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Herzen im Feuer

Herzen im Feuer

Titel: Herzen im Feuer
Autoren: Unknown
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Dieu, ich dachte, Sie wären tot. Noch nie habe ich so etwas Furchtbares gesehen. Wie Sie vor meiner Tür lagen! Ich glaube, ich bin um Jahre gealtert, als ich Sie gehört habe.«
    »Es tut mir leid, aber ich hatte mich verlaufen, und überall waren diese Gestalten mit ihren gräßlichen Masken. Ich habe mich so gefürch- tet«, gestand Mara schamrot. »Ich weiß gar nicht, was über mich kam. Und dann dachte ich, ich würde das Baby verlieren...« Allein die Erinnerung daran war schmerzhaft.
    »Oh, ma chérie«, schalt Françoise sie freundlich. »Was um alles in der Welt haben Sie so spät noch draußen getrieben? Zu dieser Jahreszeit wagt sich kein normaler Mensch nachts auf die Straße.«

»Ich mußte ein paar Kleider vom Schneider abholen. Ich hatte ja keine Ahnung, wie es hier abends zugeht. Ich wußte, daß es Karneval ist, aber - sie waren so wild.« Immer noch ängstlich, fröstelte Mara.
    »Das ist jedes Jahr beim mardi gras so. Zu dieser Zeit finden alle möglichen Bälle und Feste statt, und die Straßen sind das reinste Toll- haus. Kein anständiger Mensch geht nachts im Januar hinaus, am allerwenigsten eine Frau.«
    Mara knetete verlegen die Hände, denn eben war ihr eingefallen, daß Françoise vielleicht noch gar nicht über Alain und die Vorfälle auf Beaumarais Bescheid wußte.
    »Sie haben Sandrose ziemlich überstürzt verlassen und einiges Auf- sehen verursacht, wie ich gehört habe«, wechselte Françoise plötzlich das Thema.
    Mara sah auf. »Ich -«
    Françoise nickte traurig. »Ja, ich habe von Alain gehört.«
    Jetzt erst bemerkte Mara, daß Françoise ganz in Schwarz gekleidet
    war.
    Françoise verstand Maras fragenden Blick und erklärte leise: »Alain ist tot.«
    »Wie bitte?« fragte Mara überrascht. »Das verstehe ich nicht. Wir haben ihn auf Beaumarais gelassen. Was ist denn geschehen?« Maras Herzschlag beschleunigte sich, und sie fragte: »Ist Nicholas hier?«
    Françoise schüttelte den Kopf. »Non. Nicholas ist nicht hier«, ant- wortete sie und machte dann eine nachdenkliche Pause. »Aber mein Papa ist gestern angekommen und hat mir alles erzählt. Ich wollte ihm zuerst gar nicht glauben. Es ist eine so unglaublich tragische Ge- schichte. Armer Papa«, seufzte Françoise, »er macht sich solche Vor- würfe, nicht nur wegen Alain, sondern auch wegen allem anderen.« Sie rieb sich die Schläfen und schaute Mara dann an. »Ich kann es immer noch nicht fassen, daß Alain zu so etwas fähig war«, flüsterte sie und tupfte sich mit einem Taschentuch die Augenwinkel. »Wahrscheinlich war sein Tod Gottes Strafe für all seine Sünden.«
    »Was ist denn geschehen?«
    »Papa erzählte, der Fluß hätte den Grund zurückgefordert, auf dem Beaumarais stand und dem schlammigen Strom trotzte. Beaumarais gibt es nicht mehr, es ist zerstört.«
    »Zerstört?« wiederholte Mara.
    »Die Fundamente haben dem Druck des Wassers offenbar nicht

standgehalten. Alain befand sich noch im Haus, als es einstürzte. Nur eine oder zwei Säulen stehen noch, sonst nichts. Alles ist fort. Nicholas war nach Beaumarais zurückgekehrt, um mit Alain abzurechnen, und er hat das Haus so vorgefunden. Das Wasser reichte bis zur Treppe, die immer noch stand, aber nun ins Nichts führte. Darunter fand man dann Alains Leiche«, endete sie mit belegter Stimme.
    Beaumarais war zerstört. Nach so langer Zeit war Nicholas an seine Geburtsstätte zurückgekehrt, nur um miterleben zu müssen, wie ihm sein Haus wieder genommen wurde. Das Haus war also verloren, doch zumindest hatte er die Wahrheit über seine Vergangenheit erfahren. Das ist ihm bestimmt ein Trost, dachte Mara traurig. Wie gern wäre sie jetzt bei ihm gewesen, um ihn zu trösten. Aber er war weit weg, und sie würde nie wieder ihre Arme um ihn legen können.
    »Wie geht es Nicholas?« fragte sie zaghaft.
    »Papa sagt, er hätte sich inzwischen von dem Schlangenbiß erholt. Natürlich trauert er um Beaumarais«, antwortete ihr Françoise. Ihre blaugrünen Augen wurden schmal, während sie die Frau im Bett beob- achtete.
    »Ist - ist er immer noch auf Sandrose?« fragte Mara, ohne Françoise dabei in die Augen zu sehen.
    »Mais oui«, lachte Françoise grob. »Sie glauben doch nicht, daß Amaryllis ihn wieder aus ihren Klauen läßt!«
    Weil Mara betreten schwieg, verfluchte sich Françoise insgeheim. »Ich und mein vorlautes Maul! Verzeihen Sie, aber nachdem Sie hier in New Orleans sind und Nicholas in Sandrose ist, dachte ich ... nun, ich dachte, Sie würden
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