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Heute Nacht brauche ich Liebe

Heute Nacht brauche ich Liebe

Titel: Heute Nacht brauche ich Liebe
Autoren: Donna Carlisle
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blickte von einem zum anderen. „Ihr genießt es hoffentlich, Jungs, denn in genau einer Stunde tritt Alarmstufe zwei in Kraft”, erklärte sie kühl. „Wer sich dann nicht auf seinem Posten befindet, bekommt seine Entlassungspapiere von mir persönlich, selbst wenn ich von Washington noch einmal hierher fliegen muss, um sie abzugeben.” Mit einer kräftigen Handbewegung warf sie die Kugel auf den Tisch, dass sie auf der anderen Seite über die Bande herunterfiel.
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ging Joan zur Bar. Noch ehe sie sich auf dem Barhocker niedergelassen hatte, stellte Maudie, die Inhaberin des Blue Jay, ein Glas Whiskey vor sie auf die Theke. Sie war eine große Frau von undefinierbarem Alter. Dass sie aus dieser Gegend stammte, konnte man an ihrer breiten Stirn, der dunklen Haut und den Augen leicht erkennen. Man sagte ihr nach, in ihrer Jugend eine ausgesprochene Schönheit gewesen zu sein, doch jetzt wirkte sie eher einschüchternd. In ihrem Gürtel in der Taille steckte ein großes Küchenmesser und unter der Bar hatte sie ein Gewehr mit abgesägtem Lauf liegen. Es erübrigt sich zu erwähnen, dass es im Blue Jay so gut wie nie zu einer Schlägerei kam.
    Joan trank einen Schluck. Der Whiskey brannte wie Feuer in ihrer Kehle. Es war noch viel zu. früh, um Alkohol zu trinken, doch Zeit war hier von geringer Bedeutung. Haben Sie schon jemals solch einen nichtsnutzigen Haufen von Menschen gesehen?" fragte sie. „Würden Sie umsonst arbeiten, wären sie noch überbezahlt. Was zum Teufel ist eigentlich los mit Ihnen?”
    Maudie, die nie ein Blatt vor den Mund nahm, wollte gerade zu einer Erklärung ausholen, als sich Red auf den Barhocker neben Joan setzte und lapidar feststellte: „Du bist bei ihnen nicht sehr beliebt.” Offenbar hatte er ihre Bemerkung gehört.
    „Vielen Dank für diese sensationelle Neuigkeit”, erwiderte sie und warf ihm einen finsteren Blick zu.
    Red schob sein leeres Bierglas über die Theke, das Maudie unverzüglich füllte. „Du hast eine gute Mannschaft", fuhr er fort. „Dein Problem ist, dass du sie nicht in Ruhe ihre Arbeit verrichten lässt."
    „Das nennst du arbeiten?” brauste Joan auf und wies mit der Hand hinter sich.
    „Wann wirst du das endlich verstehen?” Red seufzte. „Ein gewaltiger Schneesturm kommt auf uns zu. Niemand würde es diesen Männern verübeln, wenn sie ihre Sachen packten und nach Hause zu ihren Frauen gingen. Du könntest sie nicht zum Bleiben zwingen. Aber sie tun es nicht. Sie harren hier aus, den ganzen Tag, die ganze Nacht, wer weiß wie lange. Niemand kann vorhersagen, wie lange es dauern wird, bis die nächste Schicht kommt und sie ablöst. Ein Dutzend Männer eingepfercht in einem Kaninchenverschlag, denn etwas anderes ist das hier nicht, für wer weiß wie lange. Würdest du nur einen Augenblick darüber nachdenken, würdest du ihnen sagen: Amüsiert euch, Jungs, solange es noch möglich ist. Statt dessen machst du ihnen Vorhaltungen, weil sie eine Viertelstunde zu früh ihre wohlverdiente Mittagspause antreten.”
    Betroffen nippte Joan an ihrem Glas. Natürlich hatte Red recht. Wenn es um ihre Mitarbeiter ging, hatte er immer recht.
    Sie war in der Lage, eine komplizierte Rechenaufgabe im Kopf zu lösen, sie konnte genug Tatsachen und Zahlen aufzählen, um ein Lexikon damit zu füllen, und sie vermochte mit einem Blick zu erkennen, wo der Fehler lag, wenn ein Schaltkreis ausfiel, doch mit Menschen konnte sie nicht umgehen. Scharfsinn und ein klarer Verstand waren ihre hervorstechenden Charaktereigenschaften, Verständnis für die Bedürfnisse anderer gehörte nicht dazu. Inzwischen hatte sie es längst aufgegeben, ihre Mitarbeiter zu einem anderen Verhalten erziehen zu wollen. Es war reine Zeitverschwendung.
    Manchmal wünschte sie, Reds Einfühlungsvermögen zu besitzen, seinen Humor, seinen Charme, was immer es war, das ihn bei andern so beliebt machte. Ihre eigene Unzulänglichkeit in dieser Beziehung schmerzte sie sehr, und sie hasste es, wenn Red sie darauf hinwies. Doch ihm gegenüber würde sie das nie und nimmer eingestehen.
    „Du machst es mir jedenfalls nicht leichter, indem du unvermutet hier auftauchst und während einer Krisensituation wie dieser eine Meuterei befürwortest", entgegnete sie.
    Unbeeindruckt hob er sein Glas. „Mach nicht so ein finsteres Gesicht, Sergeant. Du leitest keine Militärkompanie. Und ganz gleich, was Daddy sagt, nicht jeder ist zum Soldaten geboren.”
    Der Hinweis auf ihren Vater;
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