Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzstoss

Herzstoss

Titel: Herzstoss
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
doch die Pistole in ihrer Hand war deutlich zu erkennen.
    »Entspann dich«, sagte sie zu Shannon und legte ihr die freie Hand auf die Schulter, um das wilde Geschaukel zu bremsen. »Wir werden dich nicht erschießen.« Sie blickte zu Marcy, und ein Funken aus dem Kamin beleuchtete ihr grausames Lächeln. »Meine Mutter wird es tun.«
    Marcy hielt die Luft an und taumelte rückwärts, als wäre sie geschlagen worden. Shannon zerrte erneut panisch an ihren Fesseln. Das Baby zu ihren Füßen heulte weiter.
    »Es ist im Grunde wirklich ganz einfach, Mommy. Das meiste hattest du dir schon selber zusammengereimt. Bis auf meine Beteiligung natürlich.« Audreys Lächeln wurde breiter, sie genoss ihren großen Auftritt offensichtlich. »Der ursprüngliche Plan war, die plärrende kleine Caitlin zu entführen, Lösegeld zu erpressen und Shannon als die Schuldige hinzustellen. Aber dann bist du auf der Bildfläche erschienen, hast deine blöden Fotos in der halben Stadt rumgezeigt und jedem, der dir zugehört hat, deine rührselige Geschichte erzählt, also mussten wir improvisieren. Anfangs dachten wir, wir könnten dich einfach ignorieren, dann würdest du vielleicht wieder verschwinden. Aber du wolltest keine Ruhe geben und auch nicht verschwinden. Dann haben wir versucht, dich abzulenken – auch das hat nicht geklappt. Du bist auf deine Art verdammt zielstrebig, was, Mommy? Dann wollten wir dir einen Schrecken einjagen, doch wie sich herausgestellt hat, lässt du dich auch nicht so leicht abschrecken. Wir haben sogar überlegt, dich umzubringen, bis wir schließlich erkannt haben, dass wir dich zu unserem Vorteil nutzen könnten, dass du unser – wie sagt man –, unser Sündenbock sein könntest. Ja, genau. Die arme Marcy, nervlich zerrüttet vom Tod ihrer Tochter, fixiert sich auf die dumme naive Shannon, und als jene ihre erbärmlichen Versuche, eine Freundschaft anzuknüpfen zurückweist, rastet sie aus und engagiert einen Helfershelfer, um sie und das Baby zu entführen. In ihrer zunehmenden Verzweiflung tötet sie beide in ihrem Wahn und richtet die Waffe dann, überwältigt von Schuld und Reue, gegen sich selbst. Derweil verschwindet ihr Komplize mit dem Lösegeld.«
    »Das wäre ich«, sagte Jax prahlerisch.
    »Nein, nicht direkt«, sagte Audrey mit süßlicher Stimme und richtete die Waffe in ihrer Hand auf seinen Kopf.
    »Was zum Teufel machst du?«, fragte Jax, und alle Großspurigkeit war aus seiner Stimme gewichen.
    »Es ist einfach viel leichter, fünfhunderttausend durch zwei zu teilen als durch drei, findest du nicht auch?«, fragte sie.
    Und dann drückte sie ab.
    Caitlins Schreie erfüllten die Luft, als Jax von den Füßen gerissen und mit ausgebreiteten Armen nach hinten geschleudert wurde. Blut strömte aus dem Loch in seiner Stirn, als er krachend auf dem Boden landete. Im selben Moment stürzte Shannon sich mitsamt ihrem Stuhl auf Audrey, beide gingen zu Boden, und die Waffe wurde aus Audreys Hand geschleudert. Marcy packte sie, als auch Audrey danach griff, sodass ihre Finger sich streiften. Schockwellen schossen durch Marcys Arm direkt in ihr Herz.
    »Keine Bewegung«, warnte sie Audrey, machte einen Schritt zurück und richtete die Pistole auf sie.
    »Könntest du mich wirklich erschießen, Mommy?«, fragte Audrey flehend, während das Baby wundersamerweise verstummte.
    Marcy starrte der jungen Frau tief in die Augen. »Nennen Sie mich nicht, Mommy«, sagte sie entschlossen. »Ich weiß nicht, wer zum Teufel Sie sind, aber Sie sind nicht meine Tochter.«
    »Marcy!«, rief ein Mann. Seine Stimme erfüllte den Raum, und ihr Name prallte von den Wänden ab wie eine verirrte Kugel.
    Marcy musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, wer es war. Sie hatte ihn erwartet. »Liam«, sagte sie und drehte sich ein wenig in seine Richtung, ohne Audrey aus den Augen zu lassen.
    »Es ist okay, Marcy«, sagte Liam beruhigend und löste sich von dem Türrahmen. »Ich war dir den ganzen Nachmittag auf der Fährte. Die Gardai sind unterwegs.« Er kam noch einen Schritt näher. »Du kannst mir die Waffe geben. Jetzt ist alles gut.«
    »Keinen Schritt weiter«, warnte sie ihn, und packte die Hand mit der Pistole fester.
    Er lachte. »Marcy, was machst du? Ich bin’s, Liam. Ich bin auf deiner Seite, schon vergessen?«
    »Du bist nicht auf meiner Seite.«
    »Wovon redest du?«
    »Du hast von Anfang an hinter allem gesteckt. Du hast die ganze Sache geplant.«
    Von wem sollte Audrey sonst von ihren Besuchen auf der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher