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Heuchler

Heuchler

Titel: Heuchler
Autoren: Mark Franley
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keine andere Wahl!« Diesmal zog er so stark an dem Seil, dass der Stuhl in eine leichte Schräglage geriet und nur das Seil um Katjas Hals verhinderte, dass sie fiel. Mikes Reflexe wollten seiner Tochter helfen, aber das deutliche »Nein!« des Irren stoppte ihn. Verzweifelte Wut übermannte Mike und lähmte sein Denken. Seine einzige Chance waren die alarmierten Polizisten, aber er hatte keine Ahnung, wann diese hier sein würden.
»Schick mir den Jungen rüber!«, wiederholte der Irre und hielt das Seil drohend nach oben. In Mikes Kopf überschlugen sich die Gedanken, doch er fand keine Lösung. Er war sich sicher, dass dieser Irre ernst machen würde, wenn er Felix nicht gehen ließ. Aber er konnte diesem Wahnsinnigen unmöglich seinen Sohn überlassen. Immer wieder wechselte sein Blick zwischen dem Irren und seiner Tochter. Vielleicht würde er es rechtzeitig schaffen, wenn er einfach losrannte, aber konnte er dies riskieren? Der Knoten war eindeutig professionell gebunden und er wusste, dass er Katja das Genick brechen konnte.
»Was ist nun?« Seine Stimme wurde ungeduldig.
Katja wendete den Kopf, um ihren Peiniger anzusehen. Das Toupet aus Kinderhaaren war etwas verrutscht, was ihn noch irrer aussehen ließ und sein Blick hatte nur Verachtung für das Mädchen übrig. Mike spürte, dass seine Tochter kurz davor war, durchzudrehen und tatsächlich wechselte ihr Gesichtsausdruck von traurig zu hasserfüllt. Mit überschnappender Stimme brüllte sie: »Lass mich hier runter, du Arschloch und ich kratz dir deine toten Augen aus!« Danach folgte ein kreischender Schrei und Mike wusste, dass sie nicht mehr lange durchhalten würde.
Felix, der bisher nur dagestanden hatte und zunächst gar nicht begriff, was vor sich ging, flüsterte leise und mit ängstlicher Stimme: »Papa, du musst ihr helfen. Er darf meiner Schwester nichts tun.« Mike antwortete ebenso leise: »Ich weiß, mein Junge.«
Felix spürte die Ratlosigkeit seines Vaters und fragte: »Soll ich gehen?«, worauf sich Mikes Griff, dessen Hand immer noch auf der Schulter seines Jungen lag, noch verstärkte. Bevor sein Vater antworten konnte, forderte der Irre erneut: »Ich zähle jetzt bis drei! Entweder ist dann der Junge bei mir, oder deine Tochter ist tot!«
»Eins!«
»Zwei!«
Felix’ Blick traf den von Katja und er sah ihre abgrundtiefe Angst. Dann rannte er los.
»Nein!«, brüllten Mike und Katja gleichzeitig, doch Felix hatte den Irren bereits erreicht und dessen Hand schloss sich um seinen Arm. »Siehst du jetzt, was ich meine?«, fragte der Irre. »Ihre Seelen sind so rein und aufopferungsvoll. Ich kann einfach nicht zulassen, dass Eltern wie ihr diese Seelen versauen. Obwohl deine Tochter in Lebensgefahr ist, hast du gezögert und überlegt. Auf die Idee dich selbst zu opfern, bist du gar nicht gekommen. Ich wusste, dass ich mich nicht in dir geirrt habe, du hast ihn nicht verdient!« Mit diesen Worten riss er Felix’ Arm nach oben, um ihn so zu präsentieren.
Mike reagierte müde und verzweifelt: »Lassen Sie die beiden gehen! Felix kann mir die Handschellen anlegen, dann gehöre ich Ihnen.«
Der Irre reagierte barsch und ohne eine Lücke für Diskussionen zu lassen: »Nein, wir gehen jetzt!«
Mikes Hass übernahm die Führung, als er brüllte: »Du wirst meinem Jungen nichts antun. Ich werde dich erst jagen und dann töten!«
Der Irre, der ihm schon halb den Rücken zugedreht hatte, wendete noch einmal den Kopf und Mike sah in seinen Augen, was er vorhatte. Dann stürmte er los. Den Satz »Das glaube ich nicht!« nahm er schon gar nicht mehr wahr und wie in Zeitlupe sah er, wie sich das Verbindungsseil straffte, der Stuhl unter Katjas Füßen herausgerissen wurde und ihr Körper ein Stück absackte. Zwei Sekunden später war er bei ihr und hob sie in die Höhe. Jede Spannung war aus ihren Muskeln gewichen, aber er musste es versuchen. Verzweifelt drückte er sie mit dem linken Arm nach oben, während er mit der rechten Hand seine Jackentasche abklopfte.
»Suchst du das hier?«, brachte sich der Irre zurück ins Spiel und hielt ein Taschenmesser in die Höhe. »Das hast du schon seit zwei Tagen nicht mehr, du solltest besser auf dein Zeug aufpassen.« Es folgte ein verhöhnendes Lachen. Dann warf er das Messer in Mikes Richtung, wo es gerade so weit entfernt liegen blieb, dass er seine Tochter loslassen musste, wenn er es aufheben wollte.
»Bastard!!!«, brüllte Mike und hatte Mühe, Katja über sich zu halten. Der Irre drehte sich um und
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