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Herzraub

Herzraub

Titel: Herzraub
Autoren: Monika Buttler
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Hausmädchen.“
    „Gut, wir werden das nachprüfen.“ Tügel verließ den Salon, um die atemberaubende Polin unter vier Augen zu sprechen, während Danzik mit der Befragung fortfuhr.
    „Wann haben Sie Ihre Lebensgefährtin zuletzt gesehen?“
    „Vor zwei Tagen. Wir haben wie immer zusammen gefrühstückt“ – er wies auf eine Essgruppe mit Thonet-Stühlen – „dann hat sie das Haus verlassen. Als sie in der Nacht nicht zurückkam, habe ich die Vermisstenanzeige aufgegeben.“
    „Richtig. Und was hatte sie an dem Tag vor?“
    „Weiß ich nicht.“
    „Sie wissen es nicht?“ Danziks Ton wurde scharf.
    „Nein, verdammt. Sich mit irgendjemand treffen.“
    „Ja, aber mit wem? Hat sie Ihnen nie erzählt, mit wem sie sich traf?“
    „In letzter Zeit nicht mehr.“ Steinmann schlug wieder die Hände vors Gesicht. „Meine Celi, meine arme kleine Celi“, flüsterte er. Seine schwache, ersterbende Stimme stand in seltsamem Gegensatz zu seiner kraftmeierischen Erscheinung.
    „Herr Steinmann, bitte beruhigen Sie sich. Wir lassen Sie auch gleich allein. Aber beantworten Sie noch eine Frage: Hatte Ihre Lebensgefährtin Feinde?“
    Der Einsneunzig-Mann blickte auf seine schaufeligen Hände und begann erneut mit dem Fingerknacken. Er wartete mit der Antwort, als könne sich in der Frage eine Falle verstecken.
    „Celia und Feinde? Das ist ja absurd. Wissen Sie überhaupt, wer Celia Osswald ist – wer sie war? Eine der größten Schauspielerinnen unserer Zeit! Sie wurde bewundert, sie wurde angebetet …“
    „Erfolgreiche Menschen haben oft auch Neider.“
    Steinmann sah den Kommissar fast mitleidig an und schenkte sich einen weiteren Whisky ein.
    „Hatte sie sich nach ihrer Herztransplantation verändert? War sie schwieriger geworden? Sie haben doch die ganze Zeit mit ihr zusammengelebt – als sie krank wurde und auch nach der Operation.“
    Auf Steinmanns Stirn zeigte sich eine senkrechte Falte. „Nein, sie hat sich nicht verändert“, sagte er schroff.
    Wenig später stand der junge Osswald im Salon, schwarze Motorradjacke, den Helm unter dem Arm.
    „Kriminalpolizei? Ein Unglücksfall? Wo ist meine Mutter? Was ist mit ihr passiert?“
    Danzik stand auf und führte ihn zu einem Sessel. Mit nur unwesentlichen Veränderungen teilte er Celias Sohn die Mordnachricht mit.
    Alexander Osswald sagte gar nichts. Dann brach er in ein unkontrolliertes Schluchzen aus, das seinen Körper minutenlang erbeben ließ. Nähere Umstände des Todes wollte er nicht wissen. Danzik legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    „Sollen wir Ihnen einen Arzt rufen?“
    „Nein, danke, es geht schon.“
    Der Stief-Lebensgefährte reichte ihm ein Glas rüber. „Hier, nimm mal einen Whisky.“
    „Ich brauch keinen Alkohol!“ Es schien, als wolle Alexander ›Sascha‹ Osswald ihm das Glas aus der Hand schlagen. In seinem verweinten Gesicht flammte ein Hass auf, der sowohl Danzik als auch dem zurückgekehrten Tügel nicht verborgen blieb.
    Der Hauptkommissar erhob sich. „Ja, dann würden wir uns gern noch mal die persönlichen Räume der Verstorbenen ansehen.“
    „Bitte.“ Steinmann führte sie mit verkniffenem Mund nach oben, das Whiskyglas behielt er in der Hand.
    „Sie können ruhig wieder nach unten gehen“, wandte sich Danzik an den Hausherrn. „Wir wollen uns nur einen kurzen Eindruck verschaffen.“
    Getrennte Schlafzimmer. Das Schlafzimmer der Schauspielerin in Blautönen. Azurblauer Satin, Kissen mit Glanzeffekt, Kirschholz-Möbel. Eine sehr weibliche Handschrift. Auf dem Sekretär ein Foto des Sohnes, jedoch kein Bild vom Lebensgefährten. An den Wänden das Übliche einer Divenwohnung: TV-Preise, Rollenfotos, Fotos mit Filmpartnern in Übergröße.
    Tügel zog eine Schublade auf und stieß einen Pfiff aus. „Ein Tagebuch und jede Menge Briefe.“
    Er öffnete die nächste Schublade. „Geschäftspapiere. Verdammt, und wir haben keinen Durchsuchungsbeschluss.“
    „Keine Sorge, Schlafzimmer und Bad werden versiegelt.“ Danzik und klebte die Verschlussmarken auf.
    Sie gingen wieder in den Salon.
    „Was machen Sie da eigentlich so lange?“ Steinmann blickte ihnen mit wutverzerrtem Gesicht entgegen. „Haben Sie überhaupt einen Durchsuchungsbefehl?“
    „Der kommt noch. Vorerst haben wir Frau Osswalds Räume versiegelt. Und sie beide“, fuhr Danzik fort, „halten sich bitte zu unserer Verfügung.“
    Steinmann führte die Kommissare schweigend hinaus. Der junge Osswald, das Gesicht auf den Knien, bewegte sich
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