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Heuchler

Heuchler

Titel: Heuchler
Autoren: Mark Franley
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Zigarette?«
Während sich Petra auf den Stuhl neben ihm setzte, schob er ihr das Päckchen hin und legte das Feuerzeug oben drauf. Dann wartete er, bis sich seine Frau ebenfalls eine Zigarette angezündet hatte, und begann kurz zu schildern, was sich ereignet hatte.
Petra betrachtete ihren Mann einige Sekunden lang, dann fragte sie voll Sorge in der Stimme: »Wie geht es dir jetzt?«
Mike suchte nach den richtigen Worten, fand keine und schenkte sich stattdessen noch einmal nach. Diesmal nippte er aber nur etwas, zuckte mit den Schultern und antwortete knapp: »Die Bilder werden blasser werden!« Und nach einer etwas zu langen Pause fügte er hinzu: »Ich hoffe nur, Peter zerbricht nicht daran!« Dann blickte er mit leeren Augen in den Garten hinaus und stieß verbittert aus: »Gottverdammt, er hat ein Kind erschossen!«
Petra nahm seine Hand und drückte sie bewusst etwas zu fest. Es schien zu helfen! Mike sah sie traurig an, aber keiner von beiden musste noch etwas zu sagen. Jeder wusste, was der andere fühlte und das Gefühl von Liebe vertrieb die düsteren Gedanken ein wenig. Mike schaffte ein kleines Lächeln und beschloss: »Eine rauche ich noch mit dir, dann versuche ich ein wenig zu schlafen. Die Kinder müssen mich nicht unbedingt so sehen, es reicht schon, wenn ich so oft nicht da bin.« Dann sah er Petra in die Augen und flüsterte ein einfaches »Danke!«.

Als Mike die Augen wieder öffnete, stellte er verwundert fest, dass er tatsächlich geschlafen hatte. Offensichtlich hatte der Alkohol seine Wirkung nicht verfehlt, denn der Wecker zeigte bereits kurz vor 12 Uhr mittags.
Er stand auf, duschte sich und trank einen Kaffee in der Ruhe des Hauses. Die Kinder waren noch in der Schule und Petra besuchte ihren Vater im Altersheim. Grundsätzlich hatte Mike gerne Leben um sich herum, eine Ausnahme bildete allerdings die erste halbe Stunde nach dem Aufstehen. In dieser Zeit war er weder aufnahmefähig noch gesprächsbereit.
Verzweifelt versuchter er über die vergangene Nacht nachzudenken, doch diese Gedanken wurden immer wieder von dem Wunsch nach einer weiteren Zigarette attackiert. Schon der erste Zug nach ihrem Einsatz hatte die Mauer eines ganzen Jahres eingerissen und sein Körper schrie wieder nach dem Gift!
Nach der ersten halben Tasse Kaffee beendete Mike den Kampf und holte sich eine Packung L&M aus dem Versteck seiner Frau. Ein einziger Zug reichte und die Gedanken an die letzten Stunden schafften es, wieder in den Vordergrund zu treten.
Seine Hauptsorge galt Peter! Er wäre nicht der erste Polizist, den so ein Ereignis völlig aus der Bahn warf und letztlich dienstunfähig machte. Er dachte kurz daran seinen Chef anzurufen, um nach Peter zu fragen, ließ es aber bleiben, da seine Kollegen mit Sicherheit genug zu tun hatten. Dann trank er den letzten Schluck Kaffee, legte den Brustgurt mit seiner Waffe an und verließ das Haus.

Vor Nürnbergs Hauptwache bestätigten sich seine schlimmsten Befürchtungen in Form zahlreicher Übertragungswagen der Radio- und Fernsehsender. Noch hatte man nicht herausgefunden, wer die undichte Stelle im Präsidium war, aber es gab sie! Und offensichtlich wurden auch die Geschehnisse der letzten Nacht schon verbreitet.
Am liebsten wäre Mike direkt in den Innenhof des Präsidiums gefahren, was aber angesichts einer Baustelle zurzeit nicht möglich war. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sein Auto auf dem Notparkplatz abzustellen und den Spießrutenlauf über sich ergehen zu lassen. Noch hatte ihn niemand entdeckt und Mike beschloss, es über einen der Seiteneingänge zu versuchen. Er stieg aus, nahm eine der kleineren Gassen, die zunächst weg vom Präsidium führten, und umrundete dann das Gebäude in einigem Abstand. Doch als er schon fast den Liefereingang der Polizeikantine erreicht hatte, stellte sich eine ihm schon seit Längerem bekannte Reporterin in den Weg.
»Herr Köstner, was sagen Sie zu den Vorfällen von letzter Nacht? Hat Ihr Partner fahrlässig gehandelt? Haben Sie durch Ihre Vorgehensweise ein Kind auf dem Gewissen?«
Mike hasste diese Person! Er konnte mit gestylten Blondinen in Hosenanzügen einfach nichts anfangen und ihre penetrant-aufdringliche Art machte es nicht besser. Diese Radioreporterin schien langsam zu seinem Schatten zu werden. Egal wo er war, sie fand ihn! Verärgert sah er der Frau in die Augen und erwiderte abweisend: »Für Sie immer noch Hauptkommissar Köstner!«
Ihre Irritation hielt nicht lange an, dann setzte sie ihr
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