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Heuchler

Heuchler

Titel: Heuchler
Autoren: Mark Franley
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vor 18 Uhr ansprechbar sein würde.
Mike legte auf und machte automatisiert die Bildschirmseite des Berichtswesens auf, dann erinnerte er sich an das Gespräch mit Karl, schloss die Seite wieder, um stattdessen den Internetbrowser zu öffnen.
Er hatte Facebook so lange wie möglich ignoriert, aber Petra konnte ihn schließlich davon überzeugen, dass es schon deshalb wichtig war, sich damit zu befassen, um Katjas Aktivitäten dort etwas im Auge zu behalten. Inzwischen konnte er sich die Plattform nicht mehr wegdenken und wie so oft, war es auch heute die erste Seite im Netz, die er besuchte. Wie erhofft zeigte der grüne Punkt im Chatfenster, dass auch Petra online war. Er beschloss, nicht lange um den heißen Brei herum zu reden und tippte seine Frage direkt ein: »Hallo, Schatz, was würdest du davon halten, Urlaub zu machen?« Über den Bildschirm lief ein kurzes Flackern und er dachte schon, die Verbindung wäre abgerissen, doch das Netz blieb stabil und Petras Antwort erschien in dem kleinen Fenster.
»Hi, Schatz, wie geht es dir … und Peter?« Eigentlich hatte er ein Hurra oder etwas Ähnliches erwartet, aber im Grunde war es klar, dass sie seine Frage nicht sonderlich ernst nahm. Der letzte Urlaub war drei Jahre her und beschränkte sich auf eine Woche im Bayerischen Wald, in der alle paar Stunden sein Handy gebrüllt hatte. Also schrieb er: »Mir geht es so weit ganz gut, aber Peter hat man noch einmal ruhig stellen müssen.«
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: »Ich bin froh, dass du nicht in der Klinik liegst!«
Dann folgte eine kurze Pause und anschließend die Wörter »Aber wie kommst du auf Urlaub, du hast doch einen Fall?«.
Über Mikes Gesicht huschte ein Anflug von Zorn, dann tippte er: »Hab ich nicht mehr, und ich muss Zwangsurlaub nehmen.« Im selben Augenblick, als er ENTER drückte, merkte er, was er da gerade geschrieben hatte. Es klang, als müsste er Zwangsurlaub mit seiner Familie machen. Schnell schickte er noch hinterher: »Bitte entschuldige, das klang blöd. Ich würde GERNE mit euch wegfahren!«
Diesmal dauerte die Antwort länger, doch als sie erschien, atmete Mike etwas durch. Petra hatte es ihm nicht krumm genommen und stattdessen geschrieben: »Schöne Idee, wo willst du denn hin?«
Mike hatte schon vorher darüber nachgedacht: »Ich dachte an zwei Wochen in einem Ferienhaus in Dänemark.« Er wusste, dass seine Frau seit Langem in den Norden wollte und er mit diesem Vorschlag eigentlich nichts falsch machen konnte. Doch die Antwort war ernüchternd: »Können wir uns das leisten?«
Etwas genervt schrieb er zurück: »Ich wollte gerade nach Häusern suchen; hast du Lust oder nicht?«
Fast im selben Augenblick erschien »Ja, habe ich!!!!«, dann lief wieder ein Flimmern über den Bildschirm und es folgte der Nachsatz »Aber Finnland wäre mir lieber.«.
Jetzt musste er etwas lächeln und antwortete: »Schön, dann werde ich mich jetzt auf die Suche machen. Bis später, mein Schatz … Ich liebe dich.«
»Und ich liebe Dich!«, schrieb sie zurück. »Mailst du mir, wenn du etwas gefunden hast?«
»Mach ich! Bis später …« Mike beendete den Chat, meldete sich bei Facebook ab und versuchte vergeblich die Seite einer Suchmaschine aufzurufen. Entnervt wählte er die Nummer des Netzwerkservice, erfuhr dort aber nur, dass alles ordnungsgemäß arbeitete und wie auf Kommando baute sich auch die gewünschte Internetseite auf.
Wie er befürchtet hatte, brachte die Anfrage nach »Ferienhaus« und »Finnland« kaum noch freie, bezahlbare Häuser. Nach den einschlägigen Suchseiten versuchte er es direkt über private Anbieter und tatsächlich stieß er auf ein Angebot, das ordentlich aussah und zu seinem Budget passte. Gerade, als er auf den Reservieren -Button klicken wollte, stürzte der Internetbrowser endgültig ab. »Verdammte Kiste!«, stieß Mike aus und schlug mit der flachen Hand auf die Tastatur. Nachdem er sich etwas beruhigt hatte, öffnete er die Anwendung erneut und versuchte sich an den genauen Wortlaut seiner letzten Suchanfrage zu erinnern. Dann drehte sich für einige Sekunden die Sanduhr auf dem Monitor und im Anschluss wurde ihm eine völlig andere Seite angezeigt. Mike fluchte und wollte seine Anfrage gerade erneut starten, als er stutzte. Das angezeigte Angebot musste er vorher übersehen haben, denn es würde perfekt zu seinen Plänen passen. Er scrollte nach unten und konnte es kaum fassen, es war tatsächlich noch über Pfingsten frei!
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