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Herzen im Feuer

Herzen im Feuer

Titel: Herzen im Feuer
Autoren: Unknown
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daß sie so hübsch war. Die Wände waren mit Mahagoni furniert, und von der Decke hingen feingeschliffene kristallene Öllampen. Eine Pelz- decke, fein wie Zobel, war über das Fußende der Koje gebreitet. Mara setzte ihre Haube ab, zog ihre Handschuhe aus und warf sie auf den Mantel, den sie über eine Stuhllehne gelegt hatte. Dann ging sie hinüber zum Bullauge und starrte hinaus. Hinter dem Bug eines zweiten Schif- fes, das längsseits lag, sah sie Wasser blinken. Sie hörte, wie die Mann- schaft auf Deck alle Vorbereitungen zum Segelsetzen traf. Bald würde man den Anker lichten und in den Mississippi hinaussegeln. Von dort aus ginge es dann in den Golf und fort von New Orleans.
    Lautes Fußgetrappel vor der Kabinentür lenkte Mara von ihrem winzigen Ausblick ab, und gerade, als die Tür geöffnet wurde, drehte sie sich um.
    »Wir segeln in ein paar Minuten ab, Mara!« rief Paddy. »Willst du mit an Deck kommen und zuschauen?«
    Mara schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, Paddy.«
    Paddy schien enttäuscht. »Kann ich trotzdem rauf gehen? Jamie hat gesagt, sie kommt mit«, bettelte er.

»Ja, geh nur, aber paß auf, daß dir nichts passiert«, ermahnte ihn Mara. Er rief ihr über die Schulter ein schnelles Dankeschön zu und rannte aus der Kabine.
    Mara saß in ihrer Kabine und merkte nicht, wie die Zeit verging und die Kälte langsam durch die Wände drang. Sie lehnte an der Seitenwand ihrer Koje und starrte, ohne etwas zu sehen, auf ihre Hände, die sie im Schoß gefaltet hatte. Ihre Brust war wie zugeschnürt, als würde etwas in ihr aufsteigen, über das sie keine Kontrolle hatte. Irgendwann spürte sie dann das sanfte Wiegen des Schiffes, das langsam in den Mississippi hinaustrieb.
    Sie hatten New Orleans tatsächlich verlassen. Plötzlich wurde Mara sich der Tragweite dieses Satzes bewußt. Nie wieder würde sie Nicholas Chantale begegnen, jenem kreolischen Abenteurer, in den sie sich so hoffnungslos verliebt hatte. Das Spiel war aus, all ihre Träume zerbro- chen.
    Mara fühlte einen starken Druck hinter ihren Augen, der in einen scharfen Schmerz überging, und plötzlich begann ihr Kopf zu dröhnen. Hektisch zog sie die Nadeln aus ihrem Haar, die ihre Frisur stützten, und sie stöhnte unwillkürlich auf, als ihr das dichte, lange Haar über die Schultern floß. Sie fuhr mit den Fingern durch die seidige Masse, doch ihre Schläfen hörten nicht auf zu pochen.
    Ihre Kehle war wie zugeschnürt, und sie schluckte gequält. Immer wieder mußte sie blinzeln, denn ihre Augen brannten, glühten, und plötzlich spürte sie Feuchtigkeit auf ihren Wangen und salzige Spuren davon in ihren Mundwinkeln.
    »O mein Gott, es ist solange her«, flüsterte sie. Dann begann sie hemmungslos zu weinen. Tiefe Schluchzer entrangen sich ihrem schlanken Leib, und all die Schmerzen, all die Enttäuschungen ihrer traurigen Kindheit und der letzten Jahre kamen nun aus den Tiefen ihres Innern hoch. Sie weinte um Maud O'Flynn, ihre Mutter, und sah wieder jenes schicksalhafte Zimmer in Paris vor sich.
    Sie weinte um Brendan, um seine Träume und seine Enttäuschungen, denn er hatte sich so sehr ersehnt, jemand zu sein, und hatte in einem kalten Grab auf einem kahlen Hügel weitab der Heimat geendet.
    Aber vor allem weinte sie um Nicholas, um seine Liebe, die sie nie erringen würde, und um die Liebe, die sie nie mehr geben konnte.
    Sie barg ihr Gesicht in dem Kissen in der Koje und trauerte um sie alle, um all die verlorenen Jahre. Ihr war, als drohte ihr Herz zu bersten.

Sie weinte und schluchzte, überflutet von Gefühlen, die sie aus ihrem Leben verbannt zu haben glaubte. Sie hörte nicht, wie die Kabinentür geöffnet wurde, wie eine tiefe Stimme zu ihr sprach. Sie spürte nicht die starken Arme, die sich um ihren bebenden Körper schlossen und ihn an eine starke Brust drückten, so daß sie eigentlich hätte hören müssen, wie ein Herz unter ihren Wangen klopfte.
    Sie sank in einen erschöpften Schlaf. Doch dann verloren sie die tröstenden Träume wieder, und das Bewußtsein kehrte zurück, obwohl sie sich mit allen Kräften dagegen wehrte, die Augen zu öffnen. Sie fühlte sich so warm, so geborgen. Sie streckte sich und stutzte, als sie plötzlich einen harten Arm quer über ihrem Bauch liegen spürte.
    Sie riß die Lider auf und blickte in zwei grüne Augen, die sie auf- merksam beobachteten.
    »Nicholas?« Ihre Lippen zitterten, und in ihren goldenen Augen stand Angst. »O Gott, erspar' mir diese grausame Strafe. Das
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