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Herzgefaengnis

Herzgefaengnis

Titel: Herzgefaengnis
Autoren: Greta Schneider
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Gesicht.
    „Danke, Leo. Du tust das für mich, nicht für sie. Sie nervt mich damit schon eine Weile.“
    „Womit?“
    „Dass sie dich gerne kennenlernen möchte. Sie hat dein Foto gesehen. Ich habe ihr von dir erzählt.“
    Ich brach ab. Sollte ich zugeben, dass ich mich bei ihr ausgeweint hatte?
    Er legte den Arm um mich. „Hauptsache, du bist nicht ins Detail gegangen. Denn das -“, er küsste mich auf die Schläfe, „- gehört ganz allein dir und mir.“
    „Ja, Leo. Dir und mir. Ich liebe dich. Aber das weiß Nick auch so. Da musste ich nicht viel sagen.“
    Er ließ mich nicht los. Minutenlang. Bis ich schauderte und flüsterte: „Leo, bitte. Lass´ uns jetzt schlafen gehen. Mir ist kalt. Morgen ist Montag, und du musst arbeiten. Ich will, dass du ausgeschlafen bist.“
    Er nickte, und fünf Minuten später war er eingeschlafen. Im Bett. Neben mir. Tief und fest. Mit meinen Händen auf seinem Körper, der endlich wieder etwas Wärme angenommen hatte.
     
     
    Vor dem Kreißsaal saßen nervös aussehende Menschen mit großen Taschen, aus denen Thermoskannen ragten, und blätterten in den unterschiedlichsten Broschüren zu Rückenmarksspritzen, ambulanter Hebammenversorgung, Schwangerengymnastik und postnataler Depression. Zum Glück mussten wir nicht hier warten. Eine freundliche Schwester wies uns den Weg zur Entbindungsstation eine Etage höher. Auf dem langen Gang eine Unmenge von Tischen mit Blumenvasen darauf. Getränkekästen voller Mineralwasser (natürlich ohne Kohlensäure) stapelten sich daneben. An den Türen Malereien von Bärchen, Häschen und anderen niedlichen Tierchen.
    Nick hielt in ihrem Bett Hof. Strahlend vor Freude hielt sie ein kleines Bündel an ihre Brust gedrückt, umgeben von Blumensträußen und kleinen Geschenken. Sie sah ein wenig erschöpft aus, doch ihre Augen funkelten und ihr Lächeln ließ keinen Zweifel daran, dass sie gerade einen unsagbaren Triumph erlebte.
    Ich küsste sie auf beide Wangen, und sie drückte mich mit ihrer freien Hand an sich.
    „Sabina, ich bin so froh …“, flüsterte sie. „Dass du kommen konntest. Ich hatte solche Angst, du könntest nicht.“ Wir mussten beide ein wenig um Fassung ringen. Ich betrachtete den Inhalt des Bündels. Ein etwas zerknittertes Gesichtchen, die Augen geschlossen, mit einer sehr spitzen Nase. Das kleine Wesen gähnte, und es sah aus wie ein richtiges Gähnen von einem richtigen, echten Menschen. Ansonsten hätte ich es vielleicht eher für einen kleinen Alien gehalten, so winzig und so dünn und so sehr verdrückt, wie es aussah. Die Mini-Händchen mit diesen unsagbar winzigen Fingernägelchen waren zu den allerkleinsten Fäustchen geballt, die ich je gesehen hatte. Ich hatte überhaupt noch nie ein so dermaßen kleines Menschenkind gesehen. Fasziniert und gerührt betrachtete ich es.
    „Ahem“, machte Leo in diesem Moment. Ich fuhr herum. „Leo, guck´ doch mal, wie winzig klein das ist.“ Er lächelte sein zärtlichstes Lächeln.
    „Nicht, bevor du mich nicht der – ähh – Erzeugerin dieses Wesens vorgestellt hast.“ Seine Augen funkelten und sprühten goldene Reflexe.
    „Nick, das hier ist Leo. Du weißt schon. Sag´ Guten Tag. Leo, das ist meine beste, meine allerbeste Freundin.“ Nick reichte ihm die Hand wie eine Königin, der ein Untergebener seine Aufwartung macht. Leo hauchte einen Handkuss darauf, so routiniert wie ein Heiratsschwindler.
    „Meinen Glückwunsch“, sagte er. Und, nach einem Blick auf Nicks bisher größte Lebensleistung:
    „Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen.“ Er setzte ein Zahnpastalächeln auf, das selbst einen Eisberg zum Schmelzen gebracht hätte. Nick betrachtete ihn kritisch, aber wohlwollend.
    „Ganz und gar nicht. Ich freue mich. Endlich. Wurde auch Zeit.“ Sie grinste. Leo hob die Augenbrauen. Nick zwinkerte mit den Augen, als sie es sah. „Keine Angst, Sabina hat nicht getratscht. Ich habe ihr nur angesehen, dass du jemand sein könntest, der ihr gefällt.“
    Sein Blick wanderte zu mir. Ich nickte, die Augen in seine versenkt.
    „Und jetzt, wo ich dich in Natura sehe, kann ich sie bestens verstehen“, fügte sie ungeniert hinzu.
    „Vielen Dank für dieses Kompliment“, erwiderte er und strahlte völlig unbeeindruckt von ihren Versuchen, ihn in Verlegenheit zu bringen. „Ich kann das vollkommen hundertprozentig zurückgeben.“
    Als wir wenig später den Gang zum Treppenhaus hinabliefen, Hand in Hand, trat jemand von der Seite auf uns zu.
    „Na das ist ja
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