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Herzflattern im Duett

Herzflattern im Duett

Titel: Herzflattern im Duett
Autoren: Franziska Gehm
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ein Thriller. Wer wollte schon, dass sein Leben ein einziger Thriller war? Silvania Tepes auf jeden Fall nicht.
    »Aber, meine Lieben«, sagte Ali Bin Schick, hielt den Zeigefinger in die Höhe und drehte sich einmal auf der lackierten Zehenspitze um sich selbst. Trotz seiner Körperfülle sah es sehr elegant aus. »Im Orakulum Spektakulum werden nicht nur Weissagungen getroffen, sondern auch Wünsche erfüllt.« Ali Bin Schick lächelte. »Ihr habt doch Wünsche, oder?«
    Daka und Silvania vergaßen Turbulenzen, tödliche Begierden und gefährliche Situationen und nickten schnell. Sie zogen ihre Strümpfe und Schuhe wieder an. Daka hielt inne und blickte fragend auf. »Oder brauchen Sie auch dazu unsere Füße?«
    Ali Bin Schick winkte mit beiden Händen gleichzeitig ab. »Füße sind keine Mittler für Sehnsüchte, Träume und Wünsche. Sie stehen auf dem Boden, sind mit der Wirklichkeit verankert. Wünsche jedoch sind losgelöst, sie schweben und lassen sich treiben, bis sie sich erfüllen.« Ali Bin Schick stellte zwei Schüsselchen, kaum größer als ein Flaschendeckel, auf den Tigerrücken. Er holte eine dunkelblaue Flasche aus einem Regal. Mit gekonntem Griff zog er den Korken aus dem Flaschenhals und goss eine goldene Flüssigkeit in die Schüsselchen. Sie war dickflüssig und glänzte wie Honig. Ali Bin Schick beugte sich über die Schüsselchen, schloss die Augen, atmete tief ein und seufzte. So verharrte er ein paar Sekunden.
    Daka und Silvania beobachteten den Wahrsager. Silvania warf ihrer Schwester einen fragenden Blick zu. Daka zuckte mit den Schultern.
    Mit einem weiteren Seufzer öffnete Ali Bin Schick die Augen. »Wenn ich euch jetzt bitten dürfte, ein Haar in eins der Schüsselchen zu legen.«
    »Ein Haar? Wieso denn ein Haar?«, fragte Silvania.
    »Du meinst, wieso nicht zwei Haare?«, fragte Ali Bin Schick.
    »Nein«, erwiderte Silvania, »ich meine, wieso ein Haar und nicht ein ...«
    »Auge«, sagte Daka.
    Silvania sah ihre Schwester irritiert an.
    »Haare sind die perfekten Mittler für Wünsche«, erklärte Ali Bin Schick. »Sie gehören zu uns, können sich dennoch lösen und können in die Unendlichkeit wachsen.«
    Daka fand, das klang einleuchtend. Außerdem gab sie Ali Bin Schick lieber ihr Haar als noch einmal ihren Fuß. Sie griff mit Daumen und Zeigefinger nach einem einzelnen Haar und zog es mit einem Ruck heraus. Es war pechschwarz und gerade wie die Borsten einer Ofenbürste. Sie legte es vorsichtig in eine der beiden kleinen Schüsseln. Sofort wurde das Haar von der goldenen Flüssigkeit umschlossen.
    Silvania hatte derweil ein langes, welliges Haar von ihrem roten Kleid abgelesen und legte es in das andere Schüsselchen.
    »Die Haare müssen einen Moment im Wunschpunschöl einweichen«, erklärte der Wahrsager. Dann nahm er ein kleines, rundes Tablett, auf dem zwei wunderschöne, handtellergroße Blüten lagen. Die Blütenblätter waren weiß. An den Rändern verfärbten sie sich rosa, als hätte sie jemand in Himbeersaft getaucht. Der Blütenkelch war buttergelb. Ali Bin Schick stellte das Tablett mit den Blüten vor den Schwestern ab.
    Daka und Silvania sahen auf die Blüten. Dann sahen sie fragend zu Ali Bin Schick.
    »Gleich flüstert ihr eure Wünsche in die Blüten. Doch ich rate euch, dass ihr euch die Wünsche vorher gut überlegt. Ein Wunsch, einmal in die Sehnsuchtsblüte geflüstert und mit eurem Haar vereint, kann nicht rückgängig gemacht werden.« Ali Bin Schick hatte den Kopf gesenkt und sah die Schwestern über den Rand seiner Nickelbrille ernst an. »Verstanden?«
    Daka und Silvania nickten.
    Daka Tepes wusste sehr genau, was sie sich wünschte. Da musste sie überhaupt nicht nachdenken. Sie verschränkte die Arme und reckte das Kinn. Sie war bereit.
    Silvania Tepes hatten nur einen großen Wunsch. Den kannte sie sehr genau. Und nicht erst seit ein paar Sekunden. Sie war sich nur nicht sicher, ob er für drei Euro fünfzig nicht zu groß war. Aber warum sollte sie es nicht versuchen? Silvania streckte die Brust heraus und sah Ali Bin Schick an.
    »Ihr seid offenbar bereit«, sagte Ali Bin Schick. »Dann nehmt die Blüten in beide Hände, führt sie behutsam zum Mund und flüstert euren Wunsch in die Blüte. Danach legt ihr die Blüte wieder auf das Tablett. Es ist wichtig, dass ihr ganz leise flüstert. Keiner darf euren Wunsch hören.«
    Daka und Silvania folgten Ali Bin Schicks Anweisungen.
    Silvania hielt sich die Blüte dicht vor den Mund und flüsterte:
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