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Herzflattern im Duett

Herzflattern im Duett

Titel: Herzflattern im Duett
Autoren: Franziska Gehm
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war es besser, irgendein Wunsch erfüllte sich, als gar keiner. Außerdem blieb immer noch eine Chance von 50 Prozent, dass er die Blüte in das richtige Schüsselchen legte.
    Ali Bin Schick nahm eine Sehnsuchtsblüte in die linke Hand und die andere Sehnsuchtsblüte in die rechte Hand. Dann ließ er sie jeweils in eins der Schüsselchen gleiten. Die goldgelbe Flüssigkeit rann gemächlich über die Blütenblätter, bis sie die ganze Blüte bedeckte.
    »Heidewitzka!«, sagte Ali Bin Schick und rieb sich die Hände. Wieder hatte er eine überzeugende Show geliefert. Wieder hatten sie ihn für einen echten Wahrsager gehalten. Wieder hatte er zwei Menschen glücklich gemacht.
    Höchstwahrscheinlich.
    Wüssten diese beiden Mädchen, wer er wirklich war, würden sie schreiend davonlaufen.

Jagdpause
    I m Lindenweg Nummer 21 zog Dirk van Kombast die schweren dunkelblauen Vorhänge zu. Einen Augenblick sah er hinüber zum Nachbarhaus. Dort wohnte Familie Tepes. Vor ein paar Wochen war ihr klappriger Möbelwagen aus Rumänien in den Lindenweg gebogen. Seitdem war nichts mehr, wie es war. Und schon gar nicht, wie es sein sollte.
    Dirk van Kombast war Pharmavertreter. Er war gut aussehend, spielte gerne Squash mit Dr. Bohne und kaufte im Bio-Supermarkt ein. Am liebsten an Kasse vier. Dort saß die Verkäuferin mit den rotblonden, halblangen Haaren und den olivgrünen Katzenaugen. Doch weder Dr. Bohne noch die Bio-Verkäuferin kannten Dirk van Kombasts geheime Leidenschaft. Es war weder Tango noch Schokolade noch Briefmarken. Dirk van Kombast war ein leidenschaftlicher Vampirjäger.
    Allerdings bis jetzt kein besonders erfolgreicher.
    Obwohl er sich sicher war, dass sein Nachbar, Mihai Tepes, ein waschechter Vampir war und seine Töchter Halbvampire. Er hatte es mit eigenen Ohren und seinem Spezialabhörgerät, dem Vampire-Best-Bye-Bug, gehört. Das Spezialabhörgerät hatte er zur Reklamation zurück zum Hersteller in den USA geschickt. Es hatte einen Wackelkontakt. Aber Dirk van Kombast wollte sowieso nichts mehr hören. Und sehen wollte er die blutrünstigen Nachbarn auch nicht mehr. Alles, was er gerade wollte, war seine Ruhe. Er hatte eine ganze Woche an einem furchtbaren Durchfall gelitten. Fünf Großpackungen Klopapier hatte er aufgebraucht. Drei Kilo Körpergewicht hatte er verloren. Er fühlte sich wie ein ausgewrungener, schimmelnder Waschlappen. Und das alles nur, weil er einen kleinen Schluck vom Pflanzentrunk der Germania Dracona genommen hatte. Der Trunk rettete Vampiren das Leben und bescherte Menschen offenbar einen deftigen Durchfall. Woher sollte Dirk van Kombast das wissen?
    Dirk van Kombast hatte sein Bestes gegeben. Doch jetzt war er ausgelaugt, fühlte sich leer und erschöpft. Er brauchte eine Pause. Er musste Kräfte sammeln. Denn die Jagd war nicht vorbei. Im Gegenteil.
    Er ließ sich auf die brombeerfarbene Ledercouch fallen, streifte die himmelblauen Puschelhausschuhe ab und legte die Beine auf den kleinen, runden Glastisch. Dann griff er zu den Kopfhörern. Er drückte mit der Fernbedienung auf ›play‹ und das Hörspiel begann. Es hieß: ›Die Nacht der langen Zähne‹.

Alles Wurst
    E in Haus weiter saß Mihai Tepes ebenfalls im Wohnzimmer auf der Couch. Auch er hatte keine Hausschuhe an. Er hatte sogar keine Strümpfe an. Die Beine seiner Nadelstreifenhose waren hochgekrempelt und Herr Tepes suhlte die nackten Füße im Katzenklo. Das Katzenklo war mit Heimaterde gefüllt. Eigentlich hatte Herr Tepes den ganzen cremefarbenen Teppich mit guter, transsilvanischer Erde bestreuen wollen. Das war seine Vorstellung von Gemütlichkeit. Elvira Tepes hatte eine andere Vorstellung von Gemütlichkeit. Sie war in Deutschland geboren. Sie wusste über Gemütlichkeit Bescheid.
    Elvira Tepes saß neben ihrem Mann. Sie hatte die Beine auf Mihais Oberschenkel gelegt und trank Kaffee aus ihrer Lieblingstasse. Sie war weiß und sah aus wie ein Klo. Sie hatte sogar einen Deckel. Aber keine Spülung. Der Vermieter ihres kleinen Ladens Die Klobrille hatte ihr die Tasse zur Eröffnung geschenkt.
    Mihai Tepes verstand nicht, wieso seine Frau aus einem Klo trank. Er verstand auch nicht, warum ihr Vermieter ihr überhaupt etwas schenken musste. Er verstand allerdings, dass es Dinge gab, die er nicht verstehen musste. Herr Tepes zog eine Blutampulle aus der Westentasche. Geschickt spritzte er ein paar Tropfen in den Kaffee. Bei seiner Arbeit im Institut für Rechtsmedizin konnte er zum Glück immer für ausreichend
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