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Heurigenpassion

Heurigenpassion

Titel: Heurigenpassion
Autoren: Pierre Emme
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Grabner und Zwettler bestehende Gruppe in den hinter dem Verkaufsbereich liegenden Raum.
    Der Schrei, der Marinov in diese Lage gebracht hatte, hatte offenbar nicht der Gruppe gegolten. Denn auf der Straße unmittelbar vor dem Laden blieb es ruhig und keine Polizei stürmte zur Türe herein.

     
    * * *

     
    Nachdem der Krisenstab nach fast einer Stunde noch immer nicht wusste, was der Bankräuber/Terrorist eigentlich wollte, weil er trotz gegenteiliger Ankündigung bisher keinen einzigen Anruf entgegengenommen hatte, gärte es zunehmend. Die Forderung der Falken im Stab, der bereitstehenden Sondereinheit unverzüglich den Befehl zum Zugriff zu geben, gewann immer mehr Befürworter.
    Palinski, ein durch und durch friedliebender Charakter und daher eine der wenigen »Tauben« in dieser Schar seltsamer Vögel, überlegte fieberhaft, wie die Handynummer gelautet hatte, die ihm Marinov bei ihrem ersten Gespräch genannt hatte. Er hatte sie notiert, der Wisch lag aber irgendwo in seinem Büro. Die Vorwahl war klar, die drei nächsten Ziffern auch. Die hatte sich Palinski gemerkt, da sie der Zahlensturz von Harrys Geburtstag waren. Sein Sohn war am 12. Juni zur Welt gekommen. Demnach mussten die ersten drei Ziffern 621 lauten. Wie aber lauteten die vier folgenden Ziffern? Er erinnerte sich dunkel, dass ein seltsamer Rhythmus in dieser Kombination gesteckt hatte. Irgend etwas teuflisches, war ihm damals durch den Kopf gegangen. Teufelsgeige? Teufelsanbeter? Teufelstanz? Das war’s, die vier Ziffern hatten ihn den Begriff »Teufelstanz« assoziieren lassen. Also musste der 6 eine besondere Bedeutung dabei zukommen. 6663 vielleicht? Nein, dann wäre das Satanische der Zahl eindeutig festgestanden. Es waren keine drei Sechser hintereinander, sondern nur zwei. Die durch Ziffern ergänzt wurden, die dieses Bild des Tanzes ausgelöst haben mussten. War es 6864 oder 6765? Oder vielleicht 6468 oder 6567? Also eine Sechs war sicher am Anfang.
    Ministerialrat Schneckenburger war jetzt soweit, sich den Befürwortern eines sofortigen Zugriffes anzuschließen.
    »Gib mir noch fünf Minuten«, bat Palinski, »ich habe eine Idee, die klappen könnte .«
    Auf diese fünf Minuten kam es auch nicht mehr an, fand der Stellvertreter des Ministers. »Wenn deine Idee nichts bringt, dann lassen wir die Bank aber sofort stürmen .«
    Der dritte Versuch war erfolgreich. Nach einigen Klingentönen meldete sich eine fast schüchtern klingende Stimme mit »Marinov .«
    »Hier Palinski, sagen Sie, Marinov, ist Ihnen noch zu helfen? Wie wollen Sie denn auf diese Weise Ihre Amelia retten? Die einzige Chance, die Ihre Freundin noch hat, besteht darin, dass Sie sich sofort ergeben. Die Polizei wird Amelia sicher finden .«
    »Glauben Sie wirklich, dass mir die Polizei nach dem ganzen Schlamassel noch helfen wird ?« , zweifelte Marinov, »Die muss doch stocksauer auf mich sein.«
    »Erstens würde die Polizei nicht Ihnen, sondern Amelia helfen« widersprach Palinski. »Das gehört nämlich zu ihrem Job. Zweitens nehmen die Burschen das Durcheinander, das Sie da angerichtet haben, nicht persönlich .«
    Schneckenburger nahm Palinski das Handy aus der Hand. »Hören Sie Marinov, Sie kommen jetzt sofort mit erhobenen Händen aus der Bank heraus und ich garantiere Ihnen, dass Sie fair behandelt werden. Sonst kommen wir hinein und das wird nicht erfreulich für Sie .«
    »Wer sind Sie eigentlich ?« , wollte Marinov wissen.
    »Ich bin der Stellvertreter des Ministers beim BKA und ...«
    »Ich habe gar nicht gewusst, dass es bei uns stellvertretende Minister gibt«, brummte Marinov. »Man lernt nie aus .«
    Ehe Schneckenburger den Irrtum korrigieren konnte, fuhr der bankräuberische Geiselnehmer mit vermuteten Kontakten zur Terrorszene fort. »Ich möchte verhandeln. Schicken Sie mir Palinski rein. Ich spreche nur mit Palinski, der Mann ist in Ordnung .«
    »O.k .« , stimmte der Ministerialrat zu, »wir schicken Ihnen Palinski hinein. Aber lassen Sie sich nicht zuviel Zeit. Wenn wir in einer Stunde zu keinem Ergebnis kommen, stürmen wir die Bank .«
    Plötzlich herrschte Stille am anderen Ende der Leitung.
    »Marinov, sind Sie noch da ?« , rief Schneckenburger aufgeregt, »Sie können doch nicht einfach aufhängen.« Palinski überlegte sich, wie man ein Handy bloß aufhängen sollte. Aber das war jetzt wirklich nicht wichtig.
    »Ach, Sie wissen es ja noch nicht«, meldete sich Marinov wieder.
    »Was weiß ich noch nicht ?« , wollte der Ministerialrat
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