
nur nicht, die beunruhigte und besorgte Ehefrau zu spielen, wenn Frazer dabei
ist.«
    »Ich bin Schauspielerin,
vergessen Sie das nicht«, erwiderte sie kalt. »Glauben Sie, daß der Arzt ihn
sofort einweisen wird?«
    »Das bezweifle ich«, antwortete
ich. »Aber er wird ihn unter Beobachtung halten, und das ist fast genausogut . Ich wette, daß seine Honorare beträchtlich
sind, und nach dem Eindruck, den ich von seinem Institut habe, kann er so viele
Patienten brauchen,
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