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Herzen im Feuer

Herzen im Feuer

Titel: Herzen im Feuer
Autoren: Unknown
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sie über Abfälle, aber trotz ihrer Erschöpfung setzte sie ihren Weg fort. Als sie am anderen Ende der Gas se wieder auf eine breitere Straße gelangte, war ihr klar, daß sie sich verlaufen hatte.

Hektisch blickte sie sich um. Kein Stern stand am Himmel, und der Nieselregen war stärker geworden. In der Ferne grollte Donner, der noch Schlimmeres versprach. Mara zitterte vor Kälte und Angst, als sie an der nächsten Straßenecke lodernde Fackeln an den Hauswänden erblickte. Sie wandte sich in die entgegengesetzte Richtung und tauchte in der Dunkelheit unter. Fünfzehn Minuten später, vielleicht auch eine halbe Stunde - Mara hatte jedes Zeitgefühl verloren -, hielt sie an einer Ecke an und schaute sich verloren um. Wo war sie? Ängstlich zog sie sich in die Schatten zurück, als eine Gruppe vorbeispazierte. In diesem Augenblick fiel ihr Blick auf das Straßenschild, und sie erinnerte sich an Françoise Ferrare. Nicholas' Cousine wohnte in dieser Straße. Jetzt entdeckte Mara auch den Blumenwagen an der gegenüberliegenden Ecke, dessen Angebot mit Fackeln beleuchtet war, um die Nachtschwär- mer darauf aufmerksam zu machen. Mara lachte nervös. Sie konnte nicht weit von Françoises Haus entfernt sein. Müde schleppte sie sich die Straßen entlang, das immer schwerer werdende Paket in den Armen.
    Plötzlich wurde sie von jemandem gepackt. Sie drehte sich um und stieß einen Schrei aus. Eine gräßliche Fratze mit roten Backen, hervor- quellenden Augen und einer wahnwitzig langen Nase grinste sie an. Messerscharfe Zähne blitzten in dem verzerrten Mund.
    Mara hörte nicht einmal mehr ihren Schrei, so ohrenbetäubend laut pochte ihr Herz. Die Hände des Monsters gruben sich noch tiefer in ihre Schultern und wirbelten sie herum, bis sie halb ohnmächtig nur noch in die dämonische Fratze schauen konnte. Verzweifelt versuchte sich Mara aus dem Griff zu befreien. Sie kratzte und schlug gegen den hageren Körper, der schließlich lachend von ihr abließ. Ohne sich um ihr heruntergefallenes Paket zu kümmern, rannte Mara so schnell sie konnte die Straße hinunter.
    Und dann erblickte sie den Zaun und zwischen den Bäumen die rosafarbenen Fensterläden, hinter denen ein warmes Licht schien. Mit einem tiefen Schluchzer warf sie sich gegen das Tor, und im selben Moment spürte sie einen entsetzlichen Schmerz in ihrem Unterleib. Schmerzgekrümmt stolperte sie in den Garten und die Stufen zur Eingangstür hinauf. Sie ließ sich gegen die Tür fallen und sank, als würde sie beten, in die Knie.
    »Herr, bitte nicht! Bitte! Ich darf sein Kind nicht verlieren, bitte nicht«, hörte sich Mara beten, bevor sich die Dunkelheit über sie senkte.

Als Mara die Augen öffnete, strömte helles Licht durch die Fenster. Sie fragte sich, wo sie sich wohl befinden mochte, denn das Zimmer war ihr vollkommen fremd. Es war ein hübsches Schlafzimmer mit goldver- zierten Tapeten und blau und gold gestreiften, seidenbezogenen Ses- seln. Mara blickte zu dem ebenfalls blau und gold gestreiften Himmel über ihrem Bett auf und seufzte. Die spitzenbesetzten Kissen strömten einen schwachen Lavendelduft aus, der sie zum Träumen verleitete, bis sie hörte, wie die Tür geöffnet wurde. Sie blickte hoch und sah Fran- chise hereinkommen. In diesem Augenblick kehrten die Ereignisse der vergangenen Nacht in ihr Gedächtnis zurück, und mit einem er- schreckten Schrei faßte sie sich an den Bauch.
    »Ich habe es verloren, nicht wahr?« Françoise eilte an ihr Bett. Sorgenfalten standen auf ihrer Stirn. »Es ist fort. Ich habe es umge- bracht, nicht wahr? Zuerst wollte ich es nicht, ich habe es vielleicht sogar gehaßt. Aber ich habe es nicht so gemeint. O Gott, ich habe Nicholas' Baby verloren!« schluchzte sie in tiefer Verzweiflun g.
    Françoise zog einen Stuhl heran, nahm Maras zitternde Hand und legte sie zwischen ihre. »Nein!« erklärte sie ihr mit fester Stimme und klarem Blick. »Sie haben le petit bèbè nicht verloren. Er ist immer noch in Ihnen, ma chérie.« Sie drückte Maras Hand auf ihren Bauch. »Sehen Sie, man spürt es schon. Er ist nicht mehr flach, und bald wird er so groß, daß Sie verzweifelt sein werden.« Françoise lachte, und ihre blauen Augen strahlten freundlich.
    Mara schluckte. »Ich habe es nicht verloren«, hauchte sie.
    »Nein, Sie haben es nicht verloren«, wiederholte Françoise be- stimmt. Erleichtert bemerkte sie, daß Mara O'Flynns Verzweiflung nachließ. »Aber Sie haben mir solch einen Schrecken eingejagt. Mon
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