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Herzraub

Herzraub

Titel: Herzraub
Autoren: Monika Buttler
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Menschenverachtung pur zu sein. Todestag für die einen, Geburtstag für die anderen …
    Laura reichte zum Abschied einer sympathischen Dame in mittleren Jahren die Hand, die sie fast beschwörend um einen Besuch gebeten hatte. Vom Band röhrte Bonnie Tyler „It’s a heartache …“
    „Ache heißt Schmerz“, sagte die Dame, „anhaltender Schmerz. Aber das weiß hier wohl keiner.“
    Plötzlich tauchte Jan vor seiner Kollegin auf.
    „Ich hab alles im Kasten. Und du?“
    „Ich auch. Lass uns abhauen. Diese Tombola können wir uns schenken.“
    Im selben Moment trat der Herr von der DSO ans Mikrofon. Sein Gesicht wirkte so erstarrt, dass augenblicklich Stille eintrat.
    „Ich habe Ihnen eine schreckliche Nachricht mitzuteilen. Celia Osswald, die Schirmherrin unserer Gesellschaft, wurde ermordet. Eben wurde es im Radio durchgegeben …“
    Die Stille dauerte nur Sekunden. Dann brachen entsetzte, immer lauter werdende Schreie los. Wenig später stürmten Sanitäter herein. Dorothea, eine der Organempfängerinnen, war, die Hand über dem Herzen, bewusstlos zusammengesackt.
     

3
    Ungefähr zur selben Zeit, während die Party lief, saßen Hauptkommissar Werner Danzik und sein Kollege Torsten Tügel in einer weiß verputzten Villa am Nonnenstieg und tranken Darjeeling aus blauweißen Schalentassen, die Kenner mühelos als ›Royal Copenhagen‹ erkannt hätten. Eine junge Frau mit weißem Schürzchen hatte sie in das gemeinsame Heim von Celia Oss-
wald und ihrem Lebensgefährten Marco Steinmann gebeten, und Danzik wusste nicht, was ihn mehr verwirrte: die Tatsache, dass es noch so was wie Hausmädchen gab oder der Busen dieser aus Polen stammenden Ewa, der auch ohne die abgrundtief sichtbare Dekolletéspalte sensationell zu nennen war.
    Als Danzik, der Ältere und Erfahrenere, die Mordnachricht überbringen wollte, stand Marco Steinmann startbereit im Tennisdress vor ihnen.
    „Herr Steinmann, wir haben eine schlechte Nachricht für Sie.“ Der Kommissar machte eine Pause und blickte in helle Augen, deren Blick schon seit ihrer Ankunft von einer Richtung in die andere geflackert war. „Wir haben Ihre Lebensgefährtin Celia Osswald tot aufgefunden. Alles deutet darauf hin, dass sie ermordet worden ist.“
    „Ermordet?“ Der blonde Hüne, dessen Naturburschencharme von einem Rundum-Bart komplettiert wurde, ließ sich sofort auf eines der cremefarbenen Sofas fallen und bedeckte das Gesicht mit den Händen. Endlich kam er wieder zum Vorschein. „Das ist ja furchtbar. Ich kann das gar nicht glauben. Wie ist das denn – ich meine – wie ist sie …“
    „Die Todesursache kennen wir noch nicht. Aber wir haben Frau Osswald tot im Klövensteener Forst gefunden. Und zwar ohne“ – Danzik zögerte – „ohne ihr Herz.“
    „Ohne ihr Herz?“ Marco Steinmann griff sich instinktiv an die linke Körperseite, dann bewegte er sich schwerfällig zu einem Glastisch, auf dem sich Hunderte von Flaschen drängten.
    „Ja, das Herz ist rausgeschni-, also ist entfernt worden.“
    Marco Steinmann schüttelte den Kopf. Dann schenkte er sich einen Whisky ein und kippte ihn in einem Zug hinunter.
    Die Kommissare sahen sich an, dann fragte Tügel: „Herr Steinmann, wo haben Sie sich die letzten zwei Tage aufgehalten? Wir bitten um einen lückenlosen Nachweis.“
    Steinmann stellte das Glas klirrend auf die Konsole. In seinen Augen funkelte Wut auf. „Soll das heißen, Sie wollen ein Alibi von mir? Ein Alibi, wo ich grad erfahre, dass ich meine Frau verloren hab?“
    „Routine“, erwiderte Tügel, selbst schon routiniert, wie Danzik mit Blick auf seinen jungen Kollegen amüsiert feststellte. „Wir ermitteln in jede Richtung. Auch wenn es für Sie jetzt schwer ist, bitte bemühen Sie Ihr Gedächtnis.“
    „Gedächtnis …“ Steinmann nahm einen Schluck, als wolle er ihn gleich wieder ausspucken. „Also, da muss ich in meinen Terminer gucken.“
    Die Kommissare folgten ihm in ein Arbeitszimmer, funktionell eingerichtet in den Telecom-Farben, in dem sich offensichtlich seine Manager-Tätigkeit abspielte.
    Tügel sah auf seine Notizen. „Dann waren Sie also, bis auf Ihr Tennis-Training, die ganze Zeit zu Hause.“
    „Ist das verboten?“ Der Hüne knallte den Terminer auf den Schreibtisch zurück.
    „Natürlich nicht“, besänftigte Danzik. „Kann Ihre Anwesenheit jemand bezeugen?“
    Alle saßen wieder auf den cremeweißen Sofas, und Steinmann ließ seine Finger knacken. „Ewa kann das bezeugen. Unser
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