Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heurigenpassion

Heurigenpassion

Titel: Heurigenpassion
Autoren: Pierre Emme
Vom Netzwerk:
Schwarzenbach, die an seiner Leiche begangene Schändung und der Mord an Alois Huntzinger zu verhandeln sein.
    Experten vermuten, dass Karl Schwarzenbach noch mit 12 Jahren Haft und sein Sohn mit einer mindestens ebenso schweren Strafe zu rechnen haben werden.
    Der Vorwurf, dass der Heurigenwirt seinen in einem alten Keller eingesperrten Sohn vorsätzlich verdursten lassen wollte, konnte dagegen nicht erhärtet werden und wurde von der Staatsanwaltschaft nicht weiter verfolgt.
    Frau Schwarzenbach wurde dagegen durch die Aussage ihres Sohnes entlastet und von allen Punkten der Anklage freigesprochen.

     
    Palinskis »Plädoyer für den Heurigen«

     
    Die Schwarzenbachs unserer Geschichte sind wahrhaft böse Menschen, wie sie in der Realität Gott sei Dank kaum oder gar nicht vorkommen. Nicht nur nicht in Heurigenkreisen, sondern überhaupt nicht.
    Tatsächlich sind die Winzer und Heurigenwirte hart arbeitende Menschen wie Sie und ich, die sich in aller Regel bemühen, ihre Gäste nach bestem Wissen und Gewissen zu verwöhnen.
    Für unsere Leser, denen der Wiener »Heurige« nicht so ein selbstverständlicher Begriff ist wie dem Autor hier einige interessante Anmerkungen dazu:

     
    Wien ist die einzige Großstadt der Welt, in deren Grenzen es nicht nur 700 Hektar Weingärten gibt, sondern die sogar eine eigene Weinbauregion darstellt.
    Vor allem sind es die Sorten Riesling und Weißburgunder, die an den sanften Hängen des Wienerwaldes heranreifen und gekeltert werden. Zunehmend gewinnt aber auch Rotwein, vor allem der Zweigelt, an Bedeutung.
    Von den rund 25 000 Hektolitern des jährlich in Wien produzierten Weines sollen an die 90 Prozent über den »Heurigen«, diese typisch Wienerische Art der Buschenschank, direkt in die durstigen Kehlen rinnen. Das ist eine ganze Menge, immerhin 9 Millionen »Vierterln .«
    Nur der Rest lernt einmal in seinem »Weinleben« eine Bouteille kennen. Der in Flaschen abgefüllte Wein wird entweder ebenfalls über den Heurigen oder in letzter Zeit zunehmend immer häufiger auch über die Spitzengastronomie verkauft.
    Der Begriff »Heuriger« ist inhaltlich doppelt besetzt.
    Da ist einmal diese typische Wiener Lokal-Institution, deren rechtliche Grundlage im Wesentlichen auch heute noch das 1784 von Joseph II. mit Patent erlassene Buschenschankgesetz darstellt. Dieses sah vor, dass die Winzer zu ganz bestimmten Zeiten im Jahr ihren Eigenbauwein ausschenken durften. Dazu durfte und darf der Weinbauer auch heute noch nur ein sehr beschränktes Speisenangebot führen. Das Zeichen für dieses Privileg war ein über der Türe ausgehängter Föhrenbuschen oder -Kranz.
    Der Begriff »Heuriger« steht aber auch für den »jun-gen Wein«, den Wein der letzten Lese. Das ist er so lange, bis es wieder einen neuen »Heurigen« gibt und der bisherige dadurch zum »Alten« wird.
    Jetzt aber wieder zurück zu den Lokalen.
    Was Sie als Besucher eines dieser typischen Wiener Heurigenorte wie Grinzing, Sievering oder Stammersdorf in der Regel vorfinden, sind keine »Heurigen«-Lokale im ursprünglichen Sinne. Diese sind heute die absolute Ausnahme und mitunter nur schwer zu finden.
    Was Sie finden, sind üblicherweise »Heurige«, die zu einem Gastronomiebetrieb erweitert wurden. Das heißt, sie schenken zu ihrem eigenen auch noch zugekauften Wein und andere Getränke aus und bieten ein umfangreiches Angebot an kalten und warmen Speisen. Bevorzugt in der Angebotsform des »Heurigenbuffets .«
    Oder es handelt sich um ganz normale Restaurants, die sich der äußeren Anmutung und des Ambientes eines »Nobelheurigen« bedienen, um ihr Angebot zu vermarkten.
    Wie auch immer, besuchen Sie den Wiener »Heurigen« in all seinen Erscheinungsformen. Aber Achtung, die Zeiten, in welchen ein Heurigenbesuch ein vergleichsweise billiges Vergnügen war, sind schon lange vorbei.

     
    E N D E

     
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher