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Heurigenpassion

Heurigenpassion

Titel: Heurigenpassion
Autoren: Pierre Emme
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sich die Reporterin bei einem der umstehenden BKA-Männer.
    »Dr. Würmler-Dolm von unserer Behörde«, murmelte dieser wenig begeistert. »Einer von unseren Hirnklempnern. Ein lästiger Mensch«, fügte er in vertraulich gesenkter Stimmlage dazu.
    »So sieht er auch aus«, murmelte die Fernsehschöne.
    Inzwischen hatte Palinski wieder Telefonkontakt mit Marinov aufgenommen. Direkt vor laufender Kamera.
    »Kompliment, Herr Marinov, wie haben Sie es geschafft, aus der Filiale heraus zu kommen, ohne gesehen zu werden?«
    Marinov dachte gar nicht daran, den kooperativen Filialleiter zu vernadern. »Das fällt unter das Bankgeheimnis. Kommen Sie jetzt zu mir ?«
    »In Ordnung, bloß wo halten Sie sich auf ?«
    »Gehen Sie an der Bank vorbei Richtung Stadt«, forderte Marinov ihn auf. »Lassen Sie aber die Leitung offen, ich sage Ihnen dann, wo Sie uns finden. Und vor allem, kommen Sie alleine, andernfalls kann ich für nichts garantieren .«
    Wilma hatte genug gesehen. Das Ganze sah ganz nach Problemen für ihren Mario aus. Am liebsten wäre sie stantepede abgereist. Sie fühlte, Palinski würde heute noch ihre Hilfe brauchen. Als sich jetzt auch noch ihre bettplatzgeschädigte Wirbelsäule in Erinnerung brachte, stand ihr Entschluss fest.
    »Ich muss sofort nach Wien«, teilte sie der verblüfften Runde mit. »Wer will, kann mitkommen. Wir sind morgen wieder zurück. Ich fahren in 5 Minuten .«

     
    * * *

     
    »Das hätte ich mir eigentlich denken können«, entfuhr es Palinski, als er sah, dass sich Annemarie Sumser unter den Geiseln befand. »Als ich gehört habe, dass sich deine Kanzleigehilfin einen Privatdetektiv genommen hat, um ihren Verlobten überwachen zu lassen, habe ich so etwas Ähnliches vermutet .« Er blickte sie kritisch an. »Ich frage mich nur, warum du das nicht über die Kanzlei laufen hast lassen. Die Vorgangsweise ist ja durchaus legitim und sogar von der Steuer absetzbar .«
    Die Anwältin hatte offenbar keine Lust, auf das Thema einzugehen und schwieg.
    Marinov dagegen hatte Palinskis Äußerung sehr bewusst wahrgenommen. »Sie haben mich also die ganze Zeit über observieren lassen. Das war wohl sogar Ihre Pflicht als Masseverwalterin. Von der Entführung Amelia Balos’ haben Sie ja nichts gewusst, oder ?«
    Die Anwältin erinnerte sich an ihren Versprecher vorhin in der Bank und war sicher, dass auch Marinov nichts davon vergessen hatte.
    »Und wie soll es jetzt weiter gehen ?« , Palinski versuchte auch aus eigenem Interesse, der Anwältin aus der peinlich zu werden drohenden Situation zu helfen. »Was Sie nicht wissen, ist, dass ich meinem Freund Inspektor Wallner vom Koat Döbling inoffiziell von der Erpressung berichtet habe. Er wird Ihnen in jedem Fall bei einer fingierten Geldübergabe helfen. Es wird schon wieder alles gut werden .«
    Palinski hätte nur zu gerne geglaubt, was er Marinov eben zur Beruhigung gesagt hatte. Alleine ihm fehlte selbst ein wenig der Glaube, dass das BKA den Mann so ohne weiteres seine Rolle in dem Entführungsdrama zu Ende spielen lassen würde.
    »Wissen Sie eigentlich, dass sich das Bundeskriminalamt in die Sache eingemischt hat? Man hat ihre telefonischen Versuche, die Diamanten zu Geld zu machen, abgehört und hält Sie für einen Terroristen. Oder zumindest für einen Sympathisanten.«
    »So ein Blödsinn. Das ist doch ein Witz, oder ?« Marinovs Stimme verriet aber, dass er die zusätzliche Verschärfung seiner Lage gar nicht lustig fand.
    »Was halten Sie von folgendem Vorschlag«, Palinski ergriff jetzt die Initiative, denn die Stunde, die man ihm zugebilligt hatte, war bereits zur Hälfte vergangen. »Ich verschaffe Ihnen die Garantie, dass das BKA die Maßnahmen zur Befreiung Ihre Amelia nicht behindern wird. Sobald Sie diese Garantie haben, lassen Sie die Geiseln frei und kommen mit erhobenen Händen hier heraus. Inspektor Wallner wird sich dann Ihrer annehmen .« Palinski blickte die vier anderen im Raum an. »Vor Gericht werden wir zu Ihren Gunsten aussagen, oder ?«
    Annemarie nickte und die anderen drei Geiseln schlossen sich nach kurzem Zögern an.
    »Wie viel Jahre bedeutet das für mich ?« , w ollte Marinov von der Anwältin wissen.
    »Mit 3 bis 5 Jahren müssen Sie schon rechnen«, überlegte Annemarie, »das heißt, dass Sie bei guter Führung nach zwei Jahren wieder draußen sein können .«
    24 Monate waren zwar lang, aber Marinov war ja noch relativ jung. Er schluckte mehre Male, dann nickte er zustimmend. »Gut, machen wir das so.
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