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Heute Nacht brauche ich Liebe

Heute Nacht brauche ich Liebe

Titel: Heute Nacht brauche ich Liebe
Autoren: Donna Carlisle
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sie Joan.
    Hastig überflog sie das Blatt. Allmählich legte sich ihr Zorn, weil in der Tat Grund zur Besorgnis bestand. Offenbar war der Schneesturm stärker als ursprünglich angenommen und gab genügend Anlass, den Notstand auszurufen. Das Zentrum war zwar noch über eine Stunde entfernt, doch Joan musste zugeben, dass sie nicht anders gehandelt hätte, hätte sie diesen Bericht gelesen, bevor Red ihn in die Hände bekommen hatte. Und genau das brachte sie erneut in Rage.
    „Warum hat man mir diese Meldung nicht sofort vorgelegt?” wollte sie erregt wissen.
    „Miss Forrest, ihr Einsatz hier ist beendet”, erklärte Gilly unumwunden. „Red befand sich gerade bei Joe im Funkraum, als das Fernschreiben einging.”
    „Wo ist er jetzt?”
    „Joe?”
    „Red!” schrie sie regelrecht.
    Gilly zuckte mit den Schultern. „Wenn ich mich recht erinnere, wollte er rüber ins Blue Jay gehen.”
    Das genügte. Mit ausholenden Schritten durchmaß Joan den Raum, holte ihre Jacke und Schal vom Kleiderständer, zog beides an und verließ das Gebäude.
    Die Kälte verschlug Joan regelrecht den Atem. Sie zog den Schal über ihren Mund und spürte sofort, wie er im Frost steif wurde Nur einige wenige Schneeflocken wirbelten durch die Luft, doch der Wind war stark genug, Joan umzublasen. Irgend jemand hatte zwischen dem Carstone-Komplex und dem Blue Jay auf der anderen Straßenseite ein gelbblaues Rettungsseil gespannt, eine Maßnahme, die ebenfalls zum Notplan gehörte. An diesem entlang hangelte Joan sich gegen den Wind hinüber. Ein Wunder, dass die Männer daran gedacht hatten, da man ihnen sonst immer alles eigens auftragen musste. Doch so verwunderlich war es nun auch wieder nicht, denn das Blue Jay würde im weiteren Verlauf des Unwetters ihre einzige Quelle für Lebensmittel und Getränke sein, und ohne dieses Seil würde man es nicht einmal bis zur Straßenmitte schaffen.
    Keuchend betrat sie den Vorraum zur Bar, schlug die Hände gegeneinander und trat routinemäßig die Füße ab, um sich etwas aufzuwärmen. Laute Countrymusic und grölendes Gelächter drang durch die geschlossene Tür. Joan zog sich aus und hängte ihre Jacke auf, ehe sie die Tür öffnete.
    Dichter Zigarettenqualm vernebelte die Luft, und es roch stark nach Frittierfett. Aus der Jukebox dröhnte die Stimme einer Sängerin, der ein Mann das Herz gebrochen hatte. Lachend und scherzend standen die Mitarbeiter der Forschungsstation mit ihren Biergläsern in der Hand um den Billardtisch - unter ihnen natürlich Red Worthington.
    Joan blieb reglos stehen, die Arme vor der Brust verschränkt und die Lippen aufeinander gepresst. Es dauerte genau dreißig Sekunden, bis die Männer sie bemerkten. Einer von ihnen begann schließlich, eine anzügliche Melodie zu pfeifen, in die nach und nach die anderen einstimmten.
    „Ich bin nicht in der Stimmung dazu, Gentlemen", bemerkte Joan eisig. „Würde mir einer von Ihnen vielleicht erklären, warum ich meine Leute in der Bar zusammensuchen muss, wenn Alarmstufe eins ausgerufen wurde?”
    Seelenruhig rieb Lewis seinen Queue mit Kreide ein. Zum einen sind wir nicht mehr Ihre Angestellten”, stellte er fest, „und zum anderen ist Mittagspause."
    Joan warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Es ist jetzt 11.45 Uhr. Die Mittagspause beginnt erst um zwölf.”
    „Den Achter werde ich im mittleren Loch versenken”, verkündete Red ungerührt und konzentrierte sich auf seinen nächsten Stoß.
    Mit zwei Schritten hatte Joan den Tisch erreicht und nahm die Kugel in die Hand, ehe sie ins Loch fiel. Sofort begannen die Umstehenden zu protestieren, aber sie ließ sich davon nicht beirren. Wutentbrannt schnaubte sie Red an: „Und vielleicht kannst du mir sagen, was dir einfällt, ohne meine Zustimmung den Notstand auszurufen.”
    Gemächlich richtete Red sich auf. „Bitte, Darling, nicht vor den Kindern."
    „Das hast du absichtlich getan”, zischte sie etwas gedämpfter. „Du wusstest, dass mein Büro als erstes von der Versorgung abgeschnitten wurde. Das gefiel dir.”
    Red versuchte, sich völlig überrascht zu geben, was ihm aber nicht ganz gelang. Das schalkhafte Aufblitzen in seinen Augen ließ sich nicht verbergen. „Ich habe die Regeln für den Notstand nicht aufgestellt”, rechtfertigte er sich. „Und jetzt leg die Kugel wieder auf den Tisch, Darling. Du behinderst das Spiel."
    Mit der Hand fest die Kugel umklammert, überlegte sie. Wo sollte sie sie überhaupt hinlegen? Nach einer Weile hob sie den Kopf und
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