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Heurigenpassion

Heurigenpassion

Titel: Heurigenpassion
Autoren: Pierre Emme
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wissen.
    »Nun ja, wenn Sie die Bank stürmen, werden Sie mich nicht finden«, Marinov genoss hörbar diesen kleinen Triumph. »Ein Teil der Geiseln und ich sind nämlich schon ganz wo anders. Drei ältere Herrschaften sind allerdings im Personalraum eingesperrt, die sollten Sie jetzt langsam frei lassen .«
    Schneckenburger war sichtlich verstört. »Einen Augenblick bitte«, ersuchte er Marinov. Dann wandte er sich zu den Experten des BKA und fragte »Kann es sein, dass Marinov quasi vor unseren Augen die Bank verlassen und sich anderswo versteckt hat ?«
    Nach einigen Sekunden ungläubiger Stille kamen die erregten, ja zornigen Widersprüche »Unmöglich, nein, niemals, kann gar nicht sein, doch nicht mit uns .«
    »Hallo, Herr Marinov«, meldete sich Schneckenburger wieder, »unsere Experten hier meinen, dass das ein blöder Schmäh von Ihnen ist .«
    »Na, wenn Sie mir nicht glauben, wird Ihnen nichts anderes übrig bleiben, als die Bank zu stürmen .« Angesichts soviel dummer Präpotenz gewann Marinovs Stimme immer mehr an Sicherheit.
    »Das wird sicher schöne Bilder im Fernsehen geben, wie die Burschen von der Cobra eine fast leere Bank einnehmen. Um schließlich drei verängstigte Pensionisten abzuführen. Sagen Sie Palinski, er soll mich nach erfolgreicher Einnahme wieder anrufen, ich muss jetzt nachdenken .« Er beendete das Gespräch.

     
    * * *

     
    Wilma hatte sich gerade zu einem späten Mittagsschlaferl zurückgezogen, als Harry angerannt kam. »Mama, Vater ist im Fernsehen, eine Sondersendung. Komm schnell, wenn Du ihn sehen willst .«
    Wilma sprang auf. Ihr Gefühl hatte also wieder einmal nicht getrogen. Seit heute morgen war sie sicher gewesen, Mario noch an diesem Tag am Bildschirm zu sehen. Sein Vortrag musste ja sehr erfolgreich gewesen sein, wenn ihn das Fernsehen mit einem »Special« würdigte.
    »Mario Palinski, den wir alle noch von der Sondersendung in Zusammenhang mit der Ermordung des Wie-ner Stadtrates Ansbichler im September des Vorjahres in Erinnerung haben, kommt jetzt eben aus der Bank zurück. Wenn ich seine Gesten richtig deute, ist der Bankräuber mit den Geiseln tatsächlich verschwunden. Und niemand scheint zu wissen, wo er sich aufhält .«
    Die aufgeregt wirkende junge Reporterin wechselte ihren Standort und versuchte an die Gruppe heran zu kommen, der Palinski eben Bericht zu erstatten schien. Wilma erkannte Helmut Wallner und ›Miki‹ Schneckenburger unter den Männern. Wieder einmal keine einzige Frau dabei bei den wichtigen Angelegenheiten, schoss es ihr durch den Kopf. Wo war eigentlich Franca Aigner?
    »Wie ich schon angenommen habe, ist die Bank leer, wie Herr Palinski eben bestätigt hat .« Die Reporterin hechelte fast vor Erregung, in die sie sich höchst professionell hinein gesteigert hatte. »Das bedeutet aber, dass sich der Täter und seine Geiseln vor den Augen des Bundeskriminalamtes und der Polizei in Luft aufgelöst haben müssen. Das scheinbar Unmögliche ist Realität geworden .« Der Satz schien der blonden Schönen auf der Jagd nach Quote besonders zu gefallen. »Das wirft ernste Fragen hinsichtlich der Sicherheit in dieser Stadt und im ganzen Lande auf .«
    Bad news are good news. Damit die »News« für die TV-Station nicht zu gut würden, versuchte Schneckenburger jetzt, einige für die Behörde positive Meldungen zu platzieren.
    »Herr Palinski wird sich jetzt auf den Weg zu dem Geiselnehmer machen und mit ihm Verhandlungen aufnehmen«, Schneckenburger lächelte Optimismus verbreitend in die Kamera. »Wir wissen, dass diese heikle Mission bei ihm in den besten Händen ist .«
    Das hätte der Ministerialrat besser nicht gesagt. Der im Hintergrund lauernde Dr. Würmler-Dolm, Psychologe des BKA, seit der »Ansbichler-Sache« ein erbitterter Gegner Palinskis, nutzte seine geringe Körpergröße, tauchte unter den die Kamera umstehenden Personen einfach durch und unmittelbar vor dem Objektiv wieder auf.
    »Ich kann nur dringend warnen, diesem ...«, er rang sichtlich um den Ausdruck, »diesem Banausen wieder eine so verantwortungsvolle Aufgabe zu übertragen. Er hat es ja nicht gelernt«, schäumte der kleine Doktor, »wie soll so ein Mensch im Stande sein, eine Gesprächsbasis mit diesem Verbrecher aufzubauen .«
    Schneckenburger hatte sich wieder gefasst und Würmler-Dolm sanft, aber bestimmt mit den Worten »Palinski muss keine Basis mehr aufbauen, er hat bereits eine« wieder aus dem Bild geschubst.
    »Wer war das eigentlich ?« , erkundigte
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